Verbundenheit durch interaktive Technologien

Verbundenheit durch interaktive Technologien
(c) Hochschule Flensburg

Wie können Menschen Technik nutzen, um auch über Distanzen hinweg ein Gefühl der Verbundenheit und emotionalen Nähe zu erleben? Das erforschen Wissenschaftler:innen der Hochschule Flensburg zusammen mit Kolleg:innen anderer Universitäten im Verbundprojekt VEREINT.

Den Partner oder die Partnerin in einer Fernbeziehung wissen zu lassen, dass man gerade an ihn oder sie denkt, kann ganz einfach sein: Man knipst in der eigenen Wohnung – beispielsweise in Kiel – eine Lampe an. Gleichzeitig leuchtet auch in der Wohnung des Partners/der Partnerin – beispielsweise in München – ein Licht auf. Beide Lampen sind miteinander gekoppelt, damit sich das Paar über die Distanz hinweg ein Signal der Verbundenheit zusenden kann. Wie mit Hilfe unterschiedlicher Technologien ein Gefühl der Nähe über die Distanz erzeugt werden kann, erforschen Wissenschaftler:innen im Bereich Information und Kommunikation der Hochschule Flensburg unter der Leitung von Prof. Dr. Torben Wallbaum. An dem Verbundprojekt VEREINT sind außerdem vier weitere Universitäten beteiligt, das Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 290.000 Euro gefördert.

Das Projekt erforscht das Potenzial für die Aufrechterhaltung sozialer Verbindungen zwischen entfernten Personen. Im Projekt werden innovative Lösungskonzepte erarbeitet und erprobt, mit denen Nähe und private Kontakte zu Familien, Paaren und Freunden über die Distanz verbessert werden können. In zehn verschiedenen Anwendungsprojekten entstehen konkrete Prototypen bzw. Demonstratoren für solche Verbundenheitstechnologien – entwickelt von kleineren Konsortien aus Universitäten und Industriepartnern. Dabei sollen unterschiedliche Zielgruppen wie Paare, Familien, Freundesgruppen, ältere Menschen oder Kinder angesprochen werden. Die Ideen reichen von der beschriebenen Partner-Lampe über ein interaktives Augmented-Reality-Spiel bis hin zu einer einfach zu bedienenden „Sprechanlage“, über die Kinder mit ihren Großeltern kommunizieren und sich von ihnen Geschichten vorlesen lassen können.

Das Verbundprojekt VEREINT begleitet die Entwicklung dieser unterschiedlichen Anwendungen: Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Psychologie, Gestaltung, Informatik und Ethik steuern jeweils ihre Expertise bei. „Wir beschäftigen uns mit den grundlegenden Prinzipien der Verbundenheitstechnologien und es geht darum, Erkenntnisse aus zehn Anwendungsprojekten zu sammeln und konkrete Modelle zur Gestaltung von Verbundenheitstechnik zu entwickeln“ erklärt Prof. Dr. Torben Wallbaum. „Dabei werden psychologische, soziologische und ethisch-rechtliche Rahmenbedingungen im Sinne sozialer Verbundenheit untersucht.“

Auch Bürger:innen sollen in die Forschungsarbeit mit einbezogen werden. So ist im Rahmen des Projektes eine digitale Bibliothek der „Nähe auf Distanz“ geplant: Eine Online-Plattform, auf der die verschiedenen Neuentwicklungen als einfache Do-It-Yourself-Konzepte vorgestellt werden und von Interessierten im eigenen Haushalt ausprobiert werden können. Maryam Amidi, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt erklärt: „Wir wollen die technischen Konzepte stark vereinfachen und in einer leichtgewichtigen Version umsetzen, damit Bürger:innen sie vorübergehend im Alltag ausprobieren und Erfahrungen damit sammeln können.“

Im Projekt ist die Hochschule Flensburg insbesondere für die Bereiche Wissenschaftskommunikation und Bürger:innenbeteiligung sowie die Entwicklung von interaktiven Prototypen verantwortlich. Zum Start des Projektes fand am 15. Juli eine große Auftaktveranstaltung an der Universität Siegen statt, zu der bis zu 100 Wissenschaftler:innen und Expert:innen aus ganz Deutschland begrüßt wurden.

Hintergrund:
Am Begleit-Forschungsprojekt VEREINT sind neben dem Human eXperience Lab der Hochschule Flensburg die Universität Siegen als Konsortialleiter, die Universität Duisburg-Essen, die Ludwig-Maximilians-Universität München und die RWTH Aachen beteiligt. Das Projekt läuft bis April 2026. Auch eines der zehn Anwendungsprojekte wird an der Hochschule Flensburg umgesetzt: Im Projekt „Miteinander“ geht es um die Gestaltung und Erprobung von Verbundenheitserlebnissen mit Smart-Home-Technologien.

Wissenschaftliche Ansprechpartner:

Prof. Dr. Torben Wallbaum
Fachbereich 3 – Information und Kommunikation / HX Lab
E-Mail: torben.wallbaum@hs-flensburg.de

Maryam Amidi, M.Sc.
Fachbereich 3 – Information und Kommunikation / HX Lab
E-Mail: maryam.amidi@hs-flensburg.de

http://www.hs-flensburg.de/

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