Spitzentechnologie aus Geesthacht: Neue Titanaluminid-Legierung kommt jetzt in die industrielle Anwendung

Der von den Materialwissenschaftlern des GKSS-Forschungszentrums Geesthacht entwickelte leichte Werkstoff kann dazu beitragen, Gewicht und Energie einzusparen. Das wird auch von der Industrie geschätzt: Rolls-Royce-Deutschland hat eine Lizenz für das Legierungs-Patent erworben.

Jedes Gramm zählt: Leichte Werkstoffe wie das Hightech-Material Titanaluminid bieten einen Wettbewerbsvorteil, zum Beispiel im Flugzeugbau. Jedes eingesparte Kilogramm Gewicht bedeutet einen geringeren Treibstoffverbrauch. Üblicherweise werden in Flugzeugtriebwerken Hochdruckverdichter-Laufschaufeln aus Nickel-Legierungen eingesetzt. Nimmt man stattdessen Titanaluminid, so reduziert sich das Gewicht dieser Bauteile um rund die Hälfte. Dadurch lässt sich auch das Gewicht weiterer Triebwerksbauteile reduzieren: Leichtere Schaufeln erzeugen geringere Fliehkräfte an den Scheiben. Die neue Legierung ermöglicht es den Ingenieuren daher in Zukunft, insgesamt leichtere und damit sparsamere Triebwerksteile mit höherer Lebensdauer zu konstruieren.

Der Hightech-Werkstoff im Detail

Titanaluminid ist eine intermetallische Verbindung aus Titan und Aluminium. Es zeigt die gleiche Warmfestigkeit in einem bestimmten Temperaturbereich wie Nickel-Legierungen bei gleichzeitig viel geringerer Dichte. Das ist der Grund, warum Bauteile aus Titanaluminid so viel leichter sind. Das mechanische Verhalten dieses Werkstoffs entspricht normalerweise eher dem von spröder Keramik als von verformbarem Metall. Die knifflige Aufgabe der Geesthachter Forscher bestand also darin, Legierungselemente zu finden, welche die Sprödigkeit des Materials herabsetzen. Und das ist nach fünf Jahren Forschungs- und Entwicklungsarbeit jetzt gelungen: Die jetzt patentierte Legierung enthält neben Titan und Aluminium die Elemente Niob, Bor und Molybdän; sie zeigt eine hohe Warmfestigkeit und lässt sich zugleich wie ein Metall verarbeiten.

Technologie-Transfer aus Geesthacht

„Patentverfahren sind immer sehr aufwändig“, sagt Anja Frahn, zuständig für Recht und Technologietransfer bei der GKSS. „Wir unterstützen die Wissenschaftler in den Verfahren und bieten Wirtschafts- und Industriepartnern unsere Beratung an.“ Im Jahr 2007 konnte das GKSS-Forschungszentrum 14 Patente anmelden. Die Abteilung Technologietransfer betreut dabei den gesamten Prozess, von der Verhandlung von Kooperationsverträgen bis zur späteren Lizenzvergabe.

Spezifische Eigenschaften von Titanaluminid:
– geringe Dichte von ca. 4,0 g/cm3
– hoher Schmelzpunkt von 1460 Grad Celsius
– gute Korrosionsbeständigkeit
Weitere Informationen erhalten Sie gern von:
Dr. Michael Oehring
GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH
Abteilung Metallphysik
Telefon: +49 (0) 41 52 / 87 – 2672
E-Mail: Michael.Oehring@gkss.de
Anja Frahn
GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH
Abteilung Recht und Technologietransfer
Telefon: +49 (0) 41 52 / 87 – 1626
E-Mail: Anja.Frahn@gkss.de
Heidrun Hillen
GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Straße 1
21502 Geesthacht
Telefon: +49 (0) 41 52 / 87 – 1648
E-Mail: heidrun.hillen@gkss.de
Die GKSS-Forschungszentrum Geesthacht GmbH mit den Standorten Geesthacht in Schleswig-Holstein und Teltow bei Berlin in Brandenburg ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V. Unter dem Motto „wissen schafft nutzen“ engagieren sich rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen mit Hochschulen und Industrie für Forschung und Entwicklung in den Bereichen Küstenforschung, Funktionale Werkstoffsysteme, Regenerative Medizin sowie der Strukturforschung mit Neutronen und Photonen.

Media Contact

Heidrun Hillen idw

Weitere Informationen:

http://www.gkss.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Forscherin Claudia Schmidt analysiert durch Gletscherschmelze beeinflusste Wasserproben arktischer Fjorde.

Brechen des Eises: Gletscherschmelze verändert arktische Fjordökosysteme

Die Regionen der Arktis sind besonders anfällig für den Klimawandel. Es mangelt jedoch an umfassenden wissenschaftlichen Informationen über die dortigen Umweltveränderungen. Forscher des Helmholtz-Zentrums Hereon haben nun an Fjordsystemen anorganische…

Genetische Analyse zeigt neue Risikofaktoren für Depression in verschiedenen Bevölkerungsgruppen

Globale Studie identifiziert Gene für Depressionen in verschiedenen Ethnien

Neue genetische Risikofaktoren für Depression wurden erstmals in allen großen Weltbevölkerungen identifiziert und ermöglichen es Wissenschaftler*innen, das Risiko für Depression unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit vorherzusagen. Die bislang größte und…

Teilnehmer des Gesundes Lebensstilprogramms zur Bewältigung chronischer Kreuzschmerzen

Zurück zu den Grundlagen: Gesunder Lebensstil reduziert chronische Rückenschmerzen

Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich sind weltweit eine der Hauptursachen für Behinderungen, wobei viele Behandlungen wie Medikamente oft keine dauerhafte Linderung bieten. Forscher des Centre for Rural Health der Universität Sydney…