Kommunikationswissenschaftler untersuchen Krisenkommunikation im Nachrichtenprozess
Wie sich die Kommunikation militärischer Bedrohungsszenarien im Nachrichtenprozess entwickelt, ist das Thema eines neuen Forschungsprojekts von Kommunikationswissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie der Universität Koblenz-Landau. Im Mittelpunkt des von der Deutschen Stiftung Friedensforschung (DSF) für 24 Monate geförderten Vorhabens steht die Frage, wie Politik und Medien internationale Krisen beachten und mit Nachrichtenwert versehen.
Mit Hilfe eines komplexen methodischen Designs soll gezeigt werden, wie auf Grund des dynamischen Wechselspiels zwischen politischen, militärischen und medialen Akteuren Nachrichten entstehen, die von Entscheidungsträgern der Außen- und Sicherheitspolitik als Risikofaktoren wahrgenommen werden.
„Bisher ist wenig bekannt über die Wechselwirkung von medialer Berichterstattung mit Entscheidungsprozessen und öffentlicher Meinungsbildung“, sagt der Jenaer Studienleiter Prof. Dr. Georg Ruhrmann. Daher stünden Fragen im Forschungsinteresse wie: Veranlassen zunehmend die Medien krisenhafte Zuspitzungen? Und wie verhalten sich Politiker medial als Krisenmanager?
Der diesem Projekt zugrunde liegende Forschungsansatz geht aus von einem typischen Verlauf internationaler Krisen in vier Phasen: Prävention, Eskalation und Management, Lösung, Aussöhnung. Analysieren werden die Wissenschaftler jeweils Risikofaktoren, politische Debatten, Kriterien der Nachrichtenauswahl sowie die Bewertung politischer Entscheidungen durch Fernsehzuschauer.
Anhand dieser Merkmale öffentlicher Kommunikation verändert sich phasenspezifisch je nach Krisentyp die Kommunikationsdynamik im Nachrichtenprozess, sind sich die Wissenschaftler sicher. Im Mittelpunkt des Projekts stehen internationale Krisen und Konflikte, bei denen es zumindest potenziell zum Einsatz von Gewalt in Form von Kriegshandlungen, militärischen Interventionen, Terrorismus, Guerillakriegen, Grenzverletzungen und Truppenbewegungen kommt.
Die Wissenschaftler verstehen ihr Projekt als innovativen Beitrag zur Krisen- und Friedensforschung und analysieren daher auch, über welche internationalen Konflikte und Krisen in den deutschen Medien nicht berichtet wird. „Vor allem in ihrer Frühphase werden Konflikte sowohl von den Medien als auch von der Forschung übersehen“, weiß Ruhrmann. „Gleichwohl ist gerade in dieser Phase ihr potenzieller Einfluss und ihre Definitionsmacht am größten. Gemäß dem dieser Studie zugrunde gelegten Phasenmodell wird dieser Präventionsphase jedoch die gebotene Beachtung geschenkt“.
Die Projektergebnisse werden grundlegend u. a. für Krisenkommunikation, mediale Konfliktberichterstattung und strategische Kommunikationspolitik sein. Aus der Studie sollen konkrete Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger, Experten und Kommunikatoren ableitbar sein. „Analog dazu lassen sich ebenfalls konkrete Empfehlungen für Journalisten zur Berichterstattung über Krisen entwickeln“, so der Jenaer Kommunikations-Experte Ruhrmann. Zusätzlich werden anhand der Befunde weiterführende Module einer strategischen Öffentlichkeits- und Medienarbeit im Krisenfall konzipiert. Diese können in entsprechenden Seminaren, Lehrgängen und Workshops vermittelt werden.
Kontakt:
Prof. Dr. Georg Ruhrmann
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Institut für Kommunikationswissenschaft
Lehrstuhl für Grundlagen der medialen Kommunikation und der Medienwirkung
Ernst-Abbe-Platz 8
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944930
E-Mail: georg.ruhrmann[at]uni-jena.de
Prof. Dr. Michaela Maier
Universität Koblenz-Landau
Institut für Kommunikationspsychologie, Medienpädagogik und Sprechwissenschaft
Xylanderstraße 1
76829 Landau
Tel.: 06341 / 921711
E-Mail: maier[at]ikms-uni-landau.de
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