Intelligente Kleidung hilft Ärzten und Technikern
Das Bremer Technologiezentrum Informatik und Informationstechnik arbeitet an einem Forschungsprojekt für intelligente Kleidung, die im Automobil- und Flugzeugbau, im Krankenhaus oder bei der Feuerwehr zum Einsatz kommen kann.
Minicomputer, die in Kleidung, Brillen oder Armbanduhren integriert sind, sollen Menschen künftig im Privat- und Berufsleben das Leben erleichtern. So genannte „wearable computers“ könnten beispielsweise Ärzten zeitraubende Dokumentationsarbeiten abnehmen oder Techniker bei Wartungsarbeiten unterstützen.
Entscheidend sei es, Computer nutzen zu können, ohne die Arbeit zu unterbrechen. In der Erprobung befinden sich beispielsweise „Retinaldisplays“. Das sind Brillen, die im Gestell einen kleinen Laser eingebaut haben. Der Laser erzeugt ein Bild, das auf ein kleines Prisma im Brillenglas gelenkt wird. Richtig interessant wird es nach Überzeugung von Professor Friedemann Mattern von der ETH Zürich http://www.pc.inf.ethz.ch , wenn der Brillenträger computergenerierte Informationen eingeblendet bekommt, die speziell in der jeweiligen Situation für ihn nützlich sind.
Beim Projekt in Bremen wird das System mit einem Datenhandschuh gesteuert, sodass man drahtlos Baupläne abrufen kann. Beim Arztkittel befinden sich Sensoren im Ärmel, die auf Armbewegungen reagieren. Über ein Datenarmband werden Informationen auf den Bildschirm neben dem Krankenbett übertragen. Neue Einträge in die Patientenakte während der Visite werden über ein automatisches Spracherkennungssystem aufgenommen. Allein bei den Dokumentationspflichten seien Zeitersparnisse von zwei Stunden möglich, da die tägliche Nachbereitung wegfalle, so Michael Lawo vom Technologiezentrum in Bremen.
„Die sprachgesteuerte Pflegedokumentation bringt schon jetzt einen nachvollziehbaren Fortschritt im Hinblick auf Vereinfachung, Zeitersparnis und Erhöhung der Zuverlässigkeit in der Dokumentation. So ist eine Nachtschwester für viele Bereiche und Patienten zuständig und kann nicht alle Akten ständig bei sich tragen. Die Spracherfassung über das mobile Telefon verbessert eindeutig die Arbeit des medizinischen Personals“, so die Praxiserfahrung von Andreas Latzel, Deutschlandchef des ITK-Unternehmen Aastra http://www.aastra-detewe.de in Berlin. Auch die Universitätsklinik Tübingen, die mit der Spracherkennung von Nuance http://www.nuance.de arbeitet, bestätigt die Vorteile des Systems. Die Spracherkennung verringere nicht nur den Aufwand für Schreibdienste, sondern erhöhe auch die Verfügbarkeit von Berichten. „Wir haben ein Online-System, bei dem die vorläufigen radiologischen Befunde allen Ärzten mit Zugriffsberechtigung innerhalb einer Viertelstunde zur Verfügung stehen. Mit diesen Befunden kann auf der Station oder im OP sofort gearbeitet werden“, erläutert Hubert Petrich, IT-Manager der Universitätsklinik.
Nach Prognosen des Grazer Informatikprofessors und Science-Fiction-Autors Hermann Maurer http://tugll.tugraz.at/24710/weblog/ werden Computer in Zukunft generell „wearable“ in Form von Retinaldisplays, wobei in die Brille auch Mikrofon, Kamera, Stereoton und GPS-System integriert sind. Weitere Sensoren ermitteln die Kopfposition des Brillenträgers, inklusive Blickrichtung und Kopfneigung, sodass der PC stets weiß, wohin der Benutzer gerade sieht. Der „Brillen-PC“ kombiniert Mobiltelefon, Fotoapparat sowie Videokamera und ist ständig mit dem Internet verbunden.
Die Eingabe von Informationen über Tastatur und Mausklicks wird ersetzt durch Sprach- und Gestenerkennung. „Beim wearable computing geht es weniger darum, medienwirksame Cyborg-Phantasien oder Jacken mit eingebautem MP3-Player zu realisieren, sondern langfristig dem Menschen in persönlicher Weise zu dienen: Seinen Gesundheitszustand zu überwachen, seine Sinne zu schärfen und ihn mit Informationen zu versorgen“, resümiert Mattern.
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