"Schwere Defizite in der europäischen Bildungspolitik"

“Ohne einen deutlich höheren Stellenwert des Themas ’Europa’ in den Schulen wird das ’Projekt Europa’ langfristig nicht gelingen können” – mit dieser Meinung hat der Generaldirektor des europäischen Medieninstituts, Prof. Dr. Jo Groebel ein Treffen von hochrangigen Politikern und Medienvertretern zum Thema “Medien und Europa” in London eröffnet. Zu den Teilnehmern gehörten unter anderem der britische Europa-Minister Peter Hain, der frühere Außenminister Großbritanniens, Lord Douglas Hurd, der EU-Außenkommissar Chris Patten sowie die Herausgeber von Independent, Guardian, Daily Mirror, Daily Telegraph und Channel 4.

In der Diskussion war die Runde sich einig, dass mit der eher skeptischen Berichterstattung der englischen Presse und dem Fehlen einer auch nur einigermaßen themenverwandten Berichterstattung in ganz Europa eine europäische Öffentlichkeit völlig fehle. Groebel bemerkte in diesem Kreis dazu, dass von den Medien allerdings nicht eingeklagt werden könne, was schon die Politik offensichtlich nicht leiste – nämlich Europa bürgernäher zu machen. Mit dem soeben eingesetzten Reformkonvent ist nach Ansicht Groebels eine einmalige Gelegenheit gegeben, Europa populärer zu machen: “Dies ist für die angehende Erweiterung und die sich daraus ergebenen großen ökonomischen Herausforderungen auch dringend notwendig”, sagte Groebel wörtlich.

Doch dem Direktor des Europäischen Medieninstitut reicht dies bei weitem nicht: Seiner Auffassung nach kann es nicht angehen, dass an den meisten Schulen in Europa europäische Geschichte und europäische Kultur kaum vorkommt. Schlimmer sogar: Meist würde nicht mehr als eine europäische Fremdsprache gelernt. Groebel sprach wörtlich von “schweren Defiziten in der europäischen Bildungspolitik”. Nach den PISA-Ergebnissen und im Rahmen der technologischen Fortschritte besonders im Bildungsbereich sieht Groebel aber jetzt eine Chance, ohne zusätzliche Belastung der Schulen und ohne großen zusätzlichen Kostenaufwand mit Kindern und Jugendlichen das Projekt ’Europa’ entwickeln zu können: im Internet.

Für die junge Generation, so Groebel in seiner Rede, sei das Internet von zentraler Bedeutung für die Kommunikation und würde zunehmend auch in den Schulen genutzt. Noch seien die Inhalte und die ’Communities’ (Gemeinschaften im Internet) zwar entweder national oder amerikanisch dominiert, aber Groebel sieht hier Potenzial für eine europäische Prägung: Nach dem Modell des deutsch-französischen Jugendaustauschs in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts könnte das Internet zum “Ort der Begegnung” zwischen europäischen Schülern werden. In der vernetzten Kommunikation der Jugendlichen sieht der Generaldirektors des Europäischen Medieninstituts eine gute Grundlage für das zusammenwachsende Europa. Am Gelingen zweifelt Groebel nicht: Schließlich habe die europäische, besonders die britisch geprägte Rockmusik bereits bestätigt, welche große Rolle Populärkultur für die Jugend im gegenseitigen Verständnis spielt. Allerdings ist Groebel der Ansicht, dass es gleichzeitig eine europäische Bildungspolitik geben müsse, die auf der Basis bestehender Fächer europäische Inhalte zur Regel mache.

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Prof. Dr. Jo Groebel ots

Weitere Informationen:

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