Wissenschaftliche Einrichtungen verschaffen Hannover das Potenzial zu einem bedeutenden Life-Science
15 000 Menschen in Biotechnologie oder Medizintechnik beschäftigt / hohe Publikationstätigkeit / Verzahnung der Medizin mit Ingenieurwissenschaften eröffnet hohes kommerzielles Potenzial
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI, Karlsruhe, bescheinigen der Region Hannover große Potenziale in der modernen Biotechnologie und Medizintechnik. Sie untersuchten die niedersächsische Hauptstadt und verglichen den Standort mit anderen Regionen Deutschlands.
Demnach besitzt Hannover eine vorzügliche Ausgangsbasis. Ein Grund dafür sind die drei dort ansässigen Universitäten, ein Fraunhofer-Institut und mehrere Einrichtungen der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft, die sich jeweils intensiv mit der modernen Biotechnologie und der Medizintechnik beschäftigen. In der Region befinden sich zudem weit über 100 Unternehmen, die in der Biotechnologie oder Medizintechnik aktiv sind. Rund 15 000 Menschen sind direkt oder indirekt in diesen beiden Technologiebereichen beschäftigt. Davon arbeiten mehr als 2 000 wissenschaftlich. Das entspricht knapp drei Prozent der gut 500 000 Erwerbstätigen der Region.
Innerhalb der Biotechnologie liegt der Schwerpunkt der Unternehmensaktivitäten bei der Entwicklung von Diagnostika und Therapeutika sowie bei Bioinstrumenten. Eine relativ große Zahl der Unternehmen befasst sich zudem mit umweltbiotechnischen Methoden und Verfahren oder ist im Consulting tätig. Für die Unternehmen der Medizintechnik hat die Entwicklung und Herstellung von Implantaten, Prothesen und chirurgischen Instrumenten die größte Bedeutung.
Die Mehrzahl der in Hannover ansässigen Biotechnologieunternehmen ist klein oder mittelständisch strukturiert: rund drei Viertel der Firmen haben weniger als 50 Beschäftigte. Und obwohl viele der Unternehmens erst in den vergangenen Jahren gegründet wurden weisen sie ein zum Teil beachtenswertes Wachstum auf.
Beim Vergleich mit anderen Regionen in Deutschland fällt die starke wissenschaftliche Basis der Region Hannover auf. Dies zeigt sich beispielsweise in einer deutlich höheren Publikationstätigkeit. Betrachtet man allerdings die Umsetzung des Wissens in kommerzielle Aktivitäten, so wendet sich das Bild. Hinsichtlich der Zahl angemeldeter Patente weist Hannover deutlich geringere Werte auf als die Vergleichsregionen. Das deutet auf ein relativ gering ausgeprägtes kommerzielles Verwertungsinteresse hin.
Das Angebot an geeigneten Arbeitskräften stellt dagegen bislang keinen gravierenden Engpass dar. Die Universitäten bilden jährlich eine hohe Zahl an qualifizierten Studentinnen und Studenten aus. Ein Mangel besteht allerdings bei speziellen Qualifikationen in der Bioinformatik und Genomanalyse sowie an praxiserfahrenen Managern.
Die von den Fraunhofer-Forschern ausgemachte Umsetzungs- und Kommerzialisierungslücke, führen die Wissenschaftler zum Teil auf eine zu geringe Zusammenarbeit der Medizinischen Hochschule mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen und den Unternehmen der Region zurück. Seit langem beobachten die Wissenschaftler, dass sich marktfähige Innovationen besonders an den Stoßflächen von unterschiedlichen Forschungsgebieten herausbilden. Daher empfehlen die Fraunhofer-Experten die engere Verzahnung der Medizinischen Hochschule mit den an der Universität Hannover angesiedelten ingenieurwissenschaftlichen, verfahrenstechnischen, elektrotechnischen und materialwissenschaftlichen Disziplinen sowie die engere Zusammenarbeit mit den in der Region ansässigen Unternehmen.
Ferner ist nach Ansicht der Gutachter die Beseitigung des bestehenden Mangels an Laborflächen eine weitere Voraussetzung für die Expansion der bestehenden biotechnologie- und forschungsorientierten Medizintechnikunternehmen in Hannover. Aus diesem Grunde empfehlen sie beispielsweise den zügigen Ausbau des in Hannover ansässigen Medical-Parks.
Das Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung ISI erweitert das naturwissenschaftlich-technisch orientierte Fachspektrum der Fraunhofer-Gesellschaft um wirtschafts- und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu analysiert es technische Entwicklungen sowie deren Marktpotenziale und Auswirkungen auf Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Die interdisziplinär zusammengesetzten Teams des Instituts konzentrieren sich insbesondere auf die Bereiche Energie, Umwelt, Produktion, Kommunikation und Biotechnologie sowie auf die Regionalforschung und Innovationspolitik.
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