Kompetenzzentrum HörTech – Hilfe für zwölf Millionen hörgeschädigte Menschen
Oldenburg. Das Oldenburger Kompetenzzentrum „Systemtechnik des intelligenten HIFI-Hörgeräts der Zukunft“ (HörTech) wurde heute mit einer Festveranstaltung in der Universität Oldenburg eröffnet. Zu den namhaften Gästen aus Forschung, Industrie und Politik gehörte auch der niedersächsische Wissenschaftsminister Thomas Oppermann.
Ziel des Kompetenzzentrums HörTech ist eine umfassende Verbesserung der Systemtechnik von Hörgeräten, um Patienten ein besseres und komfortableres Hören zu ermöglichen. Im Mittelpunkt der Arbeiten stehen das menschliche Gehör und seine Störungen, digitale Signalverarbeitungsverfahren für Hörgeräte (Software) und technologische Neuerungen der Geräte selbst. Dies soll zu besseren Produkten und optimierten Anpass- und Rehabilitationsstrategien führen.
Etwa zwölf Millionen Deutsche leiden unter einem behandlungsbedürftigen Hörschaden, der ihre kommunikativen Möglichkeiten und sozialen Kontakte oft empfindlich beeinträchtigt. Pro Jahr werden jedoch nur etwa eine halbe Millionen Hörgeräte verkauft und angepasst, viele davon werden zudem kaum genutzt und enden als sogenannte „Schubladengeräte“.
Dabei machen neueste Entwicklungen im Bereich von Audiologie und digitaler Signalverarbeitung die Einführung innovativer, intelligenter Digitaltechniken bei Hörgeräten prinzipiell möglich. So wird etwa durch die zunehmende Miniaturisierung die Rechenleistung der Mikrochips für kommerzielle Im-Ohr-Hörgeräte erheblich gesteigert. Die Software zur Nutzung dieser Ressourcen aber muss ebenso wie die Anpassung an die individuellen Hörfähigkeiten deutlich verbessert werden. Und gerade hier hapert es: Eine direkte Rückkopplung zwischen Nutzern und Systementwicklern der Hörtechnologie findet kaum statt.
HörTech hat sich zur Aufgabe gemacht, diese Blockade zu durchbrechen und die Arbeiten der beteiligten Institutionen – von der Grundlagenforschung über die Produktion bis hin zur Anpassung der Hörgeräte – enger zu verzahnen.
In sechs Projekten beschäftigt sich das Kompetenzzentrum mit Hard- und Softwareaspekten von Hörgeräten und den Möglichkeiten einer verbesserten Versorgung hörgeschädigter Menschen. Darüber hinaus bietet es ein Forum für vorwettbewerbliche Forschung und Entwicklung für den gesamten Hörsystemmarkt sowie firmen- und berufsgruppenübergreifende Beratung für Politik, Gesundheitswesen, Wirtschaft und Patienten.
Das Kompetenzzentrum Hörtech, das unter Federführung der Universität Oldenburg steht, vereint Projektpartner aus Forschung und Lehre (Hörzentrum Oldenburg, Universität Giessen, Evangelisches Krankenhaus Oldenburg), Bildung (Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven, Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte, Akademie für Hörgeräte-Akustik) und der Industrie (Siemens, Audio Service, Sennheiser, Kind Hörgeräte, Otoplastik). Es hat sich im vergangenen Jahr im Wettbewerb „Kompetenzzentren Medizintechnik“ des Bundesforschungsministeriums erfolgreich durchgesetzt und wird von Bund und Land in zweistelliger Millionenhöhe gefördert.
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, Sprecher des Kompetenzzentrums HörTech, Fachbereich Physik, Universität Oldenburg, Tel.: 0441/798-5470, E-Mail: birger.kollmeier@uni-oldenburg.de
Weitere Informationen finden Sie im WWW:
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Interdisziplinäre Forschung
Aktuelle Meldungen und Entwicklungen aus fächer- und disziplinenübergreifender Forschung.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Mikrosystemforschung, Emotionsforschung, Zukunftsforschung und Stratosphärenforschung.
Neueste Beiträge
Sensoren für „Ladezustand“ biologischer Zellen
Ein Team um den Pflanzenbiotechnologen Prof. Dr. Markus Schwarzländer von der Universität Münster und den Biochemiker Prof. Dr. Bruce Morgan von der Universität des Saarlandes hat Biosensoren entwickelt, mit denen…
Organoide, Innovation und Hoffnung
Transformation der Therapie von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bleibt eine der schwierigsten Krebsarten, die es zu behandeln gilt, was weltweite Bemühungen zur Erforschung neuer therapeutischer Ansätze anspornt. Eine solche bahnbrechende Initiative…
Leuchtende Zellkerne geben Schlüsselgene preis
Bonner Forscher zeigen, wie Gene, die für Krankheiten relevant sind, leichter identifiziert werden können. Die Identifizierung von Genen, die an der Entstehung von Krankheiten beteiligt sind, ist eine der großen…