Flüssigkristalle für Flachbildschirme im Boom – Renaissance der Galvanotechnik
Hanau, im Oktober 2000. Die Entwicklung und die Eigenschaften von
Flüssigkristallen, wichtigstes Bauelement von Flachbildschirmen,
sowie neueste Verfahren und Materialien aus der Galvanotechnik
standen im Vordergrund des 92. Materialfachabends der Deutschen
Gesellschaft für Materialkunde (DGM), der am vergangenen Montag im
Richard-Küch-Forum bei der Firma Heraeus in Hanau statt fand.
Herr Dr. Zielonka, Leiter des Forschungsinstituts für
Edelmetallchemie und Metallkunde, Schwäbisch Gmünd, berichtete über
Innovationen im Bereich der Galvanotechnik. Herr Dr. Krause von der
Firma Merck in Darmstadt referierte im zweiten Vortrag über das
weite Feld der Flüssigkristalle, deren Eigenschaften und
Anwendungen in elektrooptischen Anzeigen.
Unter dem Titel „Neue Materialien durch Anwendung
galvanischer Verfahren“ führte Herr Dr. Zielonka die Zuhörer
in das faszinierende Gebiet der Galvanotechnik. Dabei kam zum
Ausdruck, dass die Galvanotechnik, die jedem von den verchromten Stoßstangen
des Autos ein Begriff ist, derzeit eine Renaissance in der
Halbleiter- und Mikrotechnologie erfährt. In der
Halbleitertechnologie kommt u. a. die von der Firma AMD (Dresden)
entwickelte Kupferabscheidung immer mehr zum Tragen und ergänzt
oder ersetzt die gängigen Sputter- und Bedampfungsverfahren. Der
Grund dafür liegt in der besseren Stromleitfähigkeit galvanischer
Schichten.
Durch das gleichzeitige galvanische Abscheiden von Gold und
nichtmetallischen Verbindungen wie Titannitrid, Siliziumcarbid,
Diamanten, etc. ist es möglich, Golddispersionsschichten
herzustellen, die die Verschleißfestigkeiten von Kontaktwerkstoffen
deutlich erhöhen. Die Partikelgröße der Einlagerungsstoffe liegt
in der Größenordnung von 0,1 bis 0,25µm, so dass man in diesem
Fall von einer Verknüpfung der Nanotechnologie und Galvanotechnik
sprechen kann. Weitere interessante Entwicklungen sind Multilayers
der Metallkombinationen Palladium – Kobalt, Platin – Kobalt und Gold
– Kobalt. Besonders die Palladium – und Platin – Kobalt – Schichten
besitzen hervorragende magnetische Eigenschaften, so dass
Magnetspeicher, Magnetköpfe (GMR) und Sensoren mit Hilfe der
galvanischen Prozesse großindustriell gefertigt werden.
Flüssigkristalle, die Firma Merck in Darmstadt ist neben zwei
japanischen Firmen der einzige Hersteller weltweit, sind langkettige
organische Substanzen, die nicht wie von Metallen bekannt, einen
Schmelzpunkt besitzen. Vielmehr sind die Moleküle in einem
definierten Temperaturbereich unterschiedlich geordnet. Man spricht
je nach Ordnungsgrad von smektischen und nematischen Phasen. Dabei
werden die nematischen Phasen für elektrooptische Effekte in
Flachbildschirmen jeglicher Art genutzt. Gängige Flachbildschirme
enthalten Flüssigkristalle in einer Schichtdicke von ca. 5µm. Bei
den Flüssigkristallen handelt es sich in der Regel um fluorierte
Verbindungen, wobei die Substanzmischung aus bis zu 28 Komponenten
bestehen kann. Im Zuge des Handy- und PC-Booms wird von einem
gewaltigen Wachstum dieses Marktes ausgegangen. Derzeit wird mit
Hochdruck daran gearbeitet, die Kathodenstrahlröhre in Fernsehern
durch Flachbildschirme zu ersetzen. Herr Dr. Krause betonte aber,
dass bis zum Erreichen dieses Zieles noch sehr viel
Grundlagenforschung auf dem Gebiet der Flüssigkristalle notwendig
ist.
Der nächste Materialfachabend findet am 20.11.2000 um 17 Uhr im
Technologie- und Gründerzentrum, Technologiepark Hanau-Wolfgang,
statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Interessierte richten
Anmeldungen an Stephanie Kailing, Heraeus Kulzer GmbH & Co. KG,
Tel: 06181/35-5118, Fax: 06181/35-637, E-Mail: stephanie.kailing@heraeus.com.
Informationen finden Sie im Internet auch unter: www.dgm.de
Weitere Informationen finden Sie im WWW:
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