Web-TV schafft Einzug in deutsche Wohnzimmer
Das Thema Internetfernsehen ist auf der diesjährigen IFA in aller Munde und fast alle TV-Geräte-Hersteller haben eine entsprechende Lösung für den Web-Genuss via TV parat.
Dabei ist das Internetfernsehen bereits in den deutschen Wohnzimmern angekommen. Allein im Zeitraum zwischen April und Juli 2009 wurden laut GfK-Zahlen rund 100.000 der sogenannten Hybrid-Geräte verkauft. Im Juli war schon jeder zehnte verkaufte Fernseher internetfähig. „Damit liegt Deutschland im europäischen Vergleich sehr weit vorn“, sagte Jürgen Boyny von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Rahmen eines Panels der Veranstaltungsreihe medienpolitik@IFA.
Für die kommenden Monate – insbesondere das Weihnachtsgeschäft – rechnet Boyny mit einem hohen Potenzial für den Geräteverkauf. Surfen via TV werde sich gerade in der Generation durchsetzen, die es ohnehin gewohnt ist, sich im Internet zu bewegen. Dabei sind die webfähigen TV-Geräte bisher nicht unbedingt zum beliebigen Surfen geeignet. „Wir wollen den Fernseher nicht zur Surfmaschine machen, sondern Videoinhalte direkt auf das TV-Gerät bringen“, meint André Schneider, Business Development Manager bei Samsung. Komplementäre Angebote wie Wetter, Spiele, Nachrichten on Demand oder aktuelle Börsenkurse sollen, so Andreas Ludwig, Director Business Development bei Yahoo Deutschland, dem Nutzer einen Mehrwert bieten.
Positiv aus Konsumentensicht vermerkte Peter Gurr von der Stiftung Warentest die Möglichkeit, existierende Flachbildfernseher mithilfe von Set-Top-Boxen, Satelliten-Receivern oder Blu-ray-Playern mit einem Webzugang nachzurüsten. Dem Konsumenten drohe angesichts der noch fehlenden Standards und unterschiedlichen Angebote der Hersteller allerdings Verwirrung, monierte Verbraucherschützer Gurr. „Es gilt, einheitliche Standards zu schaffen.“ Dafür, dass HBBTV (Hybrid Broadband Broadcast TV) in Deutschland zum Standard wird, setzt sich derzeit ein Konsortium europäischer Hersteller und Anbieter aus der TV-Industrie ein. „Wir beabsichtigen, HBBTV zu unterstützen“, erklärte Samsung-Manager Schneider. Auch rechtliche und regulatorische Fragen sind derzeit noch offen.
Einig waren sich die Anwesenden insbesondere bei der Frage nach der Bedienbarkeit der neuen Hybrid-Geräte. Diese müsse möglichst einfach sein, so Boyny. Die Bezeichnung Hybrid-Geräte, die derzeit für Internetfernseher im Umlauf ist, fand in der Expertenrunde dagegen keinen Anklang. Jürgen Sewczyk, Gründer der Technologie-Beratungsfirma JS Consult und Gründungsmitglied der Deutschen TV-Plattform, schlug vor, in der Vermarktung analog zum Verkaufsargument früherer Jahre, bei dem mit dem Siegel „Fernseher mit Videotext“ geworben wurde, die Geräte einfach „Fernseher mit Internet“ zu nennen.
Pressefotos von der IFA stehen unter http://www.fotodienst.at/browse.mc?album_id=2876 zum Download.
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