Der Erinnerung auf die Spur kommen – Vier Teilprojekte an der Saar-Uni
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Förderung einer Forschergruppe zum Thema „Bindung: Funktionelle Architektur, neuronale Korrelate und Ontogenese“ bewilligt. Von den insgesamt sieben Teilprojekten werden vier an der Fachrichtung Psychologie der Universität des Saarlandes angesiedelt sein und zunächst mit rund einer Million Mark gefördert.
Im Zentrum der neuen Forschergruppe steht das sogenannte „Bindungsproblem“. Dabei handelt es sich um die Frage, wie das Gehirn komplexe Zusammenhänge speichert: Das Gespräch mit der Kollegin vor vier Wochen wird im Gehirn in unterschiedlichen Teilen abgespeichert. Inhalt, Kontext, beteiligte Personen und Zeitraum sind dabei nur einige der Parameter. Was für den Einzelnen scheinbar ganz wie von selbst abläuft, ist eigentlich Hochleistungsarbeit für unser Gehirn. Das Ergebnis der Gedächtnisleistung gleicht einem Puzzle, das bei Bedarf in Windeseile zusammengesetzt wird.
Bei ihren Untersuchungen bedienen sich die Forscher verschiedener Methoden: Zum einen erheben sie sogenannte Verhaltensdaten. Dabei werden Versuchspersonen mit der Lösung einer bestimmten Aufgabe betraut. Sie müssen sich z. B eine Liste mit Wörtern merken. In einem späteren Test werden dann diese Wörter wieder abgefragt und damit sowohl die Genauigkeit als auch die Geschwindigkeit der Erinnerung erfasst. Eine weitere Untersuchungsmethode liegt in der Auswertung der physiologischen Prozesse, die beim Erinnern im Gehirn ablaufen. Hierzu werden die Hirnströme der Probanden in einem Elektroenzephalogramm (EEG) gemessen. Mit der funktionellen Kernspintomographie hingegen wird der Ort der Gehirntätigkeit aufgeklärt. Weiterhin wird in Saarbrücken untersucht, wie sich die Fähigkeit zum verbinden von Merkmalen beim Einprägen und Erinnern über die Lebensspanne verändert (von der Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter).
Auf physiologischer Ebene sind hierbei die Schwingungen von Gruppen von Nervenzellen (neuronaler Ensembles) von großer Bedeutung. Um Erinnerungen aus unterschiedlichen Regionen des Gehirns zu koordinieren, passen sich die betroffenen Zellen in ihren Schwingungen einander an. Auf diese Weise werden die Informationen der „neuronalen Ensembles“ koordiniert.
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit sind nicht nur akademischer Natur. Vielmehr erhoffen sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse für die Diagnose psychischer Störungen und neuropsychologischer Erkrankungen sowie über die Ursachen von Altersunterschieden in Gedächtnisleistungen.
Das bereits bestehende außergewöhnliche kognitionswissenschaftliche Profil der Universität des Saarlandes wird durch die Forschergruppe um eine neurowissenschaftliche Dimension erweitert. Ein besonderes Anliegen der Forschergruppe ist auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Über 20 Arbeitsplätze für Diplomanden, Doktoranden und wissenschaftliche Mitarbeiter werden entstehen.
Die Förderungsperiode beginnt am 1. Januar 2002 und erstreckt sich zunächst auf drei Jahre. Weitere Teilprojekte laufen an der Humboldt-Universität Berlin, dem Max-Planck-Institut für neuropsychologische Forschung in Leipzig sowie der Universität Regensburg.
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