Web 2.0-Anwendungen lösen Ursprungsversprechen des Internets ein
BVDW-Experten aus unterschiedlichen Bereichen sehen mit zunehmender Reichweite der verschiedenen Web2.0-Anwendungen lange existierende Hoffungen und Versprechen der Internetwirtschaft eingelöst. Weblogs, Videoblogs, RSS-Feeds & Co. – von vielen momentan noch als Phänomen unter Insidern und "Heavyusern" abgetan, wird nach Meinung von BVDW-Gesamtvorstand Andrea Schulz und Jörg Rensmann, stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe Services & Innovationen im BVDW nach und nach Einzug in die Kommunikationsstrategien der Unternehmen halten. Dabei lassen sich die verschiedenen Anwendungen als Instrumente in der Vermarktung als auch in der internen Kommunikation einsetzen. Entscheidende Bausteine für den erfolgreichen Einsatz der Technologien sind, so die Experten beim Kongress "Chance Web 2.0", Glaubwürdigkeit, Kritikfähigkeit, Authentizität, Relevanz sowie die Ermöglichung echter Partizipation.
"Web 2.0 ist eine Haltung und keine Technologie", rekurriert Andrea Schulz (artundweise), Leiterin des Arbeitskreises Zukunftstrends der Fachgruppe Agenturen, auf eine Aussage von Tim O´Reilly, und bringt damit das Kennzeichnende der vermeintlich neuen Anwendungen auf den Punkt. Das Internet ist heute Dreh- und Angelpunkt für viele Geschäftsprozesse von Unternehmen. Die Web2.0-Anwendungen bieten den Unternehmen ein hervorragendes Potenzial, ihre Prozesse zu optimieren und in der Außenkommunikation und im Marketing dialogorientierter vorzugehen, als das bisher der Fall ist. Aber: "Nicht alles was neu ist, ist gut und nicht alles, was gut ist, ist neu im Internet. In der Tat kennen wir einige der zuletzt immer wieder thematisierten Anwendungsszenarien nicht erst seit gestern, sondern schon seit einigen Jahren – den Unterschied macht die wesentlich größere Reichweite im Jahr 2006." Das hat dazu geführt, dass nun auch die Unternehmen dem Thema die notwendige Aufmerksamkeit und Ernsthaftigkeit widmen.
Loyalität und Prozessoptimierung durch Transparenz und Ehrlichkeit
Hinzu komme, dass der User heute ohne irgendwelche technischen oder finanziellen Hürden Content im Internet produzieren kann in Wort, Bild, Ton und Film. "Unternehmen werden sich mittelfristig darauf einstellen müssen, dass sie die Kontrolle über ihr öffentliches Bild nicht behalten können. Sie können lediglich Plattformen anbieten, um den Überblick zu behalten und sich in die Kommunikation von Kunden, potentiellen Kunden oder Nicht-Kunden einzuklinken", so die Trendexpertin. "Letztlich werden sie lernen müssen, transparent und ehrlich mit der Öffentlichkeit umzugehen." Wer das Ernst nehme und entsprechende Angebote mache, würde im Gegenzug mit Loyalität und nutzergesteuerter Produkt- und Prozessoptimierung belohnt.
"Es geht grundsätzlich darum, dass der User von heute kompetenter und emanzipierter ist. Wer angesichts dieser Tatsache immer noch auf Einbahnstraßenkommunikation setzt und seine Werbebotschaften aus TV- oder Printmedien eins zu eins ins Internet überträgt, der hat das Medium nicht verstanden und von dem fühlen sich die Internetnutzer, also letztlich seine Kunden, missverstanden", so Andrea Schulz, die beim Kongress auf die Einsatzszenarien der Web 2.0-Anwendungen im Unternehmensumfeld einging. "Allein in Deutschland existieren rund 760.000 Produktnamen – ein Vielfaches des individuellen Wortschatzes. Das zeigt, wie hart der Kampf um die Aufmerksamkeit des Einzelnen ist", skizziert die Geschäftsführerin der Bremer Agentur artundweise die Rahmenbedingungen für Unternehmen. Gerade vor diesem Hintergrund böten Weblogs, Podcasts, Videoblogs, Communities & Co. interessante Perspektiven für das Finden und Binden von Kunden.
Mit RSS Unternehmensprozesse steuern
Ganz ähnlich beurteilt RSS-Experte Jörg Rensmann die Möglichkeiten. Daneben ließen sich viele der neuen Technologien aber auch hervorragend innerhalb der Unternehmen einsetzen. Anhand konkreter Beispiele konnte der langjährige IT-Journalist und heutige Chef des Osnabrücker Software-Anbieters infoMantis GmbH nachweisen, wie der Einsatz sogenannter RSS-Anwendungen, bei denen User verkürzt gesagt, Website-Inhalte abonnieren und im Moment der Veröffentlichung direkt informiert werden, Unternehmensprozesse vereinfachen und optimieren kann. So werden bereits heute Tools eingesetzt, um Mitarbeiter nicht einfach nur zu informieren, sondern auch zu motivieren. "Dank flexibler Schnittstellen lassen sich die Anwendungen in viele unterschiedliche Prozesse einbinden und mit persönlichen Botschaften beispielsweise der Führungsebene eines Unternehmens anreichern – so etwas schafft Nähe", beschreibt Jörg Rensmann beispielhaft die Vielseitigkeit der RSS-Anwendungen.
"Viele verbinden mit der RSS Technologie Newsfeeds, die im RSS Reader zu als Bleiwüsten versanden und dem User in Analogie zum E-Mail-Programm im Angesicht der vielen ungelesenen Nachrichten eher das Gefühl vermitteln, mal wieder eine Menge verpasst zu haben", so RSS-Spezialist Rensmann. "Clever verpackt als interaktiver Online-Screensaver, Desktop-Ticker oder Alerting-Applikation rückt die Technologie in den Hintergrund und die RSS-Angebote erreichen plötzlich eine viel breitere Zielgruppe und schaffen Mehrwert durch die Kombination von ansprechender Information und Unterhaltung. So inszeniert, machen RSS-Tools dem Anwender Spaß und tragen dazu bei, die strategischen Ziele der Unternehmenskommunikation zu erreichen", so Rensmann weiter.
"Echte Innovation geht noch einen Schritt weiter: Wer RSS kombiniert mit solchen Lösungen im Unternehmen richtig einsetzt, führt etwa die E-Mail wieder auf die 1:1-Kommunikation zurück. Wichtige News, die sich an alle Mitarbeiter wenden oder neue Infos zu bestimmten Themen werden nicht mehr per E-Mail oder Newsletter kommuniziert, sondern per RSS direkt am PC-Desktop eingeblendet", sieht Rensmann weitere Vorteile von Web 2.0 Technologien im Unternehmenseinsatz. "So wird der Informationsfluss regelrecht umgedreht – was für deutlich mehr Effizienz und Transparenz in der firmeninternen Kommunikation und bei der Nutzung von firmeninternem wie externem Wissen etwa über Knowledge-Pools sorgt."
Seiner Auffassung nach, erlauben es die neuen Web 2.0 Tools endlich, vom User gewollte Informationen mit den aus Unternehmenssicht essentiellen Informationen zu verknüpfen. Gleichzeitig lassen sich der Informationsfluss und die Nutzung sehr gut bewerten und analysieren. Und das schließlich sei es, was die interaktiven Medien vom Start an versprochen haben: Eine effiziente, transparente und flexible Interaktion zwischen verschiedenen Dialoggruppen. Web 2.0 macht´s möglich!
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