Interdisziplinäres Forschungsprojekt: Intelligente Küche für SeniorInnen
Die individuell richtige Ernährung ist ein wichtiger Schlüssel für ein gesundes und beschwerdefreies Leben im Alter. Alterstypischen Krankheitsbildern stehen Problembereiche wie Übergewicht oder Mangel- bzw. Fehlernährung gegenüber.
Im Projekt DIAFIT * erforscht ein interdisziplinäres Team seit 1. März 2011, wie ältere Menschen durch eine digitale Ernährungsassistenz, die als intelligenter Terminal in der Küche integriert ist, in einer gesunden Lebensweise unterstützt werden können. Durch ein kontinuierliches Monitoring des individuellen Ernährungsverhaltens können diätetische Defizite entdeckt werden, was wiederum Empfehlungen für eine optimierte Speisenauswahl und -zusammenstellung ermöglicht.
Zusammengefasst soll das DIAFIT-Assistenzsystem so funktionieren: Eine Person kommt in ihre Küche und wird vom intelligenten Küchen-Terminal durch eine digitale Figur, einen Avatar, begrüßt. Über einen Touchscreen mit Bildern und Symbolen kann die Person entweder ein konkretes Rezept auswählen, das sie kochen möchte, oder sie nimmt ein Produkt aus dem Kühlschrank, das der Terminal über einen Barcode-Reader bzw. eine Videokamera erkennt. Mengenangaben werden durch eine synchronisierte digitale Waage ermittelt.
Ein Multisensor-Armband misst zudem den Energieverbrauch der Person sowie ihre in der Küche zurückgelegten Wege. Je nach persönlicher Ernährungssituation und dem Essverhalten der vergangenen Tage gibt das DIAFIT-Assistenzsystem sein „Ok“ zur Speisenwahl oder macht korrigierende bzw. ergänzende Empfehlungen – zum Beispiel, nur die Halbe Menge Zucker zu verwenden oder statt Schokolade- lieber Topfenpalatschinken zu wählen. Auf diese Weise werden auch individuelle Rezept-Vorlieben des Kochenden dokumentiert.
Individuelle Ernährungsassistenz
„Alle Eingaben werden kontinuierlich mit den im System hinterlegten, individuellen diätologischen Ernährungsanforderungen abgeglichen und über eine Ernährungswertsoftware mit den in den vergangenen Tagen bereits konsumierten Speisen und Getränken gegengerechnet“, sagt Projektleiter Walter Scheitz vom Studiengang „Health Care Engineering“, der das Projekt an der FH JOANNEUM gemeinsam mit den Studiengängen „Diätologie“ und „Ergotherapie“ sowie dem Forschungsinstitut „ZML – Innovative Lernszenarien“ durchführt. Als externe Partner sind Joanneum Research, CURE, dato Denkwerkzeuge, COOKINA sowie der Verein GEFAS am Projekt beteiligt.
„Eine wichtige Anforderung für das DIAFIT-Projekt ist die bestmögliche Akzeptanz bei der Zielgruppe der Seniorinnen und Senioren. Daher werden diese selbst in Entwicklung, Entwurf und Evaluierung des Assistenzsystems eingebunden – sie sollen die sie umgebende Technologie im besten Fall gar nicht bewusst wahrnehmen“ so Scheitz. In der Pilotstudie sind rund 20 ältere Menschen im Einsatz, die zum einen ihre Gewohnheiten und Wege beim Kochen protokollieren, und die zum anderen den neuen Terminal in einer Testküche ausprobieren und evaluieren. Neben der bestmöglichen Ernährungsunterstützung integriert das Projekt zudem auch die ergonomischen Anforderungen an eine Küche für Seniorinnen und Senioren. Im Fokus stehen dabei Themen wie zum Beispiel die Vermeidung von Haushaltsunfällen durch eine optimierte Anordnung von Arbeitsflächen und -geräten.
DIAFIT wird im Rahmen der FFG-Programmlinie „benefit“ vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie mit rund 280.000 Euro auf zwei Jahre gefördert. Aktuell werden die Bedürfnisse der NutzerInnen sowie der Stakeholder, wie etwa Küchenhersteller, erhoben, danach können die Spezifikationen für System und Technik definiert werden. Alle Entwicklungsschritte werden gemeinsam mit den Seniorinnen und Senioren laufend evaluiert, am Ende soll ein in der Praxis einsetzbarer Prototyp des DIAFIT-Systems fertig sein.
* DIAFIT steht für „Diätetischer Ernährungs-Assistent mit multimodaler Schnittstellen-Funktionalität und Intelligentem Küchen-Terminal“
Weitere Informationen:
http://Studiengang „Health Care Engineering“: www.fh-joanneum.at/hce
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