Berufliche Neuorientierung im Vorfeld von Entlassungen
Institut Arbeit und Technik untersuchte Modelle für die Verzahnung von betrieblicher Personalpolitik und öffentlicher Arbeitsmarktpolitik
Bei drohendem Personalabbau geht es heute immer dringlicher um neue Modelle, die statt spendabler Abfindungen und Entlassungen in Arbeitslosigkeit neue Beschäftigung fördern und sowohl zwischen den betrieblichen Sozialpartnern konsensfähig als auch arbeitsmarktpolitisch sinnvoll erscheinen. Ziel ist, Arbeitslosigkeit im Zuge von Entlassungen erst gar nicht entstehen zu lassen, sondern die Betroffenen bereits im Vorfeld in neue Beschäftigung auf dem externen Arbeitsmarkt zu bringen. Das Institut Arbeit und Technik untersuchte exemplarisch anhand von drei Fallstudien, wie „proaktive“ und betriebsnahe Maßnahmen zur Förderung der beruflichen Neuorientierung und Mobilität ausgestaltet werden können.
Der Forschungsbericht wertet die Erfahrungen mit Personalabbau aus, die mit dem Zentrum für Arbeit und Beschäftigung (ZAB) der Case Germany GmbH in Neuss, bei der Stillegung der Zeche Sophia Jacoba in Hückelhoven sowie der Offenen Arbeitsstiftung Steyr in Österreich gemacht wurden. Alle drei Projekte – mit sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen – hatten zum Ziel, die im Rahmen von Personalabbau zu entlassenden Arbeitnehmer in den externen Arbeitsmarkt einzugliedern. Das sollte durch eine Verzahnung von betrieblicher Personalpolitik und öffentlicher Arbeitsmarktpolitik sowie die Aktivierung von Sozialplänen erreicht werden.
Die Wiedereingliederungsergebnisse zeigen für die Arbeitsstiftung Steyr und die Zeche Jacoba, wo Weiterbildungsmaßnahmen und die Gemeinschaftsinitiative Übergänge auf den externen Arbeitsmarkt erheblich förderten, gute Erfolge. Im Gegensatz hierzu erscheint die Arbeitslosenquote von 60 Prozent unter den ehemaligen Case-Beschäftigten sehr hoch, ist jedoch u.a. darauf zurückzuführen, dass viele Betroffene aufgrund ihres Alters, ihrer niedrigen Qualifikation oder mangelnder Sprachkenntnisse zu den Benachteiligten auf dem Arbeitsmarkt zählen. Zudem hatte Case – auch mittels finanzieller Anreize – frühzeitige Austritte aus dem Unternehmen während der Stillegungsphase verhindern wollen. Die vorrangige Förderung der „Beschäftigungsfähigkeit“ – Qualifizierungsmaßnahmen waren im Stillegungssozialplan von Case nicht vorgesehen – reichte in diesem Fall nicht aus.
Die Ergebnisse der Fallstudien zeigen, dass unterschiedliche Ausgangslagen, Beschäftigtenstrukturen und arbeitsmarktliche Instrumente Einfluss auf die Chancen der Wiedereingliederung haben. „One best way“ gibt es nicht, für jeden Fall muss der eigene Weg gefunden werden.
Josef Muth (2000): „Berufliche Neuorientierung im Vorfeld von Entlassungen“
Die Studie kann beim Institut Arbeit und Technik, Abteilung Veröffentlichungen, zum Preis von 10 DM bestellt werden. Der Text steht auch unter www.iat-info.iatge.de als PDF-Datei zum Herunterladen kostenlos zur Verfügung.
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Josef Muth
Tel.: 0209/1707-123
Claudia Braczko
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