Informationskompetenz als Antwort
Die entstehenden neuen Medienumwelten, die in Schule, Arbeit und Alltag zunehmend eine prominente Rolle spielen und den Umgang miteinander sowie die Zugänge zu Wissen und Information bestimmen, bergen neue Herausforderungen.
Einhergehend mit der aktuellen Entwicklung stellt sich daher die Frage: Sind die Menschen den Anforderungen noch gewachsen? Wie wirken sich die veränderten Bedingungen in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und persönlichen Kontexten aus? Welche Konsequenzen ergeben sich für den Bildungsbereich? PD Dr. Matthias Ballod hat ausgehend von den aktuellen gesellschaftlichen Veränderungen ein Konzept entworfen, das bildungstheoretischen und bildungspraktischen Anforderungen hinsichtlich der Wissensorganisation, der Wissensvermittlung und des Wissenserwerbs gerecht werden soll.
Ballod entwickelt darin den Grundriss einer zeitgemäßen Didaktik zu Beginn des 21. Jahrhunderts, welche auf die spezifischen Anforderungen angemessen reagiert: „Eine für die Informationsgesellschaft relevante Bildung darf gerade nicht nur auf eine Bedarfsdeckung aus sein, sondern muss den Einzelnen so fördern, dass er den wachsenden beruflichen und persönlichen Anforderungen gewachsen bleibt.“
Ballod hat zu diesem Zweck exemplarisch die Strukturen und Anforderungen bei der Informationssuche im Internet untersucht, die neuen Formen der Zusammenarbeit (Kollaboration, Kooperation) bei einer Internet-Plattform, die mediendidaktische Qualität eines Online-Lernangebots sowie die Potenziale digitaler Nachschlagewerke beim Wissenserwerb. Ballods Analyse zeigt, dass vielen Konzepten ein reduktionistischer Informationsbegriff zu Grunde liegt, der Informationen mit ausgetauschten Daten gleichsetzt. Der Diskurs zur Informationsgesellschaft sei daher geprägt von teils widersprüchlichen Auffassungen sowie von einer politischen Funktionalisierung.
Als bedeutsame pädagogische Aufgabe in der globalisierten und ökonomisierten Wissensgesellschaft formuliert Ballod hingegen die Vermittlung der Fähigkeit, Informationen wahrzunehmen, auszuwählen, zu bewerten und Wissen sinnvoll zu organisieren. Individuelle Informationskompetenz sei die notwendige Voraussetzung für einen gesellschaftlichen und organisationalen Umgang mit Wissen sowie zur Nutzung der Informations- und Kommunikationstechnologien.
„Der situationsgerechte, verantwortungsvolle, ethisch vertretbare und reflexive Umgang mit unterschiedlichen Medien und den über sie vermittelten Inhalten wird sich zur gesellschaftlichen Schlüsselqualifikation entwickeln. Der Mensch in der Informationsgesellschaft benötigt neue Lernstrategien.“ Ballod sieht daher auch die Notwendigkeit einer veränderten Lernkultur in der Informationsgesellschaft, die zur individuellen Orientierung in den dynamischen, komplexen und schwer prognostizierbaren Lern- und Arbeitswelten beitragen soll.
„Informationskompetenz sollte als Lernziel verstanden werden, da das Herstellen von Beziehungen zwischen Informationen für das Lernen wichtiger ist als die reine Faktenaneignung.“ Ballod verankert das Konzept der Informationskompetenz daher in der Lehrerausbildung des Faches Deutsch, da Information und Kommunikation einerseits spezifisch-menschliche und andererseits zumeist sprachgebundene Phänomene sind. Der Deutschunterricht kann als Kernfach schulischer Medienerziehung gelten, wie es die Empfehlungen der Bund-Länder-Kommission und der Kultusministerkonferenz bereits in den 1990er Jahren nahe legen. Informationskompetenz als Teil einer kommunikativen Kompetenz, trete jedoch nicht in Konkurrenz zu den zentralen Lernbereichen des Deutschunterrichts, sondern ergänze diese.
Matthias Ballod lehrt als Privatdozent an der Universität Koblenz-Landau. Die Ergebnisse sind Bestandteil seiner Habilitationsschrift, die aktuell unter dem Titel „Informationsökonomie – Informationsdidaktik“ erschienen ist.
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