"Wasserzeichen" als Kopierschutz für Digitale Medien
Vor dem weiteren ungehemmten Einsatz von Kopierschutzmechanismen warnt jetzt Dr. Martin Steinebach vom Fraunhofer-Institut IPSI in Darmstadt die Musikindustrie. „Es macht keinen Sinn, die legale Nutzung von digitalen Medien immer komplizierter zu gestalten und damit den ehrlichen Käufer zu bestrafen, wohingegen der illegale Raubkopierer einfach und ohne Einschränkungen alles auf jedem Endgerät abspielen kann.“ Die Fraunhofer-Wissenschaftler sehen in der Verbindung von Medien, die mit digitalen Wasserzeichen geimpft sind, und Geschäftsmodellen auf Basis des XML-Abkömmlings BOL (Business Offer Language) eine sinnvolle Alternative für die Musikindustrie und andere Mediendienstleister, die mit Audiodaten umgehen. Mit Wasserzeichen versehene Daten können ohne Kopierschutz und die damit verbundenen Ärgernisse verwendet werden, doch wer dies illegal tut, ist über das Wasserzeichen identifizierbar und kann zur Verantwortung gezogen werden.
In seinem Vortrag auf der diesjährigen DGI-Online-Tagung am 16. Juni in Frankfurt am Main wird Steinebach gemeinsam mit seinem Kollegen Andreas Wombacher vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme Modelle vorstellen, die bereits im Labormaßstab erfolgreich getestet wurden. Digitale Wasserzeichen sind seit Jahren auch als „fingerprinting“, „data embedding“ oder „data hiding“ bekannt und als solche nicht neu. Entscheidend ist jedoch ihre Einbindung in Geschäftsmodelle, die im produktiven Einsatz stabil bleiben und gleichzeitig das Musikstück nicht unakzeptabel beeinträchtigen. Auch Micropayment-Lösungen wurden im Prototypen dabei erfolgreich eingebunden, so dass sich sogar pay-per-listen-Modelle realisieren lassen: Bezahlt wird für das Anhören eines Musikstücks.
Die Verknüpfung mit einem Business-Offer-Language-Modell schliesslich erlaubt es, genau die relevanten Daten aus dem BOL-System als Wasserzeichen in das Musikstück einzubetten – ein entsprechender Interpreter kann also erkennen, wie das zugrunde liegende Geschäftsmodell spezifiziert ist und dem Anwender die Beteiligung an diesem Model vorschlagen – zum Beispiel im Rahmen eines provisionsbasierten Affiliate-Marketings. Hänschen Müller kann dann bei entsprechenden Geschäftsmodellen der Industrie in Zukunft für das Verteilen von Musikkopien an seine Freunde sogar noch eine Prämie bekommen; vorausgesetzt, diese hören überhaupt hinein und akzeptieren die paar Cent, die ihnen das BOL-basierte System als Micropayment abverlangt. Kopierer werden dann belohnt, Raubkopierer gibt es nicht mehr. Denn das Wasserzeichen kann nicht mehr entfernt werden, ohne das Musikstück erheblich zu beschädigen.
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.ipsi.fraunhofer.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Kommunikation Medien
Technische und kommunikationswissenschaftliche Neuerungen, aber auch wirtschaftliche Entwicklungen auf dem Gebiet der medienübergreifenden Kommunikation.
Der innovations-report bietet Ihnen hierzu interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Interaktive Medien, Medienwirtschaft, Digitales Fernsehen, E-Business, Online-Werbung, Informations- und Kommunikationstechnik.
Neueste Beiträge
Parallele Pfade: Das Verständnis von Malariaresistenz bei Schimpansen und Menschen
Die nächsten Verwandten des Menschen passen sich genetisch an Lebensräume und Infektionen an Überleben des am besten Angepassten: Genetische Anpassungen bei Schimpansen aufgedeckt Görlitz, 10.01.2025. Schimpansen verfügen über genetische Anpassungen,…
Du bist, was du isst – Stanford-Studie verbindet Ballaststoffe mit Modulation von Anti-Krebs-Genen
Die Ballaststofflücke: Ein wachsendes Problem in der amerikanischen Ernährung Ballaststoffe sind bekanntlich ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung, doch weniger als 10 % der Amerikaner konsumieren die empfohlene Mindestmenge. Eine…
Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – RNA-Protein-Entdeckung für eine bessere Immunität
HIRI-Forscher entschlüsseln Kontrollmechanismen der Polysaccharidverwertung in Bacteroides thetaiotaomicron. Forschende des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg haben ein Protein sowie eine Gruppe kleiner Ribonukleinsäuren (sRNAs) in…