Ölfelder zum Anfassen

Präsentation in der i-CONE <br>(c) Fraunhofer IMK

Beim Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation IMK in Sankt Augustin tagten die Vertreter der internationalen Öl- und Gasindustrie, um die neuesten Ergebnisse beim Einsatz von Virtual Reality-Technologien für die Exploration von Rohstoffen zu diskutieren.


Für die Erkundung von Ölfeldern und die Planung von Bohrlöchern werden immer häufiger Methoden der virtuellen Realität (VR) eingesetzt, um die komplexen geowissenschaftlichen Datensätze zu visualisieren, zu analysieren und zu bearbeiten. Die internationale Öl- und Gasindustrie ist zu diesem Zweck seit 1998 im VRGeo Konsortium organisiert, das zwei Mal im Jahr auf Schloss Birlinghoven in Sankt Augustin tagt, um die neuesten Forschungs- und Entwicklungsergebnisse zu diskutieren und zu evaluieren. Die Abteilung „Virtual Environments“ im Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation ist der primäre Forschungs- und Entwicklungspartner. Industrielle Mitglieder sind BP, Chevron, Landmark, Norsk Hydro, Petrobras, Schlumberger und Statoil. Technologiepartner sind die Firmen HP und Barco, weitere Forschungspartner die Christian Michelsen Research/CMR, die Universität Trondheim und die Universität Rio de Janeiro (PUC Rio).

Beim aktuellen Treffen zeigten die Fraunhofer Wissenschaftler die Kopplung zweier projektorbasierter VR-Display-Systeme namens i-Cone und TwoView, so dass die Tagungsteilnehmer nahtlos zwischen der Analyse eines Ölfelds im großen Display-System und der Weiterbearbeitung im kleinen Display-System wechseln konnten. Explorationsergebnisse z.B., die einer großen Arbeitsgruppe präsentiert werden, können somit wieder mit ins „stille Kämmerlein“ genommen werden, um dort weiterbearbeitet zu werden. Alles geschieht hierbei in Virtueller Realität.

Im zylindrischen 240° VR-Display i-Cone finden Gruppen von bis zu 30 Personen Platz. Sie können dort gemeinschaftlich Öl- und Gasdaten analysieren. Im VR-Display TwoView können zwei Personen durch die exakte stereoskopische Wiedergabe sehr genaue Manipulationen der Darstellung vornehmen. Besonderes Augenmerk bei der Kopplung der beiden Display-Systeme wurde auf die Aspekte der Benutzbarkeit einer solchen Display-übergreifenden Applikation gelegt. „Der Grad der Immersion einer VR-Applikation hängt im entscheidenden Maß von ihrer Benutzbarkeit ab. Der Übergang von einem Display in ein anderes muss daher nahtlos sein, d.h. dieselben Interaktionsgeräte und Stereobrillen können in beiden Displays verwendet werden und die Anwendung bietet einen intuitiven Kopplungsmechanismus“, sagt Projektleiter Thorsten Holtkämper über die neueste Entwicklung des Fraunhofer IMK.

Verschiedene am Fraunhofer IMK entwickelte VR-Technologien wurden zur Realisierung dieses Vorhabens eingesetzt. Unter anderem wurden neue drahtlose Interaktionsgeräte vorgestellt, die sich gleichzeitig als Eingabestifte für PDAs und Tablet PCs zur Steuerung der Öl- und Gasapplikation verwenden lassen. Auch die Technologie der „Multiviewpoint Images“ kam zu Einsatz, um in beiden Displays die kollaborative Interaktion mehrerer Personen mit der VR-Darstellung zu verbessern. Zur volumetrischen Darstellung der sehr großen seismischen Datensätze der Öl- und Gasindustrie wurde das Software-Paket Octreemizer genutzt, das jetzt in der Version 2.0 vorliegt und durch die Implementierung des Raycasting-Verfahrens weiter an Darstellungsqualität gewonnen hat.

Für das Fraunhofer IMK hat sich das Konsortiumsmodell in VRGeo als beispielhaft für die direkte Kooperation mit der Industrie in der angewandten Forschung erwiesen. Das Institut visiert die Gründung von Konsortien mit weiteren Industriezweigen wie z.B. der Wasserversorgung an.

Ansprechpartner:
Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation IMK
Schloss Birlinghoven
53754 Sankt Augustin
Dr. Manfred Bogen, 02241/14-2367, manfred.bogen@imk.fraunhofer.de
Thorsten Holtkämper, 02241/14-3419, thorsten.holtkaemper@imk.fraunhofer.de

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