Hörtest simuliert reale Geräuschkulisse

Ergebnisse sollen Verständnis von Entwicklungs- und Lernstörungen bei Kindern verbessern

Ruth Litovsky, Forscherin an der University of Wisconsin http://www.wisc.edu , hat einen Hörtest entwickelt, der die Geräuschkulisse des Alltags simuliert. Die Testergebnisse sollen unter anderem zu einem besseren Verständnis von Entwicklungs- und Lernstörungen bei Kindern beitragen. Mitunter könnten die Resultate auch Fragen über die Architektur von Klassenräumen aufwerfen. Derzeit befindet sich der Hörtest in der Patentphase. Erste Pilotversionen wurden bereits innerhalb der USA und nach London exportiert.

Menschen hören stereophon, d.h. beidohrig. Ohne diese Fähigkeit würden verschiedene Geräusche verschwimmen und unerträglich werden. Daher kommt es bei einer Beeinträchtigung, die das stereophone Hören betrifft, zu einer Einschränkung bei der Unterscheidung zwischen wichtigen Geräuschen und Umweltlärm. “Bei Kindern kann dies Lernprozesse, die Sprechweise und allgemein die Konzentration beeinflussen”, so die Expertin für Kommunikationsstörungen. Bis dato gibt es laut Litovsky keinen Test, der tatsächlich bewerten kann, wie gut Kinder gewisse Geräusche verfolgen, andere gewissermaßen “abschalten” können. “Die meisten Hörtests in Kliniken erfolgen in ruhigen Räumen. So wird es aber schwierig, vorauszusagen, wie zum Beispiel ein gehörgeschädigtes Kind in einer lauten Umgebung zurechtkommt”, erklärte die Expertin. Ihr Hörtest simuliere aber reale Umgebungsgeräusche wie sich konkurrierende Stimmen, Spielplatz- oder Schullärm.

Bei dem Hörtest sitzen Kinder vor einem Computer, umgeben von einem Lautsprecher-Halbkreis, und hören auf Bezeichnungen, die zu Fotos am Bildschirm passen. Manchmal fordert eine Stimme auf, auf ein bestimmtes Objekt zu zeigen. Zu einem anderen Zeitpunkt ertönen verschiedene Stimmen von einer, aber auch von unterschiedlichen Positionen aus. Allerdings gibt immer nur eine Stimme Anweisungen, ein Objekt auszuwählen. Um es richtig zu identifizieren, müssen Kinder simultan auftretende Sprecher ignorieren. “Kommt die Stimme aus einer Position und treten mehrere Konkurrenz-Stimmen auf, wird der Test schwieriger”, so Litovsky.

Bisher wurden Kinder im Alter von vier Jahren getestet. Hörtests mit taub geborenen Kindern oder mit Cochlear-Implantaten zur Wiederherstellung des Gehörs sollen demnächst folgen. Der Hörtest soll darüber hinaus erklären, wie Kinder mit dem Down Syndrom oder Entwicklungsstörungen wie Autismus in einer lauten Umgebung hören. “Über ihre Gehörfunktion ist bis dato so gut wie nichts bekannt”, sagte Litovsky. Die Ergebnisse präsentiert die Forscherin am 6. Juni im Rahmen der Jahreskonferenz der Accoustical Society of America.

Media Contact

Sandra Standhartinger pte.online

Weitere Informationen:

http://www.wisc.edu

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