Tech-Software für den „Sound of Silence“

Feld mit Windkraftanlagen in den USA.
© Christin Beeck

Kieler Start-up COMPOSE hilft Maschinenherstellern etwa in der Windkraftbranche bei der Verringerung von Lärm.

Wenn Windenergieanlagen zu laut sind, stören sie nicht nur die Anwohnenden: Sie müssen zudem häufig nachts abgeschaltet werden oder leistungsreduziert laufen – aus wirtschaftlicher Sicht ein immenser Schaden. Neben den Geräuschen der Rotorblätter sind dröhnende Getriebe ein häufiges Problem. Die innovative Software des Kieler Teams von COMPOSE hilft den Herstellern Getriebelärm bereits in der Entwicklungsphase unter Kontrolle zu bekommen. Nach der Förderphase mit Unterstützung des EXIST Forschungstransfer-Programms und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) startete COMPOSE jetzt in die Selbstständigkeit – mit deutlich erweiterten Einsatzfeldern.

Entwicklung zur Marktreife

Das COMPOSE-Team (v. l.): Gabriel Gebre Musie, Christian Schönke und Thies Hecker.
© COMPOSE Technologies GmbH

„Wir sind so weit, dass wir in die Pilotphase mit Kooperationspartnern gehen können. In Gesprächen hat sich gezeigt, dass unsere Software nicht nur für Windenergiehersteller interessant ist. Überall, wo Getriebe und Maschinen im Allgemeinen entwickelt werden, kann unsere Innovation dabei helfen, Probleme zu lösen. Und zwar besonders dann, wenn extrem präzise Simulationsergebnisse notwendig sind – etwa bei der Optimierung von Geräuschemissionen“, erläutert Thies Hecker von COMPOSE. Gemeinsam hat er mit den zwei anderen Maschinenbau-Ingenieuren Christian Schönke und Gabriel Gebre Musie 24 Monate lang an einer Software gearbeitet, die sehr genau Eigenschaften wie das Lärmverhalten von technischen Anlagen vorhersagen kann. Gerade für sensible Branchen wie die der Windkraft ist die Innovation überaus relevant, wie erste Rückmeldungen zeigten. Zunächst konnte das Team im Zentrum für Entrepreneurship (ZfE) der CAU seine Idee entwickeln. „Für unsere Arbeit ist es eine große Unterstützung, dass wir vom Bundeswirtschaftsministerium mit dem Programm EXIST Forschungstransfer gefördert und von den Gründungsberaterinnen und -beratern des ZfE begleitet worden sind“, berichtet Schönke, der das Start-up führt. Nach der Gründung im August 2022 können die Ingenieure ihr Produkt nun mit einem weiteren EXIST-Schub von 180.000 Euro für die Marktreife vorbereiten.

Die drei Gründer haben nach ihrem Studium bereits viel Berufserfahrung beim schleswig-holsteinischen Windkraft-Unternehmen Senvion gesammelt. „Mit dem Wissen um die Probleme der Branche haben wir innovative Ansätze zur Verbesserung entwickelt und entschieden, uns in einem eigenen Unternehmen selbstständig zu machen“, berichtet Gebre Musie. „Der Bereich Automotive beispielsweise wäre ebenfalls ein interessanter Markt für uns – nicht nur in Bezug auf das Thema Lärmemissionen. Wir können unsere Simulationssoftware auch für andere Felder einsetzen, etwa die Festigkeit, Lebensdauer und Kostenoptimierung von Maschinenteilen.“

Arbeitsteilung als Erfolgsrezept

Eine gute Resonanz habe man kürzlich bei der internationalen Leitkonferenz zum Thema Getriebe an der Technischen Universität München erhalten, wo Schönke das Produkt und seine Anwendung in einem gemeinsamen Fachvortrag mit Getriebeexperten der TU Kaiserslautern vorstellen konnte. Inzwischen ist COMPOSE ins Kieler Innovations- und Technologiezentrum KITZ umgezogen, wo das Team Kontakte zu anderen Tech-Start-ups pflege, berichtet der Maschinenbau-Ingenieur. Auch wenn alle gemeinsam an der Software arbeiten: „Es hat sich bei uns als produktiv herausgestellt, dass sich jeder auf einen bestimmten Bereich spezialisiert, berichtet Schönke, der schwerpunktmäßig für die Weiterentwicklung der Simulationsverfahren und für den Vertrieb zuständig ist. Gebre Musie kümmert sich um die Finanzen und Hecker leitet die Softwareentwicklung. Unterstützung kommt von Werkstudierenden und externen Beratern.
Erfreut zeigte sich Dr. Anke Rasmus, Leiterin des Zentrums für Entrepreneurship, über die Unternehmensgründung: „Wir wollen, dass COMPOSE ein Erfolg wird. In der Vorgründungsphase haben wir das Vorhaben intensiv unterstützt und standen dem Team mit Rat und Tat zur Seite.“ Fachliche Unterstützung bekamen die Gründer von Prof. Dr. Stephan Wulfinghoff vom Institut für Materialwissenschaft.

Über EXIST Forschungstransfer
Das Programm EXIST Forschungstransfer des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz richtet sich an technisch besonders anspruchsvolle Gründungsvorhaben aus Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen mit langen Entwicklungszeiten. Fachbereiche sind die Energie-, Umwelt-, Bio- und optische Technologie ebenso wie die Material-, Mikrosystem- und Medizintechnik sowie Teile der Informations- und Kommunikationstechnologien. Ziel ist es, die Forschungsergebnisse mit Marktpotenzial zu einem Businesscase auszuarbeiten und die geplante Unternehmensgründung vorzubereiten. Gefördert werden Forschungsteams mit maximal drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und eine Person mit betriebswirtschaftlicher Kompetenz. Die Fördersumme für die erste Phase beträgt im Durchschnitt 750.000 Euro, in der zweiten Phasen wird nochmal mit 180.000 Euro unterstützt.

Fotos stehen zum Download bereit:
http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/2023/009-compose-gruppenfoto.jpg
Das COMPOSE-Team (v. l.): Gabriel Gebre Musie, Christian Schönke und Thies Hecker.
© COMPOSE Technologies GmbH

http://www.uni-kiel.de/de/pressemitteilungen/motivbilder/windkraft-usa.jpg
Motivbild: Feld mit Windkraftanlagen in den USA.
© Christin Beeck

Kontakt COMPOSE Technologies GmbH:
Christian Schönke, Thies Hecker, Gabriel Gebre Musie
E-Mail: info@compose-technologies.de

Zentrum für Entrepreneurship (ZfE) der CAU:
Dr. Anke Rasmus
Telefon: 0431/880-4698
E-Mail. arasmus@uv.uni-kiel.de

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Kontakt COMPOSE Technologies GmbH:
Christian Schönke, Thies Hecker, Gabriel Gebre Musie
E-Mail: info@compose-technologies.de

Weitere Informationen:

http://www.uni-kiel.de/de/detailansicht/news/009-compose

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