Charité: Dünndarmtransplantation mit innovativem Ernährungskonzept
In der „Klinik für Abdominal- und Transplantationschirurgie“ der Charité ist am Montag, dem 8. Januar dieses Jahres, einem 38 Jahre alten, in Berlin lebenden Mann der Dünndarm eines durch Unfall in Eberswalde gestorbenen jungen Spenders erfolgreich transplantiert worden. Der Empfänger, vierfacher Vater und von Beruf Koch, stammt aus Bosnien, arbeitet aber seit Jahren in der Hauptstadt. Bei einem Besuch in seiner Heimat im Juli 1999 ist er wegen heftiger Bauchschmerzen in ein dortiges Krankenhaus eingeliefert worden. Ursache seiner Beschwerden war ein seltenes Ereignis, ein plötzlicher Verschluss eines großen Blutgefäßes im Bauch (Arteria mesenterica), das Teile des Darms mit Blut versorgt. Der Gefäßverschluss machte den Darm funktionsunfähig, sodass dem Patienten schließlich der Dünndarm bis auf einen oberen Rest von 30 cm und außerdem zwei Drittel des Dickdarmes entfernt werden mussten. Zurück in Berlin wurde ihm nach Zwischenaufenthalt in einem kleineren Krankenhaus, in der Charité ein dauerhafter Zugang zum Gefäßsystem, ein sogenannter Port gelegt, über den Nährlösung infundiert werden konnte, denn eine normale Ernährung war nicht mehr möglich. Wegen mehrerer Komplikationen musste er wiederholt stationär behandelt werden. Im November 1999 wurde er schließlich auf die Warteliste für ein Dünndarmtransplantat gesetzt, das er schließlich 14 Monate später erhielt.
Dem Patienten geht es jetzt sehr gut. Er hat weder Abstoßungsreaktionen noch Infektionsattacke gehabt. Frau Dr. Andrea Müller, Oberärztin der Klinik, die die Transplantation durchführte, erklärt die komplikationslose Entwicklung vor allem auch durch ein von ihr entwickeltes Ernährungskonzept, das sie nach Tierversuchen auch bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und nach Darmoperationen erfolgreich eingesetzt hat: Während in anderen Transplantationszentren ein verpflanzter Dünndarm mehrere Tage leer bleibt, in der Vorstellung, die Nahtstellen am Darm schonend heilen zu lassen, weicht Frau Dr. Müllers Konzept bewusst hiervon ab. Ihr hat sich die sofortige Belastung des Darms mit einer speziellen Sondennahrung bewährt, die reich an Amino- und Fettsäuren ist. Jetzt, rund zwei Wochen nach der Verpflanzung, geht es dem Manne gut, die Sondennahrung konnte zugunsten normaler Kost aufgegeben werden und die Entlassung steht bevor.
Dieser zweiten Dünndarmtransplantation in der Charité war die erste im Juni 2000 vorausgegangen. Damals erhielt eine junge Frau ein Dünndarmtransplantat. Ihr geht es auch sehr gut, sie studiert inzwischen Medizin und bereitet sich auf ihr „Physikum“ vor (http://www.charite.de/mediamed/00/25_00.htm).
Silvia Schattenfroh
(Anmerkung: Der Patient ist auch bereit, sich den Medien gegenüber zu äußern)
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