Parkinson: Zitter-Simulation am PC

Modell erfasst ungewöhnliches Muster der Signalabfeuerung bei betroffenen Gehirnzellen

Mathematiker der Ohio State University könnten den Ursprung des Parkinson´schen Zitterns gefunden haben. Die Forscher um David Terman entdeckten bei der Konstruktion eines Computermodells zur Erfassung der elektrochemischen Aktivität in einem Parkinson-Gehirn ungewöhnliche Muster in der Art und Weise, wie Gehirnzellen Signale vor und zurück feuern. Das Team hofft, mit ihrem konstruierten Computermodell die Entwicklung neuer Behandlungen gegen die Parkinson-Erkrankung und andere neurologische Störungen vorantreiben zu können. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Journal of Neuroscience veröffentlicht. 

“In einem gesunden Gehirn besitzt jedes Zellsignal ein zufälliges Muster. Im Modell zeigte sich, dass Zellen gemeinsam ein Signal abgaben und so ein synchronisiertes Muster entstand, das mit dem Eintreten des Zitterns übereinstimmte”, so Terman. Bisher wurde generell angenommen, dass ein Verlust des Neurotransmitters Dopamin die Krankheit bedingt. Wie ein Dopamin-Mangel aber mit dem Zittern zusammenhängt gilt bis dato als unbekannt. In der Vergangenheit gingen Forscher davon aus, dass eine drastische Zunahme in der Signalfrequenz dafür verantwortlich ist. Während Parkinson´scher Schübe feuern Gehirnneuronen beinahe zweimal so schnell wie gewöhnlich. Das Zittern konnte durch die Frequenzsteigerung aber nicht erklärt werden, ergänzte Terman. “Wie das Computermodell zeigt, spielen auch Signalmuster eine bedeutende Rolle.”

Das Computermodell ist eine Software-Simulation der Gehirnzellen und der elektrischen Signale, die zwischen diesen wandern. Den Forschern gelang es, willkürlich Signal feuernde Gehirnzellen zu reproduzieren. Bei der Simulation eines Dopamin-Verlusts entdeckten sie ein andersartiges Signalübertragungsmuster. Die Zellen verhielten sich, als gehörten sie zu zwei getrennten Gruppen. Zellen der Gruppe A feuerten gemeinsam, während die Signale der Gruppe B unterdrückt wurden. Anschließend feuerten Zellen der Gruppe B gemeinsam und die Signale der Gruppe A wurden unterdrückt. Die Daten des Computermodells verglichen die Forscher mit experimentellen Werten eines Rattengehirns und entwickelten ein Szenario, wie es für die Erkrankung zutreffen könnte. Demzufolge kommt es durch den Dopaminverlust zu Veränderungen in der Signal-Übertragung in den Basalganglien. Im nächsten Schritt soll das Computermodell Gehirnregionen einschließen, die mit den Basalganglien interagieren.

Media Contact

Sandra Standhartinger pte.online

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Interdisziplinäre Forschung

Aktuelle Meldungen und Entwicklungen aus fächer- und disziplinenübergreifender Forschung.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Mikrosystemforschung, Emotionsforschung, Zukunftsforschung und Stratosphärenforschung.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Ein neuer Blick auf Unordnung in Supraleitern

Ein Forschungsteam des Max-Planck-Instituts für Struktur und Dynamik der Materie (MPSD) in Deutschland und des Brookhaven National Laboratory in den USA hat eine neue Methode zur Untersuchung von Unordnung in…

Zukunftstechnologie Lebende Materialien

Wissenschaftler aus der ganzen Welt treffen sich in Saarbrücken. 200 Forschende aus 13 Ländern treffen sich schon zum dritten Mal auf Einladung des INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien in…

Nach dem Schlucken kommt das Hochgefühl

Forscher der Universitäten Bonn und Cambridge haben einen wichtigen Regelkreis für den Essvorgang identifiziert. Demnach verfügen Fliegenlarven in ihrer Speiseröhre über spezielle Sensoren. Diese schlagen an, sobald die Tiere etwas…

Partner & Förderer