Wie lassen sich Forschungsdaten standardisieren?

Moderne Mikroskope produzieren sehr große Datensätze, die gespeichert, verarbeitet und archiviert werden müssen. Das Konsortium möchte den Workflow durch eine Standardisierung der Formate und Bearbeitungsschritte vereinfachen.
(c) Werner Zuschratter / LIN

Analysiert man Hirnschnitte oder Zellen unter dem Mikroskop, entstehen schnell große Mengen an Daten. Doch wie kann man diese Bilddateien strukturiert abspeichern, sodass sie auch von anderen Forschenden genutzt oder automatisiert verarbeitet werden können?

Das Konsortium NFDI4BIOIMAGE, an dem Dr. Werner Zuschratter und Torsten Stöter vom Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) Magdeburg beteiligt sind, hat sich vorgenommen, Standards für Forschungsdaten aus dem Bereich Mikroskopie und Bioimaging zu entwickeln. Um solche interoperablen und Cloud-kompatiblen Standards für multi-modale Datensätze zu realisieren, wird das Konsortium in den nächsten 5 Jahren mit 10 Millionen Euro gefördert.

„Wir haben uns als Konsortium mit 22 Institutionen in der dritten und letzten Ausschreibung 2021 beworben und wurden im November 2022 als offizieller Teil der NFDI anerkannt. Im März können wir nun mit unserer Arbeit beginnen“, erklärt Torsten Stöter, Software-Ingenieur in der Combinatorial NeuroImaging Core Facility am LIN. Der Fokus der NFDI4BIOIMAGE-Initiative liegt auf Forschungsdaten für die Mikroskopie und Bildanalyse.

Gerade im Bereich Mikroskopie und biologische Bildverarbeitung fallen riesige Mengen an Forschungsdaten an, die aus räumlichen, zeitlichen und spektralen Informationen der primären Bilddaten sowie der mikroskopspezifischen Metadaten bestehen. „Pro untersuchter Probe entstehen je nach Imagingverfahren schnell Giga- bis Terabyte große Dateien und die Aufgabe besteht folglich darin, praktikable Lösungen für die Speicherung, Verarbeitung, Analyse und die gemeinsame Nutzung von Bioimaging-Daten zu finden“, beschreibt Mikroskopie-Experte Zuschratter das Forschungsfeld. „Gemeinsame Standards sind dabei der Grundstein dafür, dass Daten von anderen wiederverwendet werden können. Und auch die automatische Verarbeitung wird erleichtert, wenn Daten in einer einheitlichen Struktur vorliegen“, so Stöter.

Die Nationale Forschungsdateninfrastruktur NFDI ist eine von Bund und Ländern gemeinsam finanzierte Initiative zum Aufbau eines Infrastrukturrahmens für das Forschungsdatenmanagement in Deutschland. Das Netzwerk, in dem insgesamt 27 Konsortien aus allen Wissenschaftsbereichen über einen Zeitraum von bis zu zehn Jahren finanziert werden, soll gemeinsame Standards entwickeln und zentrale Infrastrukturen für die Speicherung, Vernetzung und Nutzung von Daten aus Wissenschaft und Forschung aufbauen. Damit soll zukünftig eine nachhaltige fach- und institutsübergreifende Mehrfachnutzung der Daten ermöglicht werden.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Dr. Werner Zuschatter

Weitere Informationen:

https://nfdi4bioimage.de/en/start

http://www.lin-magdeburg.de/

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Informationstechnologie

Neuerungen und Entwicklungen auf den Gebieten der Informations- und Datenverarbeitung sowie der dafür benötigten Hardware finden Sie hier zusammengefasst.

Unter anderem erhalten Sie Informationen aus den Teilbereichen: IT-Dienstleistungen, IT-Architektur, IT-Management und Telekommunikation.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…