DFG richtet erstmals Forschungszentren ein
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat erstmals drei Forschungszentren eingerichtet, die mit regelmäßigen Zwischenevaluationen längstens für zwölf Jahre gefördert werden können. Nach Begutachtung von insgesamt sieben Initiativen, denen international zusammengesetzte Forschergruppen allesamt hervorragende wissenschaftliche Qualität bescheinigt haben, hat der Hauptausschuss der DFG eine Entscheidung getroffen und die Einrichtung der Forschungszentren „Ozeanränder“ (Universität Bremen), Funktionelle Nanostrukturen“ (Universität Karlsruhe) und „Experimentelle Biomedizin – Target Protein Research“ (Universität Würzburg) beschlossen.
Diese Zentren haben Modellcharakter für das neue Förderinstrument der DFG. Das Programm soll Spitzenforschung fördern, die national führend und international sichtbar ist, die auf vorhandenen kooperativen Forschungsschwerpunkten an den Hochschulen und mit außeruniversitären Instituten aufbaut. Es soll einen Beitrag dazu leisten, deutsche Hochschulen als Forschungsstätten so attraktiv zu machen, dass sie als Alternative zu den USA oder England für den internationalen wissenschaftlichen Nachwuchs einerseits und für Spitzenwissenschaftler aus dem Ausland andererseits erwogen werden. Ziel ist es daher auch, die unmittelbaren Voraussetzungen erfolgreicher Forschung zu verbessern und die besten Ideen zur Verbesserung der Ausbildungs-, Karriere-, Fächer und Organisationsstrukturen an den Hochschulen zu realisieren. Im Rahmen eines Zentrums werden dafür bis zu sechs zusätzliche Professuren und deren Ausstattung sowie Nachwuchsgruppen gefördert. Jedes Zentrum wird mit rund zehn Millionen Mark pro Jahr unterstützt, wobei Mittel in Höhe von 93 Millionen. Mark der DFG von der Bundesregierung aus den UMTS-Geldern zur Verfügung gestellt werden. Für die kommenden Jahre ist die Einrichtung weiterer Forschungszentren auf der Basis von Themenausschreibungen des Senats geplant.
„Ozeanränder“ – Universität Bremen
Das Zentrum in Bremen bezieht sich auf die Übergangszonen zwischen Ozeanen und Kontinenten. Ozeanränder sind dynamische Systeme, die in vielfältiger Weise die Umwelt- und Lebensbedingungen der Menschen beeinflussen, wobei die Wechselwirkungen zwischen den Ozeanen und dem Festland bislang nur unzureichend verstanden sind. Dabei sind diese Prozesse eng mit Klimavorgängen verknüpft. So sind in den Sedimenten der Ozeanränder beispielsweise weit zurückliegende Klimabedingungen archiviert. Die Arbeit des neuen Forschungszentrums konzentriert sich auf die Forschungsfelder Paläoumwelt, Sedimentationsprozesse, Biogeochemische Prozesse, also die geochemischen und mikrobiellen Vorgänge im Sediment und Wasser der Ozeanränder, sowie die Nutzungsfolgenforschung; solche Folgen direkter menschlicher Einwirkungen auf natürliche Systeme entlang der Ozeanränder ergeben sich etwa durch die Errichtung von Deichen, Häfen und Pipelines, Flussbegradigungen oder die Ausbeutung mineralischer Ressourcen.
Funktionelle Nanostrukturen – Universität Karlsruhe
Nanostrukturen entsprechen Strukturen mit Abmessungen unterhalb eines Mikrometers bis zur Größe weniger Atome. Das Programm des Karlsruher Forschungszentrums konzentriert sich auf funktionelle Nanostrukturen mit dem besonderen Schwerpunkt im Bereich optischer und elektronischer Funktionen. Dabei wird die ganze Spanne von Nano-Materialien bis zu Nano-Bauelementen abgedeckt. Neben grundlagenwissenschaftlichen Fragestellungen aus den Bereichen Physik und Chemie konzentrieren sich die Karlsruher Wissenschaftler auch auf anwendungsorientierte Bereiche der Werkstoffwissenschaften, der technischen Chemie und Elektrotechnik. Im Bereich „Nano-photonics“ werden Mechanismen und Materialien untersucht, die die Grundlage für neuartige optische oder laseroptische Technologien auf der Nanoebene bilden, der Bereich „Nano-Electronics“ umfasst Herstellung und Anwendung von Materialien im Nanobereich. Gegenstand des Forschungsgebietes „Molekulare Nanostrukturen“ sind Herstellung und Charakterisierung von auf Einzelmolekülen basierenden Nanostrukturen, die besonderen physikalischen Eigenschaften von nanokristallinen Materialien stehen im Mittelpunkt des vierten Forschungsfeldes „Nanostructured Materials“.
„Experimentelle Biomedizin – Target Protein Research“ – Universität Würzburg
Thema des Forschungszentrums sind Schlüsselproteine (target proteins). Diese Proteine dienen als zelluläre Schalter und können die Eigenschaften von Zellen in grundlegender Weise verändern und damit die Entwicklung und Funktion von Zellen, Organen und Organismen steuern. Häufig dienen sie der Kommunikation innerhalb oder zwischen den Zellen. Auch bei Erkrankungen spielen sie eine wichtige Rolle. Schlüsselproteine können daher für die Diagnostik eingesetzt werden und bilden Angriffspunkte für therapeutische Maßnahmen. Letztendlich lässt sich die Entschlüsselung des menschlichen Genoms nur dann produktiv umsetzen, wenn es gelingt, auch die Struktur und Funktionsweise der Proteine zu entschlüsseln. Forschung und Ausbildung an der Schnittstelle zwischen Biologie und Medizin stehen deshalb im Mittelpunkt der Würzburger Initiative.
Das Programm Forschungszentren wurde im vergangenen Jahr von der DFG initiiert. Nach der Ausschreibung hatten alle Hochschulen Gelegenheit, ihre Konzepte einzureichen. Von insgesamt 80 Konzepten aus 56 wissenschaftlichen Hochschulen aller Bundesländer hatte der DFG-Senat sieben Initiativen für die Antragstellung ausgewählt. Die hohe Zahl überzeugender Konzepte ist ein ermutigendes Zeichen für die Vitalität deutscher Hochschulen. Im kommenden Jahr sollen zwei weitere Forschungszentren eingerichtet werden. Im Unterschied zu den themenoffenen Anträgen der ersten Runde werden die neuen Anträge themengebunden sein. Zu den beiden ausgewählten Themen „Neurowissenschaften: Von den molekularen Grundlagen zur Kognition“ und „Modellierung und Simulation in den Ingenieur-, Natur- und Sozialwissenschaften“ wurden 15 bzw. 14 Konzepte vorgelegt aus denen gegenwärtig eine begrenzte Zahl für die Antragstellung ausgewählt werden.
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