Geschickt vernetzt
Einen wesentlichen Anteil an dessen positiver Entwicklung haben zahlreiche Bildungsstätten und eine stabile Forschungslandschaft. Deren Engagement und das der Unternehmen in den einzelnen Netzwerken unterstützt die Branche und führt sie nach vorn.
Wachstumsmotor Nummer Eins ist der Maschinen- und Anlagenbau in Ostdeutschland – und die Branche bekommt Rückenwind. In den vergangenen Monaten verzeichneten die Unternehmen steigende Kapazitätsauslastungen und Umsatzrenditen.
Stellenabbau und Kurzarbeit spielten kaum noch eine Rolle. Das meldet der VDMA Ost nach Abschluss der Konjunkturumfrage für das 4. Quartal 2010 unter den 350 Mitgliedern des Landesverbandes in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Dennoch ist die wirtschaftliche Entwicklung in den genannten Bundesländern sehr unterschiedlich. Es gibt zwei grundverschiedene Trends: Das erfolgreiche Mitteldeutschland mit boomenden Standorten und den Norden. Zwar gibt es hier auch Ausnahmen, aber nicht in dem Maße wie in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Ein Grund ist, dass die Zusammenarbeit in Netzwerken mit Partnern aus Wissenschaft und Forschung hilft, Lösungen für die verschiedenen Themenstellungen zu finden. Zahlreiche Verbundinitiativen, Cluster und die staatlichen Einrichtungen tragen dazu bei, dass diese Netzwerkarbeit einer der vielen Schlüssel zum Erfolg der Unternehmen Mitteldeutschlands ist.
Die Agenturen der einzelnen Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind die erste Anlaufstelle für Unternehmen. Als ein Instrument der Wirtschaftsförderung möchte die Wirtschaftsförderung Sachsen zur nachhaltig positiven Entwicklung der sächsischen Wirtschaft beitragen. Die Ansiedlung von innovativen wettbewerbsfähigen Unternehmen in Sachsen und die damit verbundene Erhaltung bzw. Schaffung von Arbeitsplätzen, die Stärkung der ansässigen Unternehmen durch Absatzförderung und Kooperationsvermittlung und ein wirksames Standortmarketing stellen die Hauptaufgabenfelder dar. Diese Ziele haben sich auch die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) und die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Thüringen gesetzt. „Mit Investitionen in Forschung und Entwicklung sichern die Unternehmen die Innovationsfähigkeit der sächsischen Wirtschaft. Die breit aufgestellte Forschungslandschaft im Freistaat ist der Wirtschaft dabei ein wichtiger und zuverlässiger Partner“, betont Sachsens Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer, in deren Ressort auch die Technologieförderung angesiedelt ist. 374 Projekte wurden 2010 im Rahmen der sächsischen Technologieförderung unterstützt. Das bewilligte Gesamtvolumen betrug 109,7 Millionen Euro und lag damit über dem langjährigen Durchschnitt. Der deutliche Aufschwung nach der Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt sich auch in der Investitionsförderung des Landes Sachsen-Anhalt.
So wurden im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt für insgesamt 336 Investitionsvorhaben von Unternehmen rund 327 Millionen Euro aus der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) bewilligt. „Dahinter steht ein Investitionsvolumen von knapp 1,58 Milliarden Euro und damit das höchste seit vier Jahren. Für das erste Jahr nach der Krise ist das ein exzellentes Ergebnis. Es zeigt, dass die heimischen Unternehmen die Krise in der Tat gut überstanden haben“, schätzt Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Dr. Reiner Haseloff ein.
Brötchengeber Maschinenbau
Neben den staatlichen Agenturen gibt es zahlreiche Vereine und Organisationen, deren erklärtes Ziel es ist, den Wirtschaftsstandort Mitteldeutschland national und international zu repräsentieren und dessen Weiterentwicklung zu fördern. Beispielhaft ist hier die Wirtschaftsinitiative für Mitteldeutschland zu nennen, deren Ziel es ist, sich selbst tragende, international wettbewerbsfähige Cluster aufzubauen. In diesem Verein engagieren sich strukturbestimmende Unternehmen sowie Kammern und Städte aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit dem gemeinsamen Ziel „einer nachhaltigen Entwicklung und Vermarktung der traditionsreichen Wirtschaftsregion Mitteldeutschland“. Dazu gehört auch die Stärkung der Innovationsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen, die Erhöhung der Standortattraktivität für Investoren und Kreativkräfte, die einheitliche Vermarktung des Wirtschaftsstandortes und die Entwicklung einheitlicher wirtschaftlicher Rahmenbedingungen. Hinzu kommen in den drei Bundesländern noch weitere Initiativen, wie zum Beispiel die Vemas, deren Träger das Fraunhofer Institut ist, und deren Arbeit wir Ihnen in diesem Heft auf Seite 65 vorstellen, und verschiedene branchenspezifische Cluster.
Laut Branchenspiegel des VDMA Ost ist in keinem der ostdeutschen Bundesländer der Anteil der Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten so groß wie in Sachsen-Anhalt. Der Maschinenbau bietet 12.000 Menschen ein sicheres Einkommen. Seine Unternehmen haben sich vor allem einen Namen in der Teile- und Komponentenfertigung erworben und besonders in Maschinen und Anlagen für die Großteilfertigung investiert: Sachsen-Anhalt bezeichnet sich daher als den Standort Deutschlands für die Herstellung der Anlagen für die alternative Energiegewinnung. Darüber hinaus haben sich die Teilbranchen Baumaschinen, Werkzeugmaschinen Hebe- und Förderzeuge entwickelt.In Thüringen ist der Maschinenbau mit über 15.000 Beschäftigten der drittgrößte Arbeitgeber. Die umsatzträchtigste Teilbranche ist die Werkzeugmaschinenindustrie, gefolgt von den Bergwerksausrüstungen und der Bau- und Baustoffmaschinenindustrie. Aber auch in den Bereichen Lasertechnologie, Rapid Tooling und Robotik ist das Bundesland stark. Nach Baden-Württemberg ist der Freistaat stärkster Standort in der Bildverarbeitungsindustrie.
Fast die Hälfte des ostdeutschen Branchenumsatzes erwirtschaftet der Maschinenbau Sachsens mit seinen rund 34.000 Beschäftigten. Einen wesentlichen Anteil an der guten Entwicklung in Sachsen haben die traditionsreichen Bildungsstätten für den Maschinenbau. Hinzu kommt, wie in den zwei anderen Bundesländern auch, eine gute Forschungslandschaft.
Betrachtet man die wirtschaftliche Entwicklung der einzelnen Bundesländer so verzeichnet der Maschinenbau in den neuen Ländern in den letzten Jahren insgesamt eine deutlich höhere Zuwachsrate als in den westlichen Bundesländern.
Evelin Eitelmann
Media Contact
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