Stahlseile müssen Atom-U-Boot "Kursk" tragen
Auf ihre Haltbarkeit haben RUB-Bauingenieure die zum Transport der Kursk eingesetzten Stahlseile getestet.
Große Herausforderung: Die Bergungsaktion der Kursk
RUB-Bauingenieure testen Konstruktion
Bei der Bergung des gesunkenen russischen Atom-U-Boots Kursk soll nichts dem Zufall überlassen werden. Im Auftrag der niederländischen Bergungsfirma haben Konstruktionsteilprüfer der Ruhr-Universität (Dr.-Ing. Werner Hanenkamp und Mitarbeiter, Fakultät für Bauingenieurwesen) daher die zum Transport eingesetzten Stahlseile auf ihre Haltbarkeit getestet. Sie spannten ein sechs Meter langes Teilstück so lange, bis es durchriss. Beruhigendes Ergebnis: Selbst bei erhöhter Belastung durch schweren Seegang werden die Seile das 18.000 Tonnen schwere U-Boot vermutlich aushalten.
Koloss am Seil
155 Meter lang ist der Koloss, der ein gutes Jahr nach seinem Untergang am 12. August 2000 wieder an die Oberfläche der Barentsee gehoben werden soll. Damit am 15. September alles glatt geht, haben die Vorarbeiten der Taucher vor Ort schon angefangen – und auch Trockenübungen stehen auf dem Programm.
10.000 Drähte tragen 18.000 Tonnen
Für die Bergung wird die niederländische Firma Mammoet ein 140 Meter langes und 36 Meter breites Ponton namens Giant (Gigant) einsetzen, das über 26 Hebevorrichtungen verfügt. Jede dieser Vorrichtungen kann 900 Tonnen tragen. Taucher werden 26 Löcher in den Rumpf der Kursk schneiden und Stahltrossen daran befestigen. Jede Trosse besteht aus 54 Einzelsträngen, die sich wiederum aus sieben dünnen Stahldrähten höchster Festigkeit zusammensetzen. Über 10.000 einzelne Stahldrähte werden somit schließlich das Gewicht des U-Boots tragen.
Dehnen bis zum Riss
„Die bange Frage lautete: Wird das Seil auch wirklich halten?“, sagt Dr.-Ing. Werner Hanenkamp. Um es zu prüfen, bauten die Ingenieure in Zusammenarbeit mit dem Lieferanten der Hebevorrichtungen, der holländischen Firma TTFijnmechanica, einen sechs Meter langen Einzelstrang mit seinen Verankerungskonstruktionen in die 2000-Tonnen-Prüfmaschine des Instituts für Konstruktiven Ingenieurbau ein und zogen es langsam aber stetig bis zum Bruch auseinander. Dehnungen der Stahldrähte und Verformungen an den Verankerungen wurden dabei gemessen. Die Bruchlast lag bei etwa 40 Tonnen, die Dehnung bei etwa 3,3 Prozent.
RUB-Bauingenieure zuversichtlich
„Diese Ergebnisse zeigen, dass die eingesetzten Stahlmaterialien und die Verankerungskonstruktionen die Anforderungen erfüