Wiederholte Meldungen führen zu Finanzmarktblasen

Nach Experimenten von Verhaltensökonomen der Universität Bonn führen diese permanenten Wiederholungen zu irrationalem Überschwang oder übertriebenem Pessimismus, wodurch sich Finanzmarktblasen oder Verstärkungen von Konjunkturzyklen entwickeln können. Die Ergebnisse werden in der „discussion paper series“ vorgestellt, die vom Institut zur Zukunft der Arbeit herausgegeben wird.

Sich wiederholende Informationen sind in der Wirtschaft allgegenwärtig. Wenn zum Beispiel eine Presseagentur eine positive Wachstumsprognose veröffentlicht, produzieren die Medien hieraus eine Vielzahl an Meldungen mit optimistischer Prognose. Darüber hinaus folgt der Informationsaustausch im Bekanntenkreis einem ähnlichen Muster: Wenn zwei Freunde über ihre Einschätzung zur Entwicklung am Aktienmarkt befragt werden, dann ist es möglich, dass die Meinungen der beiden auf einem Experten im gemeinsamen Bekanntenkreis basieren. „In all diesen Fällen sind die Informationen, die man erhält, nicht unabhängig voneinander“, sagt der Verhaltensökonom Florian Zimmermann, Doktorand bei dem renommierten Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Armin Falk von der Universität Bonn.

Doch welche Folgen hat dieses wiederholte Auftreten von ähnlichen „Stories“? Der Nobelpreisträger George Akerlof und der renommierte Ökonom Robert Shiller äußern schon seit Langem die Vermutung, dass durch die Verbreitung und ständige Wiederholung von Geschichten ganze Volkswirtschaften in irrationalen Überschwang oder übertriebenen Pessimismus verfallen, wodurch sich Finanzmarktblasen oder Verstärkungen von Konjunkturzyklen entwickeln könnten.

Überschwang oder Panik können zu Blasen und Krisen führen

Zimmermann und sein Kollege Benjamin Enke, ebenfalls Doktorand bei Prof. Falk, zeigen nun in einer Serie von Experimenten, dass viele Menschen tatsächlich dazu neigen, häufig nacherzählten Nachrichten zu viel Gewicht beizumessen. „Als Folge sind die Testpersonen bei wiederholt auftretenden positiven Nachrichten übertrieben optimistisch und im umgekehrten Fall zu pessimistisch“, berichtet Enke. In einem Marktexperiment belegen die Autoren, dass diese Phasen von „Überschwang“ oder „Panik“ tatsächlich zu Preisblasen und Krisen führen können.

Die an der wirtschaftswissenschaftlichen Graduiertenschule „Bonn Graduate School of Economics“ der Universität Bonn forschenden Wissenschaftler luden Probanden zu einer Studie in das Bonner Experimentallabor für Wirtschaftswissenschaften (BonnEconLab) ein. Die Aufgabe der Testpersonen bestand darin, sich auf Basis bestimmter Informationen eine Meinung zu bilden. „Vereinfacht ausgedrückt zählten die Probanden wiederholt auftretende Nachrichten doppelt. Als Folge basierten die Einschätzungen der Probanden zu stark auf den häufig wiederholten Informationen und durchliefen dadurch exzessive Schwünge“, erklärt Enke.

Wenn diese Informationen beispielsweise relativ optimistisch waren, ließen sich viele der Probanden von den häufig wiederholten positiven Einschätzungen blenden und bildeten eine zu optimistische Meinung. „Insgesamt zeigt sich, dass Menschen Schwierigkeiten haben, aus häufig wiederkehrenden Nachrichten die richtigen Schlüsse zu ziehen, was beträchtliche Übertreibung in der Meinungsbildung zur Folge hat“, stellt Zimmermann fest.

Drastische Auswirkungen auf das Handelsverhalten

In einem zweiten Experiment testeten die Forscher die potentiellen Folgen der Fehleinschätzung auf das Marktverhalten der Probanden. Sie versorgten die Testpersonen wieder mit sich wiederholenden Informationen, die sich dieses Mal auf den Wert eines fiktiven Handelsguts – etwa einer Aktie – bezogen. „Die Auswirkungen dieser Wiederholungsstruktur auf das Handelsverhalten der Probanden waren drastisch“, berichtet Enke.

Wenn eine positive Nachricht wiederholt auftrat, wurden die Teilnehmer zu optimistisch und kauften das Handelsgut vermehrt. Dieser „irrationale Überschwang“ führte dann zu einer Preisblase – das heißt zu einem Preisniveau, das deutlich über dem fundamentalen Wert des Gutes lag. Wenn demgegenüber eine negative Nachricht immer wieder auftauchte, führte der übertriebene Pessimismus der Marktteilnehmer zu einem Crash, also zu einer Situation, in der wenig gekauft wurde und die Preise deutlich unter dem wahren Wert der Güter lagen.

„Diese Ergebnisse sind konsistent mit der Grundidee von Akerlof und Shiller“, erläutert Zimmermann. Die Resultate der Experimente verdeutlichten, dass das wiederholte Auftreten von ähnlichen Nachrichten nicht nur dazu führt, dass Marktteilnehmer falsche Zukunftserwartungen haben. Vielmehr habe dies systematische ökonomische Konsequenzen, die ganze Märkte betreffen könnten.

Publikation: Correlation Neglect in Belief Formation, Institut zur Zukunft der Arbeit, Discussion Paper No. 7372
Kontakt:

Benjamin Enke
Bonn Graduate School of Economics
Tel. 0228/7362186
E-Mail: Benjamin.Enke@uni-bonn.de

Florian Zimmermann
Bonn Graduate School of Economics
Tel. 0228/739208
E-Mail: florian.zimmermann@uni-bonn.de

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Johannes Seiler idw

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