Moderne Medienkompetenz für Europa: UNIK gehört zu den Initiatoren

Eine zeitgemäße Medienkompetenz will die „European Charter for Media Literacy“ im Verständnis der europäischen Öffentlichkeit und der nationalen Regierungen fördern. Repräsentanten aus acht Nationen haben die „Charter“ erarbeitet, die am 28. September in Brüssel vorgestellt wird.

Die Universität Kassel hat mit Prof. Dr. Ben Bachmair als Mitglied der Steering Group und Vertreter für Deutschland federführende Funktion bei der Entwicklung der „Charter“ übernommen und mit Unterstützung der Hessischen Landesanstalt für Privaten Rundfunk (Kassel) maßgeblich dazu beigetragen, das europäische Netzwerk in Deutschland öffentlich zu machen und weitere Kooperationsmitglieder zu finden.

Die Statistiken zur Mediennutzung zeigen:

o Europäer verbringen am Tag 30 Minuten mit Lesen und 2,3 Stunden mit TV/Video/DVD
o 70% der europäischen Haushalte mit Kindern besitzen einen PC
o 33% der europäischen Haushalte verfügen über eine breite Medienausstattung
o 94% der jungen Europäer (12-18 Jahre) nutzen das Internet
o 95% der Jugendlichen in Europa (12-18 Jahre) besitzen ein eigenes Handy
Eine moderne Definition von Lese- bzw. Medienkompetenz beschränkt sich heutzutage nicht mehr auf Lesen und Schreiben, sondern Kinder und Jugendliche, ebenso Erwachsene, sollten fähig sein, eigene Ziele zu erreichen sowie eigenes Wissen und Potenziale zu erwerben, um selbstständig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können (OECD 2003).

Die Staaten der EU sind der Überzeugung, 90% ihrer Bevölkerung seien lesekompetent, wobei ihre Definition von „Lesekompetenz“ auf Vorstellungen des letzten Jahrhunderts beruhen.

Um wirklich an der Demokratie, am kulturellen und sozialen Leben im 21. Jahrhundert in Europa teilhaben zu können, benötigen Europäer vielseitige Lesekompetenzen und zunehmend breiter gefächerte Medienkompetenzen. Dazu gehören unter anderem:

o Der Zugang zu einer Vielzahl von Inhalten aus Fernsehen, Internet, Filmen, Zeitungen und dem Radio;
o eine sinnvolle Wahl für ihre Mediennutzung treffen zu können;
o bedenkliche oder erregende Medieninhalte hinterfragen zu können sowie
o Medien als Gestaltungsmittel für sich sinnvoll zu nutzen, um Ideen und Botschaften ausdrücken zu können.

Medienpädagogik in Europa war lange Zeit auf kurzlebige Projekte und zeitlich begrenzte Finanzierung beschränkt. Obwohl einige dieser Projekte bemerkenswert sind, gab es bisher wenig Kohärenz in den Ansätzen, zu wenig Vernetzung und keinen Konsens über bewährte Praktiken.

Um das öffentliche Verständnis und Bewusstsein für Medienkompetenz zu wecken und Bürgern eine breiter gefächerte Vision von dem zu vermitteln, was es im 21. Jahrhundert bedeutet, medienkompetent zu sein, haben Repräsentanten aus acht Nationen die „European Charter for Media Literacy“ erarbeitet.

In dieser „Charter“ werden die nationalen Regierungen in Europa dazu aufgerufen, Medienkompetenz in die Lehrpläne zu integrieren und ausreichend in Ausbildung, Ressourcen und Evaluation zu investieren, um Medienpädagogik längerfristig zu fördern. Weiterhin werden die Medienproduzenten aufgefordert, den Zugang zu vielfältigen kulturellen und informativen Quellen zu gewährleisten, sowie das Verständnis der Medieninhalte zu fördern und zu sichern.

Mit der Unterzeichnung der „Charter“ bekräftigen Organisationen und Einzelpersonen eine bestimmte Definition von Medienkompetenz und verpflichten sich zu Maßnahmen, die ihre Entwicklung unterstützen. Die „Charter“ ermöglicht auf diese Weise einen Konsens und bietet ein Netzwerk für alle, die auf diesem Gebiet in Europa tätig sind.

Die Website der „Charter“ (http://www.euromedialiteracy.eu) ist seit April 2006 im Netz und hat bereits über 100 Unterschriften von Personen und Institutionen aus unterschiedlichen Nationen zu verzeichnen.

Die „Charter“ ist aus einer Initiative des UK Film Councils und des British Film Institute (BFI) hervorgegangen. Die Mitglieder der Steering Group haben sich dazu verpflichtet, die „Charter“ in ihrem Land zu fördern und dafür weitere Mitglieder zu gewinnen sowie die „Charter“ und ihre Ziele in Europa bekannt zu machen. Die Mitglieder der Steering Group haben weitgehende Erfahrungen im Bereich Medienkompetenz, in ihrer Entwicklung und Lehre sowie ihrer Vertretung. Zu den Mitgliedern gehören:

o ÖSTERREICH: Ministry of Education, Science and Culture: Susanne Krucsay
o BELGIEN : Conseil de l'éducation aux médias (CEM): Patrick Verniers
o FRANKREICH : Centre de liaison de l'enseignement et les médias d'information (CLEMI): Evelyne Bevort
o DEUTSCHLAND: University of Kassel: Prof. Dr. Ben Bachmair
o PORTUGAL: CICCOM, University of Algarve: Dr. Vítor Reia-Baptista
o SPANIEN: Grupo Comunicar: Dr. Ignacio Aguaded
o SCHWEDEN: Swedish Film Institute/Center for Learning, Communication and Media and University of Karlstad: Klås Viklund/Pär Lundgren

o GROSSBRITANNIEN: British Film Institute (BFI): Cary Bazalgette

Sponsoren dieser Initiative:
UK Film Council und die Hessische Landesanstalt für Privaten Rundfunk (Kassel)
Informationen zur Pressekonferenz
Datum: Donnerstag, 28. September 2006 von 11:00-11:45 Uhr
Ort: International Press Centre – Résidence Palace
Rue de la Loi 155
1040 Brüssel
Lageplan: http://presscenter.org/en/wegbeschrijving.html
Kontakt: Website der European Charter for Media Literacy:
http://www.euromedialiteracy.eu
Cary Bazalgette – General Secretary of the Charter – British Film Institute (London):
Cary.Bazalgette@bfi.org.uk
Tel.: +44 20 7957 8973
Mobil: +44 07753 616812
Patrick Verniers – Counseil de l'éducation aux médias (Belgien)
p.verniers@media-animation.be
Tel: +32 2 242 57 93+
Mobile : +32 496 87 31 47
Journalist@Your Service
Kerstin Eigert – Coordinator
info@brusselsreporter.eu
Tel: +32 2 35 23 47
Info
Dipl.-Päd. Claudia Raabe
Universität Kassel
Fachbereich Erziehungswissenschaft, Humanwissenschaften
tel +49 (0) 5528 – 98 91 36
e-mail claudia.raabe@uni-kassel.de

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