Werkzeugtemperierung energieeffizienter gestalten

Im Forschungsprojekt „OptiTemp“ wurden statische Mischer im Kühlkanal eingesetzt. Hierbei handelt es sich um spiralförmige Bauteile aus Metall oder Draht, die das als Kühlflüssigkeit verwendete Wasser verwirbeln, um die Turbulenz zu erhöhen und dadurch die Werkzeugkühlung zu beschleunigen. (Bild: Olaf-Wull Nickel/TH Köln)

TH Köln erprobt Ansätze für Spritzguss.

Mithilfe des Spritzgussverfahrens können Kunststoffprodukte wie Autoteile, Verpackungen oder Gehäuse für Computer und Smartphones schnell in Serie hergestellt werden. Für den Prozess müssen die Werkzeuge je nach Anwendungsszenario gezielt gekühlt oder erwärmt werden, was viel Energie erfordert. Im Forschungsprojekt „OptiTemp“ erprobte ein Team der TH Köln gemeinsam mit Industriepartnern zwei Ansätze, um die Temperierung der Spritzgussteile besser zu regulieren und somit Energie einzusparen.

Beim Spritzgießen wird Kunststoffgranulat geschmolzen und in eine Gussform innerhalb eines Werkzeugs gebracht. Darin kühlt die Kunststoffschmelze ab und erhält die gewünschte Form. „Spritzgießen ist mit einem hohen Energieverbrauch verbunden. Dieser konnte in den vergangenen Jahren durch effektivere hydraulische oder elektrische Antriebe beim Einspritzen reduziert werden. Verbesserungspotential besteht noch beim Temperiersystem, das ein konstantes Temperaturniveau sicherstellen soll, damit die Spritzgussteile gleichmäßig abkühlen und der Prozess stabil ist. Ein optimierter Wärmeübergang zwischen Kunststoff und Werkzeug ist ein großer Hebel für Energieeinsparungen“, betont Projektleiter Prof. Dr. Denis Anders vom Institut für Allgemeinen Maschinenbau der TH Köln.

Im Forschungsvorhaben wurden zwei Techniken untersucht, welche das Temperiersystem energieeffizienter machen sollen. Der erste Ansatz sieht vor, statische Mischer im Kühlkanal einzusetzen – spiralförmige Bauteile aus Metall oder Draht, die das als Kühlflüssigkeit verwendete Wasser verwirbeln, um die Turbulenz zu erhöhen und dadurch die Werkzeugkühlung zu beschleunigen. Zugleich vergrößert sich die Kontaktfläche zwischen der Kühlflüssigkeit und der Innenwand, wodurch die Temperatur ebenfalls besser und vor allem schneller angepasst werden kann.

Beim zweiten Ansatz wurden die Auswirkungen einer pulsierenden Strömung untersucht. Dabei variierten die Wissenschaftler*innen sowohl die Strömungsgeschwindigkeit als auch die Strömungsrichtung des Wassers, zum Beispiel durch den Einsatz einer speziell entwickelten Pulsationspumpe, um Ablagerungen im Kanal – in Form von Kalk oder organischen Ablagerungen – zu verringern. Das theoretisch sinnvolle Vorgehen konnte dem Projektteam zufolge experimentell jedoch noch nicht abschließend validiert werden.

Verbesserter Wärmeübergang versus höherer Druckverlust

Um die Wirksamkeit der statischen Mischer im Kühlkanal zu evaluieren, entstand im Labor für Strömungslehre am Campus Gummersbach ein Prüfstand. Dort wurden strömungsmechanische Zielparameter wie das Mischverhalten und induzierte Druckverluste untersucht.

