Google testet Frühwarnsystem zur Grippe-Bekämpfung
Der Internetkonzern Google hat über seinen philanthropischen Arm Google.org damit begonnen, Suchanfragen nach Ausbrüchen von Infektionskrankheiten auszuwerten.
Wie das Unternehmen in seinem offiziellen Blog wissen lässt, wird das erste Projekt in diesem Zusammenhang ein Webtool namens „Google Flu Trends“ sein. Dahinter verbirgt sich der ambitionierte Versuch, durch das Auslesen von Suchdaten einen näheren Einblick in die Ausbreitung des Grippevirus in einzelnen Bundesstaaten der USA zu bekommen.
Hintergrund des Engagements ist die Erkenntnis, dass es eine konsistente und starke Korrelation zwischen den Suchanfragen und den Grippe-Daten der zuständigen Stelle des Center of Disease Control and Prevention (CDC) gibt. Die Projektinitiatoren haben die Hoffnung, dass die auf diese Weise zu Tage geförderten Informationen dabei helfen können, eine mögliche Grippe-Epidemie möglichst früh zu erkennen und somit auch zahlreiche Menschenleben zu retten.
„Die in den Suchanfragen zu findenden Muster können sehr informativ sein. Ein kleines Team von Softwareingenieuren hat bereits im vergangenen Jahr damit begonnen, die Relevanz der Analyse dieser Muster für verschiedene Phänomene zu erforschen“, schreibt Google. Nach einiger Überlegung habe man sich dazu entschieden, die Methode vor allem auf eine sinnvolle Anwendbarkeit im Bereich ansteckender Infektionskrankheiten zu testen.
„Der Grippe-Virus – auch Influenza genannt – fordert jedes Jahr weltweit bis zu 500.000 Tote. Um einen Einblick in die aktuelle Ausbreitungssituation und -entwicklung der Infektionskrankheit zu erhalten, ist die Analyse der Suchanfragedaten sehr hilfreich“, betont Google. Da mithilfe dieser Methode Informationen in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden können und traditionelle Ansätze zur Erfassung und Auswertung von Grippedaten in der Regel ein bis zwei Wochen brauchen würden, eigne sich Google Flu Trends besonders gut als Frühwarnsystem.
„In Bezug auf das Auftreten von Influenza erleben wir in jedem Jahr eine vergleichbare Situation“, stellt Susanne Glasmacher, Biologin und Sprecherin des Robert Koch-Instituts in Berlin http://www.rki.de , im Gespräch mit pressetext. Grippewellen würden alljährlich stattfinden, in der Regel in der Zeit nach Jahreswechsel. „Die Schwere der Influenza-Wellen kann dabei sehr unterschiedlich sein. Von wenigen Todesfällen bis zu mehreren tausend Toten, wie es etwa im Zeitraum um die Jahreswende 1995 und 1996 der Fall war“, schildert Glasmacher. Entscheidende Maßnahme zur Vorbeugung sei die Influenza-Schutzimpfung, die am besten bereits in den Monaten Oktober oder November durchgeführt werden sollte.
„Menschen über 60 oder mit chronischen Krankheiten raten wir aus medizinischen Gründen dringend zu einer derartigen Vorbeugung“, merkt Glasmacher an. Das derzeit von Google in den USA getestete Frühwarnsystem klinge durchwegs interessant. „Jede Möglichkeit, wie die Grippe-Ausbreitung vernünftig dargestellt werden kann, ist willkommen“, meint Glasmacher.
Zur Erstellung der Ausbreitungsmodelle von Google Flu Trends wurden nach eigenen Angaben „Hunderte von Mrd. einzelner Suchanfragen seit dem Jahr 2003“ ausgewertet. Der Internetkonzern weist in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hin, dass hierfür das Vertrauen und die Privatsphäre der Nutzer in keinster Weise verletzt worden seien. „Flu Trends kann niemals dazu benutzt werden, einzelne User zu identifizieren, weil wir uns zur Erstellung der Statistiken lediglich auf anonymisiertes Datenmaterial beziehen. Die Muster, nach denen wir in den gesammelten Daten suchen, ergeben zudem ohnehin nur in einem größeren Zusammenhang einen Sinn“, heißt es von Google.
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