Ist Privatfernsehen doch etwas für die gehobene Bildungsschicht?

Der Historiker Paul Nolte brachte ihn erstmals auf und Harald Schmidt machte den Begriff erst kürzlich wieder populär: Das Unterschichtsfernsehen. Ein Seitenhieb auf die privaten Fernsehsender, denen seit ihrer Einführung Mitte der achtziger Jahre der Ruf der Volksverdummung anhängt.

Wie falsch die Kritiker kommerzieller Sender damit liegen, zeigt nun eine Studie der Universität zu Köln. Der Kölner Medienwissenschaftler Dr. Jörg Hagenah und der Soziologe Prof. Dr. Heiner Meulemann haben die Reichweiten der bekanntesten Fernsehsender ARD, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben unter die Lupe genommen und über einen Zeitraum vom 1988 bis 2004 untersucht, welche Sender von welchen Zuschauern bevorzugt werden.

Das Ergebnis: Menschen mit geringerer Bildung neigen zwar dazu, länger fernzusehen. Aber Bildung oder Einkommen haben keinen Einfluss auf die Sender-Vorlieben des Publikums. „Überspitzt ließe sich formulieren: Alle sehen alles, damit alle mit allen über alles reden können“, erklärt Hagenah. Obwohl es im Zuge der fortschreitenden Bildungsexpansion immer weniger Hauptschulabsolventen gibt, bleibt das Sozialprofil öffentlich-rechtlicher wie privater Sender mehr oder minder konstant, „lediglich ProSieben bewegt sich tendenziell vom 'Unterschichtsender' zum 'Oberschichtsender'“, so Hagenah.

Befürchtungen, die Nutzung öffentlich-rechtlicher oder privater Sender hänge mit dem Bildungsniveau in der Gesellschaft zusammen, können die Wissenschaftler somit verneinen.

Bei Rückfragen:
Dr. Jörg Hagenah, Medienwissenschaftliches Lehr- und Forschungszentrum
der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, Tel.: 0221/470-6163, E-Mail: hagenah@wiso.uni-koeln.de

Prof. Dr. Heiner Meulemann, Forschungsinstitut für Soziologie, Tel.: 0221/470-5658, E-Mail: meulemann@wiso.uni-koeln.de

Die vollständige Studie erscheint in der Zeitschrift Publizistik, Ausgabe 52 (Juni)

Verantwortlich:
Merle Hettesheimer

Media Contact

Merle Hettesheimer idw

Weitere Informationen:

http://www.uni-koeln.de/

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