Lesen und Schreiben: Kinder sollen noch besser gefördert werden
Mit speziellen Tests kann man schon im Kindergarten erkennen, welche Kinder später einmal Probleme mit dem Lesen oder Schreiben haben werden. Damit es gar nicht erst so weit kommt, gibt es zudem spezielle Trainingsmethoden. Mit einer Studie wollen Psychologen von der Universität Würzburg die Vorbeugung gegen Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten jetzt noch effektiver machen.
Eine der wichtigsten Aufgaben der Grundschule ist die Vermittlung der Kulturtechniken des Lesens und Rechtschreibens. Der Schuleintritt stellt im Hinblick auf das Lesenlernen jedoch nicht die „Stunde Null“ dar. Vielmehr seien hierfür auch Kompetenzen wichtig, die schon im Vorschulalter erworben werden, wie der Würzburger Entwicklungspsychologe Prof. Dr. Wolfgang Schneider erläutert.
Auf dieser Erkenntnis basiert das Vorschultraining „Hören, Lauschen, Lernen“, das Prof. Schneider und Petra Küspert im Jahr 2000 entwickelt haben: Die Kinder üben täglich etwa eine Viertelstunde Reimen, Silbenklatschen, das Erkennen des Wortanfangs sowie das Zerlegen von Wörtern in Laute oder das Verschmelzen von Lauten zu Wörtern. Dadurch gewinnen sie Einblick in die Struktur der Sprache – die Psychologen sprechen hier von sprachlicher Bewusstheit – und verbessern schon im Kindergarten ihre Startchancen für den späteren Schriftspracherwerb.
Von diesem Training können auch so genannte Risikokinder profitieren. Damit sind Kinder gemeint, die ohne Förderung später zu einem hohen Prozentsatz Probleme mit dem Lesen und Rechtschreiben haben werden. Die Risikokinder lassen sich bereits im Kindergarten durch ein Testverfahren, das „Bielefelder Screening“, identifizieren.
Bei diesem Verfahren werden laut Prof. Schneider in erster Linie Defizite bei der sprachlichen Bewusstheit als Risikofaktoren erfasst. Grammatikalische Fähigkeiten würden bislang vernachlässigt, obwohl sie sehr wahrscheinlich ebenfalls einen Einfluss auf das Lesenlernen haben.
Darum bestehe das Hauptziel des neuen Projekts am Würzburger Institut für Psychologie darin, das Testverfahren so zu erweitern, dass auch Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen im Bereich der Grammatik rechtzeitig als Problemkinder erkannt werden können. Schneider und seine Mitarbeiter Jutta Weber und Peter Marx wollen zudem prüfen, ob auch diese Kinder vom Vorschultraining profitieren und inwieweit sich dieses entsprechend optimieren lässt. Ihr Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Die Wissenschaftler werden über fünf Jahre hinweg in Würzburg und Umgebung zwei Altersgruppen studieren. Die Gruppe der Vorschulkinder soll Erkenntnisse darüber liefern, welche Bedeutung vorschulische Fertigkeiten, die mit dem Bielefelder Screening nicht erfasst werden, für die Vorhersage der Lese-Rechtschreibentwicklung bis zum Ende der Grundschulzeit haben. Die zweite Gruppe besteht aus vierjährigen Kindern, die voraussichtlich 2003 eingeschult werden. Die Risikokinder aus dieser Gruppe sollen im letzten Kindergartenjahr das Training erhalten.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Wolfgang Schneider, T (0931) 888-4822, Fax (0931) 888-4891, E-Mail:
schneider@psychologie.uni-wuerzburg.de
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