Fernsehkinder sind schlechter beim Lesen und Sprechen


Kinder, die besonders viel Zeit vor dem Fernseher verbringen, schneiden bei Sprach- und Lesetests nicht so gut ab wie andere. Das haben Psychologen von der Universität Würzburg herausgefunden. Aber: Es muss nicht unbedingt die „Glotze“ sein, die für die schwächeren Leistungen der Kinder verantwortlich ist.

Ebenso plausibel ist die Annahme, dass Kinder, die bereits sprachliche Defizite haben, lediglich das leichter zu konsumierende Medium Fernsehen als Freizeitbeschäftigung bevorzugen. Deshalb wollen die Würzburger Wissenschaftler nun überprüfen, ob sich Hinweise auf eine Ursache-Wirkungsbeziehung zwischen Fernsehkonsum und Sprach- bzw. Leseleistung finden lassen oder ob nicht auch andere Faktoren für die schwächeren Leistungen der „Vielseher“ verantwortlich gemacht werden können.

Diese Forschungen laufen im Rahmen einer groß angelegten Studie am Lehrstuhl für Psychologie IV der Universität Würzburg unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schneider. Mit finanzieller Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft werden mögliche Auswirkungen des Fernsehens auf die Sprach- und Lesekompetenzen von Grundschülern untersucht.

Insgesamt sind 330 Familien aus den Gebieten um Würzburg und Bad Mergentheim beteiligt, deren Mediengewohnheiten über einen Zeitraum von sechs Jahren erfasst werden sollen. Gleichzeitig führen die Psychologen regelmäßig Tests zur Sprachentwicklung, zu den Lesefertigkeiten und zur Konzentrationsfähigkeit der beteiligten Kinder durch. Da das Fernsehen möglicherweise nicht auf alle Kinder die gleichen Auswirkungen hat, berücksichtigen die Wissenschaftler auch Geschlecht, Intelligenz, soziale Schicht und weitere familiäre Faktoren.

Die Studie sei vor dem Hintergrund zu sehen, dass bisher nur wenige fundierte Forschungsergebnisse über die Auswirkungen des Fernsehens vorliegen, so Prof. Schneider. Seit dieses Medium in den 50er Jahren Einzug in die Wohnzimmer gehalten hat, wurden immer wieder Befürchtungen geäußert, dass es schädliche Wirkungen haben könnte. Neben Bedenken im Hinblick auf die soziale und emotionale Entwicklung wird heute vor allem die Beeinträchtigung der Sprach- und Lesefertigkeiten von Kindern diskutiert.

Dabei gibt es unterschiedliche Annahmen darüber, wie diese angeblich negativen Auswirkungen zu Stande kommen sollen: Neben der weit verbreiteten Vermutung, dass das Fernsehen das Lesen in der Freizeit verdränge, wird vielfach davon ausgegangen, dass sich Kinder aufgrund der täglichen Bilderflut nicht mehr ausreichend konzentrieren können oder dass das Lesen durch das unterhaltsame Medium Fernsehen als vergleichsweise unattraktiv betrachtet wird. Andererseits wird dem Fernsehen auch ein gewisses förderndes Potenzial zugeschrieben. Dieser Optimismus gründet sich vor allem auf Sendungen mit pädagogischen Inhalten, wie zum Beispiel „Sesamstraße“ oder die „Sendung mit der Maus“.

Weitere Informationen gibt es bei Prof. Dr. Wolfgang Schneider sowie bei den Diplom-Psychologen Marco Ennemoser und Kathrin Schiffer, T (0931) 31-2746, Fax (0931) 31-2763, E-Mail: schneider@psychologie.uni-wuerzburg.de

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Robert Emmerich idw

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