Handy soll zum Pay-TV-Gerät werden
Bis 2010 rund 450 Mio. Euro Umsatz mit mobilem TV via Rundfunk
2007 soll es in Deutschland soweit sein: Fernsehen den ganzen Tag über – wo immer es das Herz begehrt und wann immer es die Zeit erlaubt. Bis dahin rechnet der Berliner Medien- und Telekomconsulter Goldmedia mit dem Marktstart von Handy-TV, wie aus der von NBC Universal Global Networks und der net mobile AG unterstützten Studie „Mobile TV 2010“ hervorgeht. Und zwar mit richtigem Handy-TV via digitale terrestrische Rundfunknetze, nicht via UMTS. Da aber Handy-TV ein Pay-TV sein wird, sind die Mobilfunkbetreiber wieder im Geschäft, erklärt Michael Lessig von Goldmedia im Gespräch mit pressetext. Damit der Markt von mageren 20 Mio. Euro im Jahr 2007 auf 450 Mio. Euro in 2010 durchstartet, ist laut Studie aber auch die Anpassung derzeitiger TV-Inhalte an das neue Medium „zwingend erforderlich“.
„Beim Mobile TV wird man eine ganze Reihe interessanter Entwicklungen sehen“, verspricht Lessig im pressetext-Interview. Fernsehen am Mobiltelefon sei bei deutschen Konsumenten wesentlich breiter akzeptiert als andere mobile Unterhaltungsangeboten wie Klingeltöne und dergleichen, die meist bei jüngeren Nutzergruppen gefragt sind. Bisher war Fernsehen vor allem auf den häuslichen Bereich und damit auf den Nachmittag und den Abend beschränkt. Die Studie geht davon aus, dass der mobile TV-Konsum häufiger, jeweils kürzer und über den Tag verteilt in Warte- und Pausezeiten zu erwarten ist. Derzeitige TV-Formate sind nicht nur aus technischer Sicht (z.B. Displaygröße) nicht kompatibel. Zunächst sei eine Adaptierung der Formate des stationären Fernsehens „zwingend erforderlich“. Lessig nennt TV-Serien wie „GZSZ“ und „Verliebt in Berlin“ und als Vorbild die mobile Version der US-Serie „24“. Wenn sich der Markt entwickelt sind auch völlig neue Formate gefragt, die Interaktion einbauen, so Lessig. Dabei seien diverse Zusatzdienste und Bestellmöglichkeiten denkbar, die über das Fernsehen hinausgehen.
UMTS hat dabei laut Goldmedia-Studie keine Zukunft. Soll Mobile TV ein Massenmarkt werden, stoßen bisherige TV-Angebote von Mobilfunkanbietern via UMTS bald an ihre Grenzen. Jeder Nutzer muss eine eigene Verbindung aufbauen, was bei einem Massenpublikum zu Bandbreitenproblemen führt, erklärt Lessig. Daher sieht die Studie die technologische Zukunft von Mobile TV in den digitalen Rundfunktechnologien DVB-H (eine Weiterentwicklung von DVB-T) oder T-DMB (eine Weiterentwicklung des digitalen Radiostandards DAB). DVB-H würde eine wesentlich größere Programmvielfalt erlauben und wäre einfach auf die bestehende DVB-T-Infrastruktur aufzusetzen, so Lessig. Künftige TV-Handsets sind dann nicht mehr nur Mobilfunk-, sonder auch Rundfunkempfänger. Auch eine Art „TV-iPod“ ohne Mobilfunkfunktion wäre denkbar.
Keine gute Nachricht für Mobilfunkbetreiber? Doch, denn: „Mobiles Fernsehen kann nur mit einem Pay-Modell finanziert werden“, so Lessig. Die erforderlichen Investitionen in die Infrastruktur lassen laut Studie eine reine Werbefinanzierung unwahrscheinlich erscheinen. Aber auch sonst spricht einiges für die Mobilfunker, die dann auch zu „Mobilrundfunkern“ werden. Die Mobilfunkunternehmen bieten dem Endkunden eine einfache Abrechnung und eine unkomplizierte Freischaltung der mobilen Pay-TV-Kanäle. Goldmedia geht von einem Preis von fünf bis 12,5 Euro pro Monat aus. Mobilfunkkunden sind zudem (im Gegensatz zu TV-Sehern) gewöhnt, für mobile Dienste zu bezahlen, gibt Lessig zu bedenken.
Die Mobilfunker sind aber auch ideale Partner der TV-Unternehmen, um die neuen Geräte zu vermarkten. Zusätzliche Geräte wie ein „TV-iPod“ wären den Konsumenten im Hinblick auf diverse mobile Konkurrenz wie MP3-Player und Spielkonsolen wohl nur schwer zu verkaufen. In Kombination mit dem Handy und vertrieben von den Mobilfunkunternehmen sieht Lessig im Gespräch mit pressetext gute Chancen „in kurzer Zeit einen Markt zu schaffen“.
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