Emotionale Roboter sind auf dem Vormarsch – aber noch wissen wir zu wenig darüber

„Die Thematik ist komplex. Wir wissen bislang nur sehr wenig darüber, wie und welche Roboter bei der Betreuung und Versorgung älterer Menschen helfen können“, erläutert Prof. Dr. Frank Oswald von der Goethe-Universität Frankfurt am Main auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) in Halle. Oswald leitet dort am 25. September das Symposium „Emotionale und Soziale Robotik im Alter: Was kann, soll und darf sie leisten?“.

„Es wird über diese Art von Roboter viel behauptet, aber bislang ist wenig über ihre Wirkung klar, wir brauchen dringend mehr Forschung und belegbares Wissen“, so Oswald.

In einem wissenschaftlichen Vorprojekt namens „ERimAlter“ haben Frankfurter Forscher/innen verschiedener Disziplinen zwei emotionale Roboter in den Blick genommen und untersucht, für wen sie sich eignen.
Zunächst die Robbe „Paro“, die wie ein Kuscheltier aussieht: mit weichem Fell und treuen Hundeaugen wirkt sie, als hätte sie Gefühle – ein „emotionaler Roboter“ mit einem Gehirn aus Mikrochips. Paro soll zum Beispiel ältere Menschen mit Demenz begleiten. Sie reagiert auf Ansprache, fiept, bewegt sich und man kann sich um sie kümmern, was beruhigend wirken kann.

Der zweite emotionale Roboter kommt dem herkömmlichen Bild eines Roboters deutlich näher: Der „Telepräsenzroboter“ GIRAFF sieht aus wie ein Tablet-Computer auf Rädern. Er kann Telefonate einleiten, bei Notfällen Hilfe herbeiholen oder auch an die Medikamenteneinnahme erinnern. 

Die Forscher befragten für ihre Voruntersuchung Pflegende und Betreuer die teilweise schon mit „Paro“ und „GIRAFF“ arbeiten, aber auch ältere Menschen selbst.

„Biographische Vorerfahrungen sind wichtig dafür, wie die Menschen auf die Roboter reagieren“, erläutert Oswald. Wer in seinem Leben zum Beispiel Angst vor Hunden hatte, der steht auch der Robbe Paro eher distanziert gegenüber. Tierliebhaber dagegen sind eher offen für die Kuschelrobbe. Für GIRAFF gilt: Wer in der Vergangenheit viel mit Technik zu tun hatte, nutzt das System gerne. Wer dagegen nicht mit Computern gearbeitet hat, dem macht GIRAFF anfangs eher Angst.

„Allerdings durchläuft die Akzeptanz mehrere Phasen“, so fanden die Forscher heraus. Paro wird am Anfang eher emotional als süßes Kuscheltier wahrgenommen. Später kommt die funktionale Komponente hinzu – „der kann ja auch etwas“. Bei GIRAFF steht zunächst die Wahrnehmung der Funktion im Vordergrund, aber nach einiger Zeit kommen auch emotionale Komponenten dazu – „der ist ja ganz freundlich“.

Die Roboter werden immer leistungsfähiger. Es genügt aber nicht, sie nur technisch weiterzuentwickeln. „Wir müssen viel intensiver untersuchen, für welche Krankheitsbilder, für welche Personengruppen und in welchen Situationen sich welche Systeme eignen“, so Oswald und die anderen Vortragenden.

Insbesondere rechtliche und ethische Fragen müssen diskutiert werden. Dafür müssen Mediziner, Psychologen, Juristen, Pflegekräfte und Techniker eng zusammenarbeiten. „Sonst haben wir bald technisch hoch entwickelte Systeme, die aber keiner will und den niemandem nützen“, warnen die Alternsexperten.

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Nina Meckel idw - Informationsdienst Wissenschaft

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