Freiberger Informatiker entwerfen Feuerwehr-App

Mit der Software können die Feuerwehrmänner das Hydrantennetz am Einsatzort digital abrufen, Warntafeln – die rechteckigen, orangefarbenen Schilder auf Gefahrguttransportern – per Scan auswerten, Rettungskarten von Pkw-Modellen herunterladen und die Atemschutzgeräte der Einsatzkräfte überwachen. Zwar gibt es die Software bislang nur als Prototyp, erste Berufsfeuerwehren haben aber bereits Interesse angemeldet, die App bei ihrer Aus- und Fortbildung zu testen.

Wenn es nach Frank Gommlich ginge, sollten die Einsatzkräfte der Feuerwehr in Zukunft neben Schläuchen, Leitern und Pumpen auch Tablet-PCs, wie das Apple iPad, zu den Einsätzen mitnehmen. „Als freiwilliger Feuerwehrmann kenne ich die Situationen und Umstände, die bei Einsätzen Zeit rauben“, beschreibt Gommlich seine Erfahrungen. Der Doktorand am Lehrstuhl für Informatik der TU Bergakademie Freiberg ist sich sicher, dass mit Hilfe moderner Geräte die Arbeit der Feuerwehren erleichtert werden könnte. Deswegen hat er gemeinsam mit Studenten der Ressourcenuniversität die App iRescue entwickelt, „die eine kompakte Alternative zu vielen Methoden, die momentan angewendet werden, darstellt.“

So nutzen Feuerwehrleute gegenwärtig zum Beispiel so genannte Hydrantenbücher, um am Einsatzort die Wasserspender zu finden. „Das Problem ist aber, dass die Unterlagen häufig nicht auf dem neuesten Stand sind, da sie nur unregelmäßig aktualisiert werden“, erläutert Gommlich. Mit der neuen App lässt sich sowohl das Hydrantennetz rund um den Einsatzort visualisieren als auch die benötigte Schlauchlänge berechnen. „Dadurch ist es möglich, bereits während der Anfahrt die am günstigsten gelegenen Hydranten auszusuchen und die Vorgehensweise beim Löschen zu planen.“ Aber auch während des Notfalls bietet die Software Unterstützung, denn sie kann digital die Atemschutzgeräte überwachen.

Werden bei Bränden diese Geräte zum Schutz der Helfer verwendet, muss der Druck in den Behältern ständig kontrolliert werden. Die Feuerwehrleute in der Gefahrensituation melden ihn per Funk zu bestimmten Zeitpunkten an die Einsatzleitung, die ihn in einer Überwachungstafel festhält. „Die verbleibende Einsatzzeit beruht aber eher auf Vermutungen“, gibt Gommlich zu Bedenken. „Denn beim ersten Anschließen des Gerätes wird abhängig von der Schwere des Brandes geschätzt, wie schnell der Druck wahrscheinlich abfällt. Sollte sich aber herausstellen, dass die Arbeit der Einsatzkräfte anstrengender ist als vermutet, geht dieses Prinzip nicht mehr auf – es könnte also im schlimmsten Fall zu einem Atemschutznotfall kommen. Bei unserer App kann man hingegen die Daten eingeben und sich den Druckabfall zwischen den Messpunkten automatisch berechnen und die Resteinsatzdauer prognostizieren lassen.“

Doch nicht nur bei Bränden, sondern auch bei Verkehrsunfällen kann die Software die Arbeit der Retter erleichtern. So ermöglicht die App, die Warntafeln – die rechteckigen, orangefarbenen Schilder auf Fahrzeugen, die Gefahrgut transportieren – per Scan zu identifizieren. „Wir erhalten dadurch direkt die nötigen Informationen zu Gefahren, die von den beförderten Gegenständen oder Stoffen ausgehen, und Tipps zu Löschmitteln, die wir verwenden können – ohne lange in speziellen Büchern nachschlagen zu müssen“, beschreibt Gommlich die Vorteile der App.

Auch bei der Rettung eingeklemmter Personen liefert die Software schnellen Rat: „Beim Zerschneiden komplexer Fahrzeugkonstruktionen geht häufig wertvolle Zeit verloren“, erläutert Gommlich. „Dank so genannter Rettungskarten, auf denen wichtige Bauteile wie Airbags oder Gurtstraffer in einer Fahrzeugskizze dargestellt werden, können die Einsatzkräfte schnell feststellen, wo sie ansetzen müssen, um die eingeklemmte Person sicher zu befreien. Leider haben aber nur wenige Autofahrer die Rettungskarten im Wagen.“ Der Informatiker und sein Team haben deshalb auf der App ein Feature eingebaut, mit dem die Feuerwehrleute diese Anleitung zum sicheren Zerschneiden für verschiedene Automodelle direkt auf den Tablet-PC laden können.

Die Software könnte sich als Unterstützung für die Retter in der Not erweisen. Aber auch Gommlich ist sich klar, dass die modernen Geräte nur technische Hilfsmittel sein können: „Letztendlich kommt es darauf an, ob unsere Entwicklung den Einsatzkräften in der Gefahrensituation einen Nutzen bringt oder sie eher behindert.“ Bei Tests mit einer Berufsfeuerwehr wollen der Doktorand der Bergakademie und seine Kollegen deswegen herausfinden, an welchen Stellen sie die App, die bislang als Prototyp für iPads vorliegt, noch verbessern müssen.

Media Contact

Simon Schmitt idw

Weitere Informationen:

http://www.tu-freiberg.de/

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