In virtuelle Räume hineinsprechen

Fast eine halbe Million Mikrospiegel trägt dieses mechatronische Bauteil, das seit längerem für Videoprojektionen eingesetzt wird. In einem neuen Messgerät tasten feine Lichtstrahlen Oberflächen berührungslos ab.&nbsp;<br> ©Fraunhofer IPT


Sich selbst woanders reden hören
Neues System "beamt" einen Sprecher in virtuelle Räume
RUB-Studie zur Schallausbreitung der eigenen Stimme

Wie würde es sich für mich anhören, wenn ich vor einem großen Hörsaal redete? Oder in einem Wohnraum? Dank eines neuen Virtual-Realitiy Systems muss man zur Beantwortung dieser Fragen nun nicht mehr dort hingehen, wo man sich reden hören will, sondern kann in beliebige virtuelle Räume hineinsprechen. Das neue System ist aus der Dissertation "Eigenwahrnehmung der Stimme in auditiven virtuellen Umgebungen" von Dr.-Ing. Christoph Pörschmann (Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik, Institut für Kommunikationsakustik, Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Jens Blauert) hervorgegangen.

Auf Tonband klingt man anders …

"Mary had a little lamb" waren die ersten Worte, die der älteste im Jahre 1877 von Thomas Edison gebaute Phonograph wiedergab. Edison war damit der erste, der eine Tonaufnahme seiner eigenen Stimme hören und feststellen konnte, dass diese verglichen mit seiner Wahrnehmung während des Sprechens fremd und verändert klang. Dies lag keineswegs nur in der schlechten Aufnahme- und Wiedergabetechnik begründet; auch heutzutage machen wir beim Abhören von qualitativ hochwertigen Aufnahmen unserer eigenen Stimme dieselbe Erfahrung.

… weil die Stimme mehrere Wege zum Ohr nimmt

Für die Eigenwahrnehmung der Stimme sind mehrere Ausbreitungswege von Bedeutung: Die Knochenschallleitung innerhalb des Kopfes und der Luftschall zwischen Mund und Ohr inklusive der Reflexionen des Stimmschalls an Wänden in der Umgebung. Während des Sprechens wird die eigene Stimme anders als beim Hören einer Tonbandaufnahme wahrgenommen, da eine Tonbandaufnahme nur den Luftschall, nicht aber den Knochenschall erfasst.

In virtuelle Räume hineinsprechen

In seiner Dissertation, deren Untersuchungen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wurden, ermittelte Pörschmann erstmals ein geschlossenes Modell der beim Sprechen relevanten Schallausbreitungswege. Auf der Basis seiner Ergebnisse erweiterte er ein bereits bestehendes Virtual-Reality System so, dass es den Benutzer in eine simulierte akustische Umgebung versetzen kann. Mit Hilfe des Systems kann er in beliebige virtuelle Räume z.B. in einen großen Hörsaal oder auch einen Wohnraum "hineinsprechen" und die eigene Stimme so hören, wie er es in einer entsprechenden realen Umgebung tun würde.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten

Die Anwendungsgebiete dieser neuen Technik liegen in einer Vielzahl von Virtual-Reality Systemen, bei denen Sprachkommunikation erforderlich ist. So kann sie z.B. bei zukünftigen Telekonferenzen nutzen: Wenn sich die Teilnehmer in die virtuelle Umgebung hineinversetzt fühlen sollen, ist es erforderlich, jedem Sprecher auch die eigene Stimme adäquat darzubieten.

Weitere Informationen

Dr.-Ing. Christoph Pörschmann, Th.-Heuss-Str. 121, 45966 Gladbeck, Tel. 0178/8700235, Fax 089/2443 33579, E-Mail: C.Poerschmann@web.de

Media Contact

Dr. Josef König idw

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Kommunikation Medien

Technische und kommunikationswissenschaftliche Neuerungen, aber auch wirtschaftliche Entwicklungen auf dem Gebiet der medienübergreifenden Kommunikation.

Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Interaktive Medien, Medienwirtschaft, Digitales Fernsehen, E-Business, Online-Werbung, Informations- und Kommunikationstechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Größte bisher bekannte magnetische Anisotropie eines Moleküls gemessen

An der Berliner Synchrotronstrahlungsquelle BESSY II ist es gelungen, die größte magnetische Anisotropie eines einzelnen Moleküls zu bestimmen, die jemals experimentell gemessen wurde. Je größer diese Anisotropie ist, desto besser…

Tsunami-Frühwarnsystem im Indischen Ozean

20 Jahre nach der Tsunami-Katastrophe… Dank des unter Federführung des GFZ von 2005 bis 2008 entwickelten Frühwarnsystems GITEWS ist heute nicht nur der Indische Ozean besser auf solche Naturgefahren vorbereitet….

Resistente Bakterien in der Ostsee

Greifswalder Publikation in npj Clean Water. Ein Forschungsteam des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) hat die Verbreitung und Eigenschaften von antibiotikaresistenten Bakterien in der Ostsee untersucht. Die Ergebnisse ihrer Arbeit…