Im Ergebnis habe man mithilfe der statischen Mischer Energieeinsparungen von bis zu 25 Prozent erzielen können, so Anders. Die ermittelten Werte variierten je nach Konfiguration des Kühlsystems, des Werkstoffs des Spritzgießwerkzeugs sowie der Durchflussrate des Kühlmediums. „Zudem ist ein Zielkonflikt zu berücksichtigen: Eine verbesserte Wärmeübertragung geht aus energetischer Sicht mit einem erhöhten Druckverlust einher. Dieser entsteht durch den Einbau der statischen Mischer in den Kühlleitungen. Um die Strömung im Temperierkanal anzutreiben, sind stärkere Pumpen erforderlich, die wiederum mehr Energie verbrauchen. Da kein optimales Ergebnis für beide Ziele gleichzeitig erreicht werden kann, muss der Effizienzgewinn beim Wärmeübergang die höheren Energiekosten übersteigen“, erklärt der Projektleiter. Auf Basis der Ergebnisse der Versuchsstände wurde ein Simulationsmodell für die Konfiguration von Spritzgießwerkzeugen erstellt.

Über das Projekt

Das Forschungsprojekt „OptiTemp – Optimierung des Wärmeübergangs in Temperierungssystemen zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit“ wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Denis Anders von der Fakultät für Informatik und Ingenieurwissenschaften der TH Köln durchgeführt. Zudem arbeiteten Prof. Dr. Simone Lake und Prof. Dr. Christina Werner von der gleichen Fakultät an dem Vorhaben mit. Industrielle Kooperationspartner waren die STRIKO Verfahrenstechnik GmbH (Verfahrenstechnische Komponenten für optimierte Wärmeübertragung), die Jokey Holding GmbH & Co. KG (Anwendung von Spritzgießverfahren für die Herstellung komplexer Bauteile) und die Simcon kunststofftechnische Software GmbH (Softwarelösungen für die Spritzgießsimulation). Das Projekt wurde im Rahmen der Förderlinie FHprofUnt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über drei Jahre gefördert.

Die TH Köln zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Sie bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind rund 25.000 Studierende in etwa 100 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin.

Kontakt für die Medien

TH Köln
Referat Kommunikation und Marketing
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Daniel Schäfer
0221-8275-5465
pressestelle@th-koeln.de

https://www.th-koeln.de/hochschule/optitemp-werkzeugtemperierung-energieeffizienter-gestalten_106071.php

Media Contact

Sybille Fuhrmann Referat für Kommunikation und Marketing, Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Hochschule Köln

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Maschinenbau

Der Maschinenbau ist einer der führenden Industriezweige Deutschlands. Im Maschinenbau haben sich inzwischen eigenständige Studiengänge wie Produktion und Logistik, Verfahrenstechnik, Fahrzeugtechnik, Fertigungstechnik, Luft- und Raumfahrttechnik und andere etabliert.

Der innovations-report bietet Ihnen interessante Berichte und Artikel, unter anderem zu den Teilbereichen: Automatisierungstechnik, Bewegungstechnik, Antriebstechnik, Energietechnik, Fördertechnik, Kunststofftechnik, Leichtbau, Lagertechnik, Messtechnik, Werkzeugmaschinen, Regelungs- und Steuertechnik.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Lange angestrebte Messung des exotischen Betazerfalls in Thallium

… hilft bei Zeitskalenbestimmung der Sonnenentstehung. Wie lange hat eigentlich die Bildung unserer Sonne in ihrer stellaren Kinderstube gedauert? Eine internationale Kollaboration von Wissenschaftler*innen ist einer Antwort nun nähergekommen. Ihnen…

Soft Robotics: Keramik mit Feingefühl

Roboter, die Berührungen spüren und Temperaturunterschiede wahrnehmen? Ein unerwartetes Material macht das möglich. Im Empa-Labor für Hochleistungskeramik entwickeln Forschende weiche und intelligente Sensormaterialien auf der Basis von Keramik-Partikeln. Beim Wort…

Klimawandel bedroht wichtige Planktongruppen im Meer

Erwärmung und Versauerung der Ozeane stören die marinen Ökosysteme. Planktische Foraminiferen sind winzige Meeresorganismen und von zentraler Bedeutung für den Kohlenstoffkreislauf der Ozeane. Eine aktuelle Studie des Forschungszentrums CEREGE in…