Nie mehr Langeweile an der Fußgängerampel: HAWK-Studenten erfinden Streetpong

Streetpong: Simulation an der Ampel Almstorstraße in Hildesheim<br>HAWK<br>

Stumpfes Warten an der Fußgängerampel könnte bald ein Ende haben. Zwei Studenten der Fakultät Gestaltung der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim haben mit Streetpong eine Lösung entworfen, die das Warten an Ampeln zum echten Vergnügen machen könnte.

Schon jetzt bescheinigt das Internet, dass sie mit ihrer Idee genau richtig liegen. Seit dem 30. August ist das Video online, auf dem Holger Michel und Sandro Engel an einer Hildesheimer Ampel ihre Idee in der Praxis präsentieren. Mehr als 300.000 Klicks innerhalb einer Woche und die dazugehörigen positiven Resonanzen sprechen da eine mehr als deutliche Sprache.

„Nein, mit solch einer Reaktion haben wir absolut nicht gerechnet“, berichtet Michel. Im Video ist ein Display zu sehen, das an jeweils zwei gegenüberliegenden Ampelmasten befestigt ist. Angelehnt an das Kult-Computer-Spiel Pong stehen sich darauf zwei Skateboarder gegenüber, die sich einen Ball zuschießen. Es gibt einen Punkt, wenn der andere den Ball nicht erwischt hat. Ein Klassiker also in einem neuem Gewand und vor allem in einer untypischen Umgebung. Man soll sich also die Wartezeit an der Ampel vertreiben, indem man spontan mit einem fremden Menschen eine Runde Streetpong spielt.

Entstanden ist das Spiel im Seminar „Interaktive Medien II“ von Prof. Stefan Wölwer. Mehrere Themen standen zur Auswahl. Michel und Engel entschieden sich für das Gebiet Urban Interfaces, in dem nach Schnittstellen zwischen Design, Technik und öffentlichem Raum gesucht wird. Erste Idee waren Apps zum Finden von schönen Grünflächen oder idyllischen Parkbänken. Doch das gab es alles schon. „Ich fragte Freunde, Familie und Kommilitonen nach möglichen Ideen zu der Auf¬gabenstellung und bekam viele Denkansätze, aber nur ein Einfall überzeugte mich“, erinnert sich Michel. Auf die Frage, was in der Stadt verbessert werden müsse, antwortete Engel nämlich, dass ihn die Wartezeiten an Ampeln sehr störten. Von da an arbeiteten die beiden Hand in Hand als Team und entwickelten das Spiel und vor allem das Video dazu.

„Witzig ist, dass viele wirklich denken, das wäre alles echt“, lacht Michel. Tatsächlich ist die Video-Präsentation eine perfekt gemachte Synthese von Animati¬on und Realbild. Nichtsdestoweniger haben die beiden an alles gedacht. Denn mit Streetpong wollen sie den Straßenverkehr sicherer machen. „Der Punkt der Verkehrssicherheit war natürlich ein ständiger Begleiter, schließlich sollte das Spiel nicht ablenken. Deswegen haben wir versucht, mit allen Elementen, gerade mit der ablaufenden Rot-und Grünphase, eine klare Sprache zu sprechen. Während die Fußgängerampel auf Rot geschaltet ist, haben wir also klar kommuniziert, wie lange diese Phase noch anhält. Das Spiel hält ja ohnehin schon davon ab, bei Rot über die Straße zu gehen.“ Denn während die Fußgängerampel auf Grün geschaltet ist, lässt sich das Touchdisplay nicht bedienen.

„Das Spiel selbst ließe sich relativ einfach programmieren. Aber die Genehmigung, eine Ampelanlage umzufunktionieren, hätten wir natürlich nie bekommen. Aus diesem Grunde entschieden sich die beiden – die sattelfest im Motion Design sind – dazu, ein Video zu erstellen, welches die Idee möglichst gut erklärt. Gedreht wurde also in der Stadt, nachgearbeitet am Computer“, erklärt Prof. Wölwer, der voll und ganz hinter der Idee der beiden Studenten steht.

Schön wäre es also, so ein echtes Streetpong an der Ampel. Ob es das wirklich geben wird, ist noch unklar. „Bisher gibt es noch keine Anfragen, Streetpong auch wirklich umzusetzen, aber jede Menge Zuspruch und wer weiß, vielleicht hilft uns ja das große Feedback im Netz dabei, die Stadt Hildesheim doch noch zu überzeugen“, hofft Prof. Wölwer. Bis dahin muss er sich an der Ampel wohl noch langweilen.

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Sabine zu Klampen idw

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