Interdisziplinäre Forschung: Komplex strukturierte Materie auf dem Prüfstand
IDFG fördert neues Göttinger Graduiertenkolleg mit 1,01 Millionen Euro für drei Jahre
Die Fakultäten für Chemie und Physik der Georg-August-Universität Göttingen richten im April 2002 ein neues fächerübergreifendes Graduiertenkolleg für Doktoranden der Physik und Chemie ein. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat in ihrer Herbsttagung den Antrag und die Förderung für vorerst drei Jahre bewilligt. Das Fördervolumen beträgt 1,01 Millionen Euro. Damit können 14 Doktorandenstipendien, zwei Postdoktorandenstipendien sowie ein umfangreiches Gastdozentenprogramm finanziert werden. In dem Graduiertenkolleg „Spektroskopie und Dynamik molekularer Aggregate, Ketten, Knäuel und Netzwerke“ sollen laut Antragsteller „aktuelle Fragestellungen im Bereich der zwischenmolekularen Wechselwirkungen“ bearbeitet werden. Ziel ist es, den molekularen Ansatz der Chemie mit dem materialwissenschaftlichen Ansatz der Physik bei der Untersuchung von Wechselwirkungen in komplex strukturierter molekular aufgebauter Materie zu verknüpfen. Das von 17 Professoren der Fakultäten für Chemie und Physik getragene Graduiertenkolleg ist insgesamt auf neun Jahre angelegt. Es soll, so Sprecher Prof. Dr. Martin A. Suhm vom Institut für Physikalische Chemie, „dazu beitragen, die demnächst durch den Physik-Neubau nach langer Zeit wieder hergestellte räumliche Nachbarschaft der beiden Fakultäten mit wissenschaftlichem Leben zu erfüllen.“
Wie sich Moleküle zu Molekülverbänden zusammenlagern, ist bei der Erforschung der belebten Natur und in der Polymerwissenschaft (Wissenschaft der Kunststoffe) von gleichermaßen zentraler Bedeutung. Die subtilen, häufig kooperativen Wechselwirkungen und ihre Dynamik lassen sich mit spektroskopischen Methoden, das heißt unter der Einwirkung von elektromagnetischen oder mechanischen Schwingungen verschiedener Frequenz, im Detail aufklären. In dem Graduiertenkolleg sollen die Doktoranden eine Vielzahl solcher Methoden kennen lernen und für ihre Forschung einsetzen. Das Forschungsprogramm wird aus den vier vernetzten Bereichen „Aggregate in der Gasphase“, „Aggregate in Lösung“, „Weiche kondensierte Materie“ und „Biomoleküle und ihre Aggregate“ aufgebaut sein.
Die in das Graduiertenkolleg aufgenommenen Nachwuchswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen werden an einem gemeinsamen Studienprogramm teilnehmen, das aus einer einführenden über zwei Jahre angelegten Vorlesung, einer Projektwoche, einem von den Doktoranden organisierten Seminar sowie einem Workshop und einem Angebot an Spezialvorlesungen bestehen wird. Dieser interdisziplinäre Ansatz von Forschung und Ausbildung ist, so Prof. Suhm, anwendungsorientiert und praxisnah.
Zur Zeit fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft in Göttingen zwölf Graduiertenkollegs, drei weitere sind in der Auslaufphase. Damit befindet sich die Universität Göttingen in der Spitzengruppe der deutschen Universitäten zusammen mit der Humboldt-Universität zu Berlin mit 16 Kollegs und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg mit 13. Bei dieser Antragsrunde wurden von 42 beantragten Graduiertenkollegs 25 bewilligt. Seit 1990 fördert die DFG in Graduiertenkollegs besonders qualifizierte Doktoranden. Derzeit bereiten sich nach Angaben der DFG rund zehn Prozent aller Doktoranden in Deutschland in Graduiertenkollegs auf ihre Promotion vor, die bei Abschluss der Promotion in der Regel umfassender qualifiziert und durchschnittlich zwei Jahre jünger sind als andere Doktoranden.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Martin A. Suhm
(Sprecher des Graduiertenkollegs)
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Chemie
Institut für Physikalische Chemie
Tel. (0551) 39-3111, Fax (0551) 39-3117
E-Mail: msuhm@gwdg.de
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