292 600 Euro der VolkswagenStiftung für Interkulturalitätsforschung an der Universität Heidelberg
Projekt am Historischen Seminar: „Das Fremde im Eigenen: Interkultureller Austausch und kollektive Identitäten in den gesellschaftlichen Umbrüchen der 1960er und 1970er Jahre am Beispiel der USA und der Bundesrepublik Deutschland“
„Interkulturalität“ ist – wie aktuell die Diskussionen um das Zuwanderungsgesetz deutlich machen – sowohl aus wissenschaftlicher Perspektive als auch unter praktischen, politischen und gesellschaftlichen Aspekten ein zentrales Thema. Die VolkswagenStiftung fördert seit geraumer Zeit Vorhaben, die sich mit entsprechenden Fragestellungen auseinander setzen. Jetzt unterstützt die Stiftung mit 292 600 Euro das Projekt „Das Fremde im Eigenen: Interkultureller Austausch und kollektive Identitäten in den gesellschaftlichen Umbrüchen der 1960er und 1970er Jahre am Beispiel der USA und der Bundesrepublik Deutschland“ am Historischen Seminar der Universität Heidelberg.
Dort beschäftigt sich Professor Dr. Detlef Junker mit den amerikanischen und deutschen Protestbewegungen der 1960er Jahre. Diese Bewegungen erscheinen im Rückblick als soziokulturelle Variante eines bereits begonnenen Globalisierungsprozesses, auf dessen wirtschaftlichen, technologischen und politischen Vormarsch sie reagierten. Erforscht werden sollen die Transferprozesse von Ideen, Lebensstilen und kulturellen Praktiken zwischen den USA und der Bundesrepublik Deutschland für die 1960er und 1970er Jahre.
Das Vorhaben gliedert sich in mehrere Fallstudien. In dem ersten Teilprojekt soll die deutsche Diskussion um das amerikanische Engagement in Vietnam untersucht werden. Dabei geht es aber nicht um den militärischen Krieg der Amerikaner in Vietnam, sondern um den „semiotischen Krieg“ der Deutschen um Vietnam als Chiffre bundesdeutscher Selbstverständigung – mithin um die Einverleibung des (fremden) amerikanischen Krieges in den (eigenen) deutschen Traditionszusammenhang zum Zwecke der Identitätsbildung.
In einer zweiten Fallstudie werden die Zwillingsorganisationen des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes und der Students for a Democratic Society als Träger interkulturellen Austausches analysiert. Ein drittes Teilprojekt geht der Frage nach, inwieweit politische Utopien und Protestformen neue Konzepte von Öffentlichkeit und privater Lebenswelt hervorgebracht haben, und eine vierte Studie wird erstmals die Verflechtungen zwischen amerikanischer und deutscher Frauenbewegung systematisch aufarbeiten im Hinblick auf die Herausbildung eines feministischen Selbstverständnisses. Kooperationspartnerin auf US-amerikanischer Seite ist Professorin Belinda Davis von der Rutgers University, New Jersey.
Übergreifendes Ziel der VolkswagenStiftung in ihrer Förderungspolitik ist es, die Wissenschaft darin zu unterstützen, Prozesse der Identitätsbildung im interkulturellen Kontext zu untersuchen und damit auch zur Eröffnung neuer Perspektiven für politisch-gesellschaftliches Handeln beizutragen. Seit Beginn der 1990er Jahre hat die Stiftung knapp 30 Millionen Euro für rund 170 Projekte in den beiden aufeinander folgenden Förderschwerpunkten zum „Fremden und Eigenen“ zur Verfügung gestellt.
Rückfragen bitte an:
Professor Dr. Detlef Junker
Universität Heidelberg
Tel. 06221 542477, Fax 542449
Schurman-Bibliothek@urz.uni-heidelberg.de
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