Präsentationen gemeinsam erstellen

Auf der Internet-Plattform SlideWiki können Nutzer nach dem Vorbild von Wikipedia Präsentationen gemeinsam erarbeiten, optimieren oder übersetzen.

Wer sein Wissen weitergeben will, wirft es heutzutage als Präsentation per Beamer an die Wand. In Unternehmen stellen Mitarbeiter so ihren Kollegen die neusten Geschäftszahlen vor, an Hochschulen gestalten Dozenten damit ihre Vorlesungen. Wer Präsentationen vorbereitet, weiß, wie viel Zeit das kostet.

Bis Gedanken in kurze Worte gefasst und Grafiken ansprechend bearbeitet sind, vergehen oft Tage. Das Problem: Jeder Redner baut sich seine eigene Version, obwohl es zu vielen Themen bereits gute Folien gibt. Das ist eine enorme Zeitverschwendung.

Internet-Plattform SlideWiki

Um wertvolle Zeit zu sparen, entwickelten Forscher vom Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS in Sankt Augustin gemeinsam mit den Universitäten Bonn und Leipzig eine offene Internet-Plattform, auf der Interessierte Präsentationen gemeinsam erstellen und übersetzen können.

»Die Herausforderung war dabei insbesondere, eine Software für das synchrone Arbeiten mit Präsentationsfolien zu schreiben. Diese sind komplexer als reiner Text. Die Folien können Texte und Bilder enthalten. Ihre Reihenfolge kann sich ändern«, sagt Projektleiter Prof. Dr. Sören Auer von der Abteilung Organized Knowledge am IAIS.

In Anlehnung an die Online-Enzyklopädie Wikipedia nennen die Entwickler ihre Plattform SlideWiki, denn das Funktionsprinzip ist sehr ähnlich. In Wikipedia arbeiten viele Hundert Menschen gemeinsam daran, die Einträge des Nachschlagewerks zu gestalten. So entsteht im Laufe der Zeit ein großer Wissensschatz.

In SlideWiki findet dasselbe mit Präsentationen statt. Jeder registrierte Nutzer kann eigene Vorträge in die Plattform einstellen oder die anderer Mitglieder verändern und ergänzen. »So muss nicht jeder Redner permanent das Rad neu erfinden«, so Auer.

Auer ist zugleich Professor an der Universität Bonn und arbeitet dort unter anderem an dem Thema »Open Education«, also der Entwicklung von Bildungsplattformen im Internet, die für jeden Menschen zugänglich sind. Anders als im Deutschen oder Englischen gebe es in manchen Sprachen zu vielen Themen bislang kaum öffentlich zugängliche Informationen, sagt er.

Hier könne die Plattform künftig helfen, indem die Experten ihre Präsentationen anderen Menschen in verschiedenen Sprachen zugänglich machen. Mehr noch: In vielen Regionen besuchen heute nur wenige Menschen Schulen oder Hochschulen. Mit SlideWiki aber könnten sich künftig auch alle anderen, die über einen Internetanschluss verfügen, das Wissen aneignen.

Auch aktuell gibt es im Internet bereits Websites, von denen Interessierte Präsentationen zu verschiedenen Themen herunterladen können. Doch häufig sind die Vorträge veraltet und können nicht einfach aktualisiert werden. Zudem stammen sie meist nur von einem Autor.

In SlideWiki hingegen tragen permanent viele Experten dazu bei, die Präsentationen auf dem neusten Stand zu halten. Zudem werden hier keine Urheberrechte verletzt. Da die Inhalte auf dieser offenen Plattform frei verfügbar sind, dürfen die Nutzer sie bedenkenlos verwenden. Auf SlideWiki können Anwender darüber hinaus nach Belieben neue Präsentationen zusammenstellen, mit eigenen Folien ergänzen und neu abspeichern.

Eine Besonderheit ist die »Frage-Funktion«, mit der Dozenten Fragen an einzelne Folien anhängen können. Studierenden ist es damit möglich, ihr Wissen selbst zu überprüfen.

SlideWiki ist mit einer Übersetzungsfunktion verknüpft, die die Präsentation auf Knopfdruck in eine andere Sprache überträgt. Zwar sei dann noch eine Nachbearbeitung nötig, weil das Programm nicht alle Begriffe exakt wandelt, räumt Auer ein. Dennoch sei das deutlich zeitsparender, als Folie für Folie von Hand zu übersetzen.

Mehr als 3000 Präsentationen gibt es derzeit auf SlideWiki, und mit jedem neuen Nutzer kommen weitere hinzu. Für ihren innovativen Ansatz, Wissen in Präsentationsform öffentlich zugänglich und editierbar zu machen, wurden Auer und sein Team bereits ausgezeichnet.

Im April dieses Jahres erhielten sie den Creative Innovation Award des Open Education Consortiums, einer weltweiten Vereinigung, die sich für den freien Zugang zu Wissen stark macht.

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Prof. Dr. Sören Auer Fraunhofer Forschung Kompakt

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