Projekt holt das Klassenzimmer ans Krankenbett
Ein bundesweit bislang einmaliges Projekt zur psychosozialen Versorgung von an Krebs erkrankten Kindern hat jetzt an der Universität Bonn begonnen: Damit betroffene Kinder und Jugendliche während ihrer stationären Chemotherapie den Kontakt zu ihrer Schule halten können, wurde mit modernster Kommunikations-Technik „das Klassenzimmer in das Krankenzimmer“ geholt. Eine Kamera überträgt via Internet-Technik(IP-basierte Kommunikations-Technik) das Unterrichtsgeschehen in das Klinikzimmer, wo der Patient nicht nur den Wissensstoff seiner Klasse aktuell mitverfolgen und erarbeiten kann. Das Schulkind in der Klinik nimmt so auch am Schulalltag und am Geschehen in der Klasse teil. Für die Mitschüler bleibt der Patient auch während der Langzeittherapie mit dem Klassenverband enger verbunden, die Klasse kann über diese Vernetzung soziale Verantwortung praktizieren. Die hämatologisch-onkologische Abteilung des Zentrums für Kinderheilkunde der Universität hatte das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis für Tumor- und Leukämieerkrankte Kinder e.V. Bonn initiiert.
Für Abteilungsleiter Professor Dr. Udo Bode steht bereits jetzt fest: „Das Projekt ist ein Meilenstein in der psychosozialen Versorgung unserer Patienten.“ Ein ganzheitliches Therapiekonzept muss sämtliche Aspekte dieser lebensbedrohlichen Erkrankung berücksichtigen. 70 Prozent der an Krebs erkrankten Kinder und Jugendlichen werden heute geheilt. Durch die besseren Heilungschancen zählt der Erhalt von Lebensqualität zu den wichtigen Therapiezielen. Das Team von Professor Bode strebt daher eine reibungslose Reintegration in den Schulalltag an.
Die anstrengende Chemotherapie wird über Monate in Blöcken verabreicht. Die Patienten werden während ihres Klinikaufenthalts von einer besonders ausgebildeten Lehrerin einzeln oder in der Gruppe unterrichtet. Der Unterricht im Krankenhaus ist allerdings in der Regel auf die Kernfächer beschränkt. Vor allem fehlte bislang die Einbindung in den Klassenverband und das Klassengeschehen. Das Bonner Modell-Projekt soll dazu beitragen, dass die jungen Patienten trotz Krebserkrankung das Klassenziel erreichen und den Kontakt zu den Mitschülern halten können.
Die Projektkosten und die Erstausstattung wurden vom Förderkreis für Tumor- und Leukämieerkrankte Kinder e.V. Bonn, aus Spenden der Firmen Compaq, Dataline, Plettac electronics, Breidenbach, Lamprichs und durch die Unterstützung der Hitzblech Stiftung, der Herrhausen Stiftung, der Familie Künster und des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung des Landes Rheinland-Pfalz finanziert. An laufenden Kosten fallen lediglich der Aufwand für den Auf- und Abbau der Videokamera in der jeweiligen Schule und die normalen Kommunikationsgebühren an.
Als erste Schule konnte die Tomburg-Realschule in Rheinbach mit der Klinik direkt vernetzt werden. Die technische Realisierung wurde von Prof. Dr. Ralf Wegner, Claus Bachmeier und Ulrich Burbulla von der Deutschen Telekom und Thomas Klingmüller, Student der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg, ermöglicht. In der onkologischen Abteilung der Uni-Kinderklinik sollen in der Ausbauphase bis zu 15 mit Schulen vernetzte Arbeitsplätze entstehen.
Das Projekt weist über die psychosoziale Versorgung an Krebs erkrankter Kinder und Jugendlicher hinaus. „Das Klassenzimmer in das Krankenzimmer“ ist bei sämtlichen Erkrankungen mit langwierigen stationären Behandlungen vorstellbar.
Ansprechpartner: Zentrum für Kinderheilkunde der Universität Bonn, Abteilung Hämatologie/Onkologie, Prof. Dr. Udo Bode, Adenauerallee 119, 53113 Bonn, Telefon: 0228/287-3215, E-Mail bode@mailer.meb.uni-bonn.de, Renate Pfeifer (Projektleitung) Telefon: 0228/287-3236
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