Neues Forschungszentrum für Bioinformatik
Universität Leipzig erhält 9 Millionen DM für Forschung und Lehre
Die Universität Leipzig erhält von der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den kommenden 5 Jahren insgesamt ca. 9 Millionen DM für die Etablierung eines Studiengangs für Bioinformatik und für den Aufbau eines Interdisziplinären Forschungszentrums für Bioinformatik. Beworben hatten sich 31 Universitäten. Leipzig ist die einzige Universität aus Ostdeutschland unter den 5 Gewinnern. Mit dieser Förderung werden etwa 20 Stellen für hochqualifizierte Wissenschaftler neu geschaffen.
Die Bioinformatik ist eine noch junge, sich rasch entwickelnde interdisziplinäre Wissenschaft.
Bei der Entschlüsselung der Erbanlagen von Organismen, bei der Erforschung der molekularen Informationsverarbeitung von Zellen, bei der Erforschung der Evolution von Arten fällt eine überwältigende Flut von Informationen an. Die Bioinformatik versucht diese Daten zu ordnen, miteinander in Beziehung zu setzen und für Anwendungen in der Medizin oder Biotechnologie nutzbar zu machen. Hierbei sind unter anderem Computermodelle biologischer Vorgänge von zunehmender Bedeutung. Für diese Aufgaben führt die Bioinformatik Methoden aus der Biologie, Chemie, Physik, Pharmazie, Mathematik und Informatik zusammen.
Der Leipziger Antrag wird von den drei Fakultäten für Mathematik und Informatik, Biowissenschaften und Medizin gemeinsam mit den drei Leipziger Max-Planck-Instituten für Evolutionäre Anthropologie, für Mathematik in den Naturwissenschaften und für Neuropsychologische Forschung getragen. Es sind Forscher aus 16 Instituten beteiligt. Das Projekt wird auch durch die Stadt Leipzig aktiv unterstützt. Koordinator des Antrages ist Professor Dr. Markus Löffler vom Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie.
Die Universität Leipzig erhält durch die Fördermaßnahme zwei Professuren und umfangreiche Finanzmittel für die Forschungsförderung. An einem Interdisziplinären Zentrum für Bioinformatik soll insbesondere auf zwei Gebieten geforscht werden. Einerseits soll untersucht werden, wie sich innerhalb verschiedener Lebensformen (Viren, Amphibien, Primaten, Menschen) Variabilität in den Erbanlagen während der Evolution entwickelt. Hieraus erhofft man sich beispielsweise neue Strategien bei der Planung von Seuchenbekämpfungen, bei der Anlage von Naturschutzgebieten oder bei der Identifikation von krankheitsfördernden Genen beim Menschen. Das zweite Forschungsgebiet ist die Untersuchung und Darstellung der Informationsverarbeitung in und zwischen Zellen. Zellen haben an ihrer Oberfläche ein Erkennungssystem für Botenstoffe. Diese führen zu einem Feuerwerk von weiteren Signalen im Zellinneren, die schließlich die Aktivität der Gene und damit die Zellfunktion regulieren. Von einem Verständnis der „Sprache der Zellen“ erhofft man sich bessere Einsichten in bestimmte Krankheiten und Ansätze für neue zielgerichtet wirkende Arzneimittel.
Für Studenten im Diplomstudiengang Informatik wird an der Universität Leipzig umgehend eine Studienrichtung Bioinformatik etabliert. Diese basiert auf einer soliden Ausbildung in Informatik und Mathematik. In Grund- und Hauptstudium kommen zahlreiche Lehrveranstaltungen aus anderen biowissenschaftlichen Wissensgebieten hinzu. Sie umfassen Biologie, Genetik, Biochemie, Evolutionstheorie, Modellierung biologischer Prozesse, Biostatistik, Biotechnologie, Moleküldesign u.a.m. Die Studienrichtung Bioinformatik wird in enger Anlehnung an die Studienrichtung Medizininformatik entwickelt, die bereits seit 1997 existiert. Studierende, die sich in diesem Wintersemester an der Universität Leipzig im Studiengang Informatik neu immatrikulieren, können dann ab dem Sommersemester 2001 die ersten Lehrveranstaltungen der Bioinformatik besuchen. Die Einschreibefrist läuft noch bis 15. September 2000. Weitere Informationen können über das Institut für Informatik oder über die Internetseiten der Universität abgerufen werden www.informatik.uni-leipzig.de oder www.imise.uni-leipzig.de.
Die Förderung der Bioinformatik ist ein weiterer wichtiger Schritt beim Aufbau des Leipziger Standortes für Biowissenschaften. Erst kürzlich wurde die Schaffung eines Biotechnologisch- Biomedizinischen Zentrums (BBZ) mit 6 Professuren und ca. 50 Mitarbeitern von Stadt, Universität und Land auf den Weg gebracht. Bereits seit einiger Zeit arbeiten mit Mitteln des Bundes das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) und das Koordinierungszentrum für Klinische Studien Leipzig (KKSL), die zusammen über etwa 70 Mitarbeiter verfügen.
Der in harter Konkurrenz erreichte Erfolg zeigt, dass sich Leipzig in kurzer Zeit zu einem der führenden Standorte der angewandten Informatik entwickelt hat. Bereits etabliert sind die Studienrichtungen Medizininformatik, Versicherungsinformatik und Linguistische Informatik.
Weitere Auskünfte: Prof. Dr. Markus Löffler
Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie
Liebigstraße 27
Tel: 0341-9716100
Fax: 0341-9716109
EMAIL: Loeffler@imise.uni-leipzig.de
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