Endoskope so dünn wie ein Haar – Eine Vision?
WHZ-Absolventen entwickeln Modell für Verkleinerung von Endoskopen.
Flexible Endoskope werden in der Medizin und in technischen Branchen zur Untersuchung schwer zugänglicher Hohlräume eingesetzt. Eine Verringerung ihres Durchmessers wäre von großem Nutzen. Absolventen der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) entwickelten ein auf KI basierendes mathematisches Modell, welches dieses Ziel verfolgt.
Endoskope mit einem sehr kleinen Durchmesser sind z. B. bei einer Gastroskopie oder Nasenspiegelung bei Kindern von großem Vorteil. Die Bildübertragung erfolgt dabei über Glasfaserbündel aus vielen tausend Einzelfasern.
Ziel zweier Abschlussarbeiten an der WHZ und am Fraunhofer-Anwendungszentrum für Optische Messtechnik und Oberflächentechnologien AZOM ist es, die Bildübertragung durch eine einzelne optische Faser von nur ca. 100 µm Durchmesser zu ermöglichen. Ein menschliches Haar ist zum Vergleich nur 70 bis 80 µm dick.
Mathematisches Modell rekonstruiert Bild
Die Wissenschaftler entwickelten dafür ein mathematisches Modell, welches das Ausgangsbild rekonstruieren kann. „Wir standen hier vor einer großen Herausforderung. Schaut man durch eine einzelne Faser, sieht man am Faserausgang nur eine Ansammlung unorganisierter Lichtpunkte. Das Ausgangsbild wird nicht 1:1 über eine einzelne Faser übertragen.
Außerdem waren Konzepte für die Stabilität der Übertragung notwendig“, erklären Antje Schuschies und Leander Kläber, Absolventen im Bereich Physikalische Technik. Das von ihnen entwickelte mathematische Modell kann das Bild durch Berechnung wiederherstellen.
„Dadurch lässt sich der Durchmesser bei Endoskopen reduzieren. Auch eine Manipulation des Lichts am Faserende ist mit dieser Technik denkbar. Wenn dies gut gelingt, könnte diese Technik für chirurgische Eingriffe verwendet werden. Unsere Vision ist ein Endoskop, so dünn wie ein menschliches Haar!“, betont Prof. Dr. Peter Hartmann, Professor an der Physikalischen Technik und Leiter des Fraunhofer-Anwendungszentrums.
Die Wissenschaftler haben mit dem entwickelten mathematischen Modell die Methode bestätigt. Derzeit arbeiten sie an der Bildrekonstruktion bei Bewegung der Faser oder Wärmeeinfluss. Ihre Forschungsarbeiten wollen sie mit Industriepartnern weiterverfolgen.
Hintergrund
Für endoskopische Bildleiter werden häufig Glasfaserkabel mit einigen hundert Glasfasern verwendet. Faserbündel mit einem großen Durchmesser von mehreren Millimetern sind für bestimmte Einsätze in der Medizin oder Industrie von Nachteil. Daher sollen in Zukunft sogenannte optische Multimodefasern mit einem Kerndurchmesser von wenigen zehn Mikrometern in Endoskopen eingesetzt. Im Unterschied zu Bildleitkabeln ermöglichen einzelne optische Multimodefasern keine direkte Bildübertragung.
Über die Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ)
Die Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ) ist eine Hochschule mit den Schwerpunkten Technik, Wirtschaft und Lebensqualität. Dem Leitbild »Hochschule für Mobilität« folgend, fasst die WHZ ihre zahlreichen Forschungsaktivitäten in fünf Forschungsprofillinien zusammen: Fahrzeug und Produktion, Energie und Infrastruktur, Cyber Physical Systems und Digitalisierung, Gesundheit und Medizintechnik, Nachhaltigkeit und Interkulturalität.
Weitere Informationen: www.fh-zwickau.de
Über das Fraunhofer AZOM
In enger Kooperation mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) ergänzt das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Optische Messtechnik und Oberflächentechnologien AZOM das Leistungsspektrum des Fraunhofer-Instituts für Werkstoff- und Strahltechnik IWS in Dresden und stärkt den Forschungsstandort Zwickau. Das Anwenderzentrum bildet die Schnittstelle zwischen den Disziplinen Medizintechnik, Kraftfahrzeugtechnik, Maschinenbau und Halbleiterindustrie.
Weitere Informationen: s.fhg.de/azom
Kontakt
Westsächsische Hochschule Zwickau
Fakultät Physikalische Technik/ Informatik
Kornmarkt 1
08056 Zwickau
Prof. Dr. rer. nat. habil. Peter Hartmann
Peter.hartmann@fh-zwickau.de
Telefon +49 375 536-1538
Mobil +49 1522 9262090
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Westsächsische Hochschule Zwickau
Fakultät Physikalische Technik/ Informatik
Prof. Dr. rer. nat. habil. Peter Hartmann
Peter.hartmann@fh-zwickau.de
Telefon +49 375 536-1538
Mobil +49 1522 9262090
Media Contact
Alle Nachrichten aus der Kategorie: Interdisziplinäre Forschung
Aktuelle Meldungen und Entwicklungen aus fächer- und disziplinenübergreifender Forschung.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Mikrosystemforschung, Emotionsforschung, Zukunftsforschung und Stratosphärenforschung.
Neueste Beiträge
Du bist, was du isst – Stanford-Studie verbindet Ballaststoffe mit Modulation von Anti-Krebs-Genen
Die Ballaststofflücke: Ein wachsendes Problem in der amerikanischen Ernährung Ballaststoffe sind bekanntlich ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, doch weniger als 10 % der Amerikaner konsumieren die empfohlene Mindestmenge. Eine…
Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – RNA-Protein-Entdeckung für eine bessere Immunität
HIRI-Forscher entschlüsseln Kontrollmechanismen der Polysaccharidverwertung in Bacteroides thetaiotaomicron. Forschende des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg haben ein Protein sowie eine Gruppe kleiner Ribonukleinsäuren (sRNAs) in…
ASXL1-Mutation: Der verborgene Auslöser hinter Blutkrebs und Entzündungen
Wissenschaftler zeigen, wie ein mutiertes Gen rote und weiße Blutkörperchen schädigt. LA JOLLA, CA – Wissenschaftler am La Jolla Institute for Immunology (LJI) haben herausgefunden, wie ein mutiertes Gen eine…