Vom Textil auf die Haut

<br>Den Wirkstofftransfer und die Waschbeständigkeit von Textilien mit Depotstrukturen aus Mikrokapseln untersuchten die Wissenschaftler des Instituts für Hygiene und Biotechnologie an den Hohensteiner Instituten im Rahmen eines Forschungsprojektes (AiF-Nr. 14708N_1)<br>

Mikrokapseln nehmen bei sogenannten Drug-Delivery-Systemen zum Transfer von Wirkstoffen aus Textilien auf und in die Haut eine Schlüsselfunktion ein. Die Kontinuität und Steuerbarkeit der Wirkstoffabgabe sind wichtige Kriterien für die praktische Nutzbarkeit der damit ausgerüsteten textilen Materialien im medizinischen und kosmetischen Bereich.

Im Rahmen eines Forschungsvorhaben (AiF-Nr. 14708N_1) untersuchten deshalb die Wissenschaftler des Instituts für Hygiene und Biotechnologie (IHB) am internationalen Textilforschungszentrum Hohensteiner Institute in Bönnigheim verschiedene Mikrokapseln-Depotstrukturen hinsichtlich ihrer mechanischen Belastbarkeit, der Fähigkeit zur Freisetzung von Wirkstoffen und Waschbeständigkeit. Neben den Eigenschaften verschiedener Hüllmaterialien bewerteten die Hohensteiner Spezialisten auch gängige Methoden zur Aufbringung der Mikrokapseln auf das textile Grundmaterial wie Baumwolle und Polyester.

Um die Freisetzung der Wirkstoffe und deren Transfer auf die Haut beurteilen zu können, etablierte das Team um Dr. Dirk Höfer eine neuartige Testmethode und wertete die Ergebnisse, auch unter Einfluss verschiedener klimatischer Bedingungen, mit spezifischen Nachweismethoden aus.

Die Waschbeständigkeit der Mikrokapsel-Ausrüstungen wurde ebenfalls nach ein- und mehrmaligem Waschen entsprechend Norm EN ISO 6330 untersucht.

Die überprüften Parameter flossen in eine Bewertungsmatrix zur Leistungsfähigkeit der verschiedenen Mikrokapsel-Systeme und Applikationsmethoden ein. Hinsichtlich der Waschpermanenz zeigten sich Mikrokapseln mit kleinem Durchmesser (

Die Freisetzung von Wirkstoffen und deren Transfer auf die Haut wurde von den Hohensteiner Wissenschaftlern mit Hilfe von Chitosan-Mikrokapseln mit einer Füllung aus Vitamin E überprüft. Die Forschungsergebnisse belegen, dass kosmetische Wirkstoffe in ausreichender Menge aus den Depotstrukturen im Textil an die Haut abgegeben werden und sich damit ein neuer Weg der Hautpflege eröffnet. Erfolg versprechend waren auch Neuentwicklungen zur Verkapselung von biologischen Substanzen, z. B. mit die Wundheilung fördernder Wirkung. Für therapeutische Anwendungen im medizinischen Bereich müssen die Mikrokapseln aber noch hinsichtlich der Dosierbarkeit bei der Wirkstoffabgabe weiter optimiert werden.

Im abschließenden Forschungsbericht empfehlen die Hohensteiner Speziallisten den Herstellern im Sinne des Verbraucherschutzes und im Hinblick auf die Kosmetikrichtlinie 76/768 EWG, die Verwendung von Mikrokapseln und die Art der eingebundenen Inhaltsstoffe zu deklarieren. Die biologische Unbedenklichkeit der Mikrokapseln bzw. deren Hüllenmaterialien sollte zudem nach EN ISO 10993 nachgewiesen sein.

Media Contact

Rose-Marie Riedl Forschungsinstitut Hohenstein

Weitere Informationen:

http://www.hohenstein.de

Alle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften

Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.

Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.

Zurück zur Startseite

Kommentare (0)

Schreiben Sie einen Kommentar

Neueste Beiträge

Spitzenforschung in der Bioprozesstechnik

Das IMC Krems University of Applied Sciences (IMC Krems) hat sich im Bereich Bioprocess Engineering (Bioprozess- oder Prozesstechnik) als Institution mit herausragender Expertise im Bereich Fermentationstechnologie etabliert. Unter der Leitung…

Datensammler am Meeresgrund

Neuer Messknoten vor Boknis Eck wurde heute installiert. In der Eckernförder Bucht, knapp zwei Kilometer vor der Küste, befindet sich eine der ältesten marinen Zeitserienstationen weltweit: Boknis Eck. Seit 1957…

Rotorblätter für Mega-Windkraftanlagen optimiert

Ein internationales Forschungsteam an der Fachhochschule (FH) Kiel hat die aerodynamischen Profile von Rotorblättern von Mega-Windkraftanlagen optimiert. Hierfür analysierte das Team den Übergangsbereich von Rotorblättern direkt an der Rotornabe, der…