Datenlücken schließen, Doppelerhebungen vermeiden

Kommission erarbeitet Empfehlungen für eine effizientere statistische Infrastruktur

Statistisch-wissenschaftliche Informationen sind in einer Zeit schneller Umbrüche unentbehrlich. Aktuelle Fragen wie die Rentenfinanzierung, der zukünftige Bedarf an Lehrern oder die Kostenentwicklung im Gesundheitssystem lassen sich ohne Informationen über Einkommen, Bildungsverhalten, Geburtenrate und Gesundheitszustand nicht sachgerecht beantworten. Doch statistische Erhebungen sind nicht nur aufwendig, sondern belasten auch die befragten Bürger und Unternehmen. Andererseits können die Forschungsergebnisse, die Soziologen und Ökonomen auf der Grundlage verlässlicher statistischer Daten erarbeitet haben, auch als Basis für wirtschaftspolitische oder sozialpolitische Entscheidungen dienen und dazu beitragen, Veränderungen sozialverträglich zu steuern und zu gestalten. Leider können Wissenschaftler nicht immer auf vorhandene Daten zugreifen. Außerdem kommt es durch mangelnde Transparenz in den Datenbeständen auch gelegentlich zu Doppelerhebungen.
Vor kurzem hat daher das Ministerium für Bildung und Forschung eine Kommission aus zehn Fachwissenschaftlern aus der Ökonomie und Soziologie und Vertretern der amtlichen Statistik berufen, um die Qualität der statistischen Infrastruktur in Deutschland zu begutachten.
Die Kommission deckte zunächst einige „weiße Flecken“ in der Datenlandschaft auf. So fehle zum Beispiel eine Dienstleistungsstatistik, in welcher der ständig wachsende Anteil von Dienstleistungen am Arbeitsmarkt näher analysiert werden könne. Auch werde die Möglichkeit zu wiederholten Befragungen derselben Erhebungsgruppen wenig genutzt, so dass es kaum Längsschnittdaten gebe. Bedauert wurde auch, dass die Register der Bundesanstalt für Arbeit Wissenschaftlern nicht zugänglich sind, was eine wissenschaftlich solide Evaluierung der aktiven Arbeitsmarktpolitik erschwert.
Die statistische Infrastruktur sei im internationalen Vergleich punktuell noch verbesserungsbedürftig, befanden die Experten. Sie erarbeiteten insgesamt 36 konkrete Empfehlungen für die Zukunft. So solle ein Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten eingerichtet werden, der den Datenfluss zwischen statistischen Ämtern und der Wissenschaft verbessern solle. Für nicht-anonymisierbare Einzeldaten sollen die statistischen Ämter und die Bundesanstalt für Arbeit Forschungsdatenzentren einrichten, um Wissenschaftlern Untersuchungen mit Mikrodaten zu ermöglichen. Außerdem empfiehlt die Kommission so bald wie möglich eine Volkszählung durchzuführen und die Dienstleistungsstatistik in Angriff zu nehmen. Die statistische Ausbildung in den einschlägigen Studienfächern müsse in Zukunft wesentlich gründlicher werden, damit mehr Fachleute mit den modernen statistischen Methoden vertraut sind.
Der Soziologe Professor Karl Ulrich Mayer, zur Zeit geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, war Mitglied dieser Kommission und ist nun Vorsitzender des Gründungsausschusses für einen Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten. Dieser Gründungsausschuss berät derzeit erste Anträge zur Einrichtung von Forschungsdatenzentren.

Der ausführliche Bericht „Wege zu einer besseren informationellen Infrastruktur“ ist in der Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden (2001) unter der ISBN 3-7890-7388-1 erschienen.

Mitglieder des Gründungsausschusses sind außerdem:

Johann Hahlen, Präsident des Statistischen Bundesamtes, Wiesbaden
Eckart Hohmann, Präsident des Hessischen Statistischen Landesamtes, Wiesbaden
Prof. Dr. Gerhard Kleinhenz, Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg
Prof. Dr. Walter Müller, Universität Mannheim
Prof. Dr. Richard Hauser, Johann-Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Prof. Dr. Wolfgang Jagodzinski, Universität Köln
Prof. Dr. Jürgen Krupp, Darmstadt
Prof. Dr. Gerd Wagner, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin

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Dr. Antonia Rötger idw

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