Neue verschleißarme Tribowerkstoffe für Kunststoff-Bauteile
Bereits vor einigen Jahren hatten die Dresdner Wissenschaftler um Dr. Dieter Lehmann auf diesem Gebiet für Aufsehen gesorgt: Weltweit war es erstmals gelungen, den Hochleistungskunststoff Polytetrafluorethylen (PTFE, besser bekannt unter dem DuPont-Markennamen Teflon, z. B. aus Antihaftbeschichtungen) chemisch mit dem technischen Kunststoff Polyamid zu koppeln und so einen Werkstoff zu erhalten, der gleichermaßen die ausgezeichneten anti-adhäsiven und Gleiteigenschaften des PTFE und die sehr guten mechanischen und Verarbeitungseigenschaften von Polyamid besitzt. Bauteile aus solchen PTFE-PA-Werkstoffen wurden seither erfolgreich für Anwendungen, u. a. im Automobilbau, getestet. Die exzellente Verschleißfestigkeit unter Einsatzbedingungen schon bei relativ geringen Einsatzmengen von PTFE und die daraus resultierende wesentlich höhere Lebensdauer der Bauteile lassen eine baldige Überführung in die Praxis erwarten.
Parallel dazu haben die Forscher aus dem IPF daran gearbeitet, PTFE auch mit anderen industriell genutzten Kunststoffen chemisch zu koppeln. Dass dies möglich ist, konnte im Rahmen eines DFG-Projektes für verschiedene thermoplastische, duromere und elastomere Kunststoffe nachgewiesen werden. Dabei wurden erneut überraschende und bahnbrechende Ergebnisse erzielt. So wurde ein ganz neues Syntheseprinzip gefunden und weiterentwickelt. Es macht das Verfahren der chemischen Kopplung von PTFE mit Kunststoffen noch einfacher und kostengünstiger. Bei der chemischen Funktionalisierung, durch die PTFE-Mikropulver überhaupt erst kopplungsfähig gemacht werden, kann der Zusatz von Initiatoren eingespart werden.
Für Kunststoffe mit olefinischen Doppelbindungen, wie zum Beispiel das weit verbreitete ABS und verschiedene Elastomere, kann dieser Prozessschritt sogar entfallen. Die Kopplung erfolgt direkt während der Kunststoffverarbeitung im Extruder. Das stellt nochmals einen enormen technologischen Vorteil dar und eröffnet eine völlig neue Herangehensweise auf dem Gebiet der chemisch gekoppelten PTFE-Kunststoff-Materialien, die in Kooperation mit der Industrie zu neuen Produkten und Anwendungen führen wird.
Erste Untersuchungen zu den Materialeigenschaften, die in Kooperation mit Projektpartnern in Aachen (Institut für Kunststoffverarbeitung), Erlangen (Lehrstuhl für Kunststofftechnik) und Dresden (Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik) durchgeführt wurden, zeigen bereits, dass auch diese neuen Verbundmaterialien sehr niedrige Reibwerte und hohe Verschleißfestigkeiten aufweisen, was sich sehr positiv auf die Lebensdauer von Bauteilen auswirken wird.
Institut für Polymerforschung Dresden e.V.
Herr Dr. rer. nat. Dieter Lehmann
Hohe Straße 6, D-01069 Dresden
Email: lehmann@ipfdd.de
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.ipfdd.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften
Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.
Neueste Beiträge
Die Neudefinition der Krebsforschung: Nagetiere, Menschen und das PD-1-Rätsel
Die Ergebnisse einer umfassenden Analyse widerlegen die Annahme, dass ein zentraler Immun-Checkpoint-Rezeptor bei Nagetieren und Menschen auf dieselbe Weise funktioniert Die Entdeckung von PD-1: Ein Meilenstein in der Krebstherapie Seit…
Herzchirurgie-Risiken: Niedriger Blutdruck mit postoperativer Nierenverletzung verbunden
Erste große Kohortenstudie am Herz- und Diabeteszentrum NRW ausgezeichnet – Hilke Jung stellt Forschungsprojekt auf der FoRUM-Konferenz der Ruhr-Universität Bochum vor Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Prof. Dr. Vera…
Mikrobielle Geheimnisse: Pflanzenwachstum mit der Kraft von Bodenbakterien fördern
Um gesund zu bleiben, müssen Pflanzen ihre Energie zwischen Wachstum und der Abwehr schädlicher Bakterien ausbalancieren. Die Mechanismen hinter diesem Gleichgewicht blieben bisher weitgehend rätselhaft. Bodenbakterien: Der unerwartete Schlüssel zur…