TV-Doku: Mynaric und Tesat starten in den New Space
Mynaric ist ein deutsches Start Up, das sein technologisches Know How in Sachen Laserkommunikation mit hohen Investitionen in eine erfolgreiche Zukunft führen will. Die Sendung „Startschuss – Mynaric und Tesat auf dem Weg in den New Space“ zeigt deutlich, wie stark sich die Strategie dieses Newcomers im Markt von jener des etablierten Platzhirschen, der zum Airbus-Konzern gehörenden Tesat, unterscheidet. Während Mynaric als Start-Up das hohe Lied von Risikobereitschaft und Schnelligkeit singt, setzt Tesat auf langjährige Erfahrung und Verlässlichkeit. Mit beiden sprach Susanne Päch über die Marktperspektiven und die Unternehmens-Positionierung im Markt.
Dass deutsche Ingenieure erfindungsreich sind, ist weithin bekannt. So ist es nicht erstaunlich, dass es Unternehmen hierzulande immer wieder gelingt, mit einigen Firsts der technologischen Entwicklung zu brillieren. Das gilt zum Beispiel für die optische Nachrichtenübertragung im All. Die erste kommerzielle Anwendung wurde mit EDRS in einer Private-Public-Partnership des Airbus-Konzerns mit der ESA 2017 schon in die Umlaufbahn geschossen. Einige Jahre danach gilt die Laserkommunikation zur Datenübertragung im Weltraum als ganz großer Trend, auf den in den USA inzwischen sowohl Behörden und Militärs als auch die kommerziellen Betreiber im New Space setzen – die, die von West bis Ost und um Europa herum Satelliten-Konstellationen planen oder schon in Umlaufbahn haben.
Die damals noch visionäre Basis-Technologie war schon weit vor mehr als einem Jahrzehnt in einem Forschungsprojekt des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen als Vision für morgen entdeckt worden. Das wirklich Erstaunliche daran ist allerdings, dass daraus auf deutschem Boden Produkte in gleich zwei konkurrierenden Unternehmen hervor gegangen sind. Sie möchten den jetzt aufblühenden Markt mit ganz unterschiedlichen Strategien für sich erobern.
Auf der einen Seite die mittelständische Tesat, die aus der Forschungsentwicklung im DLR seit 2017 kommerzielle Produkte in verschiedenen Spielarten hat werden lassen und sich heute Weltmarktführer nennen darf. Doch der Funkspezialist ist mit seinen über tausend Beschäftigten und mehr als 260 Millionen Euro Umsatz heute nicht ganz so mittelständisch, wie es die Firmenbezeichnung noch vermuten lässt. Seit 2003 ist Tesat in den globalen Airbus-Konzern eingebettet, nimmt staatliche Subventionen gern in Empfang – und das Top-Management ist selbstverständlich streng in der Konzernschule erzogen. Das wirkt sich auch auf die Art und Weise aus, wie sich Tesat selbst im Spiegel des kommenden Wettbewerbs mit einem Start-Up positioniert – aus der Rolle des Marktführers heraus, der auf Qualität und langjährige Erfahrung im orbitalen Betrieb von Produkten setzt.
Auf der anderen Seite ist aus den gleichen technologischen Ursprüngen ein gänzlich anderes Modell hervor gegangen – ein Exot, jedenfalls mit deutschen Maßstäben. Denn die Start-up-Kultur ist hier auch aufgrund unterentwickelter Finanzierungsmöglichkeiten durch mutige Investoren eher ungewöhnlich. Zwei Team-Mitglieder des ehemaligen Forschungsteams haben es schon 2009 mit DLR-Finanzierung gewagt, die eigene Entwicklung auszugründen. Aus Vialight Communications wurde inzwischen Mynaric, ein Unternehmen, das 2017 an die Frankfurter Börse ging und sich mit weiteren Finanzierungsrunden und dem Börsengang in New York 2021 insgesamt über 110 Millionen Euro Kapital beschaffte. Wer allerdings die Geldgeber im Hintergrund sind und woher sie kommen, das legt Mynaric nicht offen. Das Team mit derzeit achtzig Köpfen hat jedenfalls Großes vor.
Nun sind überzeugende Präsentationen das eine, leistungsfähige Technik das andere. Beides muss nicht notwendigerweise zusammen gehören. Genau darauf setzt der bisherige Exklusiv- Anbieter: auf höchste Qualität und natürlich auch auf den Staat mit seinen Forschungsgeldern samt den jahrzehntelang bestens gepflegten weltweiten Verbindungen zum Militär.
Doch auch Mynaric hat ein interessantes Konzept. Der CEO kommt aus den USA, hat bei SpaceX gearbeitet und dort privatwirtschaftlich straff organisierte Start-up-Kultur gelernt: proaktive Investition in die Zukunft. Er zeigt den technologisch so fitten Deutschen, wie das mit dem Business in Quartalen geht. Offenbar ist er auf gelehrige Schüler getroffen. So wurde beispielsweise in Oberpfaffenhofen in kürzester Zeit eine Entwicklungsstraße hochgezogen. Denn Geschwindigkeit ist Trumpf – und die zeigt für Mynaric schon erste Früchte. Mit Northrop Grumman, einem der vier großen US-Satellitenhersteller, gelang eine Kooperationsvereinbarung. Und bei einem Kleinsatelliten-Projekt der amerikanischen SDA konnte man – auch im Wettbewerb mit der etablieren Tesat – einen ersten Erfolg landen. Für den unter der SDA-Führung von den konkurrierenden Herstellern gemeinsam entwickelten Geräte-Standard konnte Mynaric als erste dieser Firmen mit einem funktionsfähigen Produkt über die Ziellinie gehen – auch vor Tesat.
Langjährige Erfahrung und erprobte Produkte im Orbit bei Tesat macht Mynaric mit Geschwindigkeit wett. Das alles funktioniert so, weil sich in den USA die staatliche Raumfahrt von den jahrzehntelang geltenden starren Entwicklungs- und Beschaffungsstrukturen strategisch komplett gelöst hat. Nicht nur die NASA, auch alle Behörden und Militärs machen nicht mehr selbst, sondern lassen in der Industrie machen. Ist es Zufall, dass der Entrepreneur Space X mit der Technologie für die NASA schon da ist, während die im Weltraum-Monopol groß gewordene Boeing die Astronauten-Kapsel bis heute nicht am kommerziellen Start hat? Europa jedenfalls denkt noch in historischen Kategorien. Die schwerfällige ESA entwickelt derzeit ganz im alten Stil für die Europäische Kommission ein Kleinsatelliten-Projekt. Vielleicht nicht einmal ganz selbst gewollt, denn viele ESA-Experten beobachten die Zukunftswelt in den USA mit großem Neid. Aber von der Geld gebenden EU-Kommission ist das alles nun mal so gewollt – einmal abgesehen davon, dass in Europa geeignete marktwirtschaftliche Strukturen für den neuen Ansatz weitgehend fehlen. Für Mynaric ist das derzeit herrschende europäische Szenario alles andere als ermutigend, aber letztlich ebenso belanglos. Noch ist Mynaric ein deutsches Unternehmen – aber das muss ja nicht so bleiben.
Ansprechpartner:
Dr. Susanne Päch
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