Raumklang per Kopfhörer

Musikfreunde können zukünftig auch unterwegs hochwertigen Surround-Klang genießen: Ensonido® gaukelt dem Ohr über Stereo-Kopfhörer mehrere Lautsprecher vor. Mit den gemessenen Bewegungen des Kopfes erzeugt die Software ein räumlich konstantes Klangfeld. Die Technologie wird auf der Internationalen Funkaustellung in Berlin präsentiert.

Raumklang oder Familienfrieden? Während der eine seine Ruhe will, freut sich der andere auf einen Film mit Rundum-Ton. Momentan ist hier noch Verhandlungsgeschick angesagt, denn für Surround-Klang beschallen üblicherweise fünf oder mehr Lautsprecher den Raum. Der Griff zum Kopfhörer mag zwar den Familienfrieden sichern, bedeutet aber meist, auf ein solches Klangerlebnis verzichten zu müssen. „Zwar gibt es schon Systeme, mit denen Surround-Klang auch über Kopfhörer erreicht wird“, meint Jan Plogsties, Leiter des Projektes Ensonido am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen, „die Klangqualität lässt allerdings häufig noch zu wünschen übrig.“

Die Software Ensonido®, die die Fraunhofer-Forscher entwickelt haben, optimiert dieses Klangerlebnis. „Den 5.1-Surround-Sound, den wir so über übliche Stereokopfhörer erreichen, konnte man in dieser Qualität bisher nur über fünf Lautsprecher und einen Tieftonlautsprecher erzeugen“, sagt Plogsties. „Möglich machen das kopfbezogene Raumübertragungsfunktionen.“ Dies ist ein Filter, der die akustischen Signale in der gleichen Weise verändert, wie sie auf dem Weg vom Lautsprecher zum Ohr verändert werden – etwa durch unterschiedliche Reflektionen an Decke und Wänden.“ Auch die Eigenschaften des Kopfes berücksichtigt Ensonido®: Steht ein Lautsprecher beispielsweise hinter dem Zuhörer, müssen Hauptanteile des Signals zunächst an der Ohrmuschel vorbei. Ein Head-Tracker mit Beschleunigungssensoren registriert alle Drehungen des Kopfes. Die Software verändert das akustische Signal entsprechend: Der Musikfreund hat so den Eindruck, als bliebe das Schallfeld stehen, während er sich im Raum bewegt. Auch seine Lieblingshörumgebung kann er mit einem Griff über die Software einstellen – sei es eine Kirche oder ein Kino.

Die technische Grundlage liefern neue Audiokodierverfahren wie MP3 Surround. Es komprimiert die sechs Kanäle des 5.1-Surround-Sounds so effizient, dass MP3 Surround-Dateien nur fünf Prozent mehr Speicherplatz benötigen als herkömmliche MP3s. „Bereits bei der kommenden Generation tragbarer MP3-Geräte sollte der Nutzer das einhüllende Klangerlebnis auch unterwegs genießen können“, hofft Plogsties. „Die beiden Technologien Ensonido und MP3 Surround eignen sich aber auch für DVD-Player, mobile Radios und Handys.“ Auf der internationalen Funkausstellung IFA, die vom 2. bis 7. September in Berlin stattfindet, können Besucher der Halle 5.3 das neue Hörerlebnis testen.

Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Stefan Geyersberger
Telefon: 0 91 31 / 7 76-3 16, Fax: -3 99
amm_info@iis.fraunhofer.de

Matthias Rose
Telefon: 0 91 31 / 7 76-30 11
amm_info@iis.fraunhofer.de

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