Internet der Zukunft wird mobil und intelligent
Experten gehen davon aus, dass im nächsten Jahrzehnt ungefähr 70 Prozent der Bevölkerung einen mobilen oder festen Zugang zum Internet mit wachsenden Höchstgeschwindigkeiten bis zu mehreren Gigabits pro Sekunde haben werden.
„Wir können mit Zuversicht voraussagen, dass mobile Geräte zu einer bedeutenden Komponente des Internets werden“, ist Vint Cerf, Chief Internet Evangelist von Google, überzeugt. Das gelte ebenso für jegliche Art von Vorrichtungen und Sensoren. „Viele der Inhalte und Informationen des Internets, ob über einen mobilen oder festen Zugang abrufbar, werden sowohl geographische als auch logistische Standortfragen beantworten können“, so Cerf.
„Betritt man beispielsweise ein Hotelzimmer, so wird das Mobilgerät zeitgleich die exakte Information zu dem Standort und der Zimmernummer erhalten. Wenn Sie den Laptop einschalten, wird er diese Information ebenfalls empfangen – entweder durch Ihr Mobilgerät oder durch das Zimmer selbst“, erklärt Cerf. Nach der Aktivierung werde es für die Geräte ein Routinevorgang sein, herauszufinden, welche anderen Geräte in der näheren Umgebung noch eingeschaltet sind. Über RFID könne das Handy zudem unterschiedliche Gegenstände identifizieren.
Das Internet werde nach Auffassung des Google-Vordenkers auch das Medium Video verändern. „Während das Video heute noch überwiegend in der zeitlich programmierbaren Standard-Ausführung vorliegt, wird es in Zukunft zu einem interaktiven Medium heranreifen, bei dem die Auswahl bezogen auf Inhalt und Werbung maßgeblich vom Verbraucher bestimmt wird. Durch die Produktpositionierung erhalten die Nutzer die Möglichkeit, eigene Interessengebiete auf den vorhandenen Sichtfeldern anzuklicken, um mehr Informationen zu erhalten“, so Cerf. Durch Hyperlinks werde es möglich sein, die Rennszenen in Star Wars I mit dem Wagenrennen in Ben Hur in Beziehung zu setzen. „Das neue Format der konventionellen Videokonferenz wird durch den Einsatz von Robotern verbessert, die sich per Fernbedienung steuern lassen, sich fortbewegen, Kameras und Mikrofone einstellen und sogar direkt mit der lokalen Umgebung interagieren können – und das alles wird vom Nutzer selbst bestimmt und kontrolliert“, betont Cerf.
Selbst ein Waschmittelkarton könne Teil einer Dienstleistung werden, indem Waschmaschinen mit Internetfunktion durch Web-basierte Services bedient werden, welche die Waschmaschine konfigurieren und aktivieren. „Wissenschaftliche Messungen und Experimentier-Ergebnisse werden geblogt und automatisch in allgemeine Datenarchive eingetragen, um die Verbreitung, das Austauschen und die Wiederherstellung der Experimentier-Ergebnisse zu ermöglichen. Man kann sich sogar vorstellen, dass wissenschaftliche Instrumente in der Lage sein werden, ihre eigenen Datenblogs zu generieren“, glaubt Cerf. Alles was in unserer Vorstellungskraft einen Platz finden könnte, habe auch eine gute Chance auf Programmierbarkeit.
„Bereits vor 15 Jahren diskutierten wir über Kühlschränke, die den Füllstand der Milch anzeigen und eine Einkaufsliste pflegen“, zeigt sich Andreas Rebetzky, Director Global Information Technology bei Bizerba, hingegen skeptisch. Man müsse die Möglichkeiten des Internets stärker nach Qualität filtern. „Wir müssen selektieren, welche Dienste wir in Anspruch nehmen, um unser Leben zu bereichern. Neue Anwendungen sprießen wie Pilze aus dem Internet, zumeist im Endkundenmarkt. Für Professionals wird das Eis jedoch dünner. Hier ist Stabilität, Zuverlässigkeit, Robustheit gefordert. Leider bekommen wir durch die Bankenkrise den Eindruck, dass auch dort manchmal der Gameboy vor der Vernunft genutzt wurde“, warnt Rebetzky.
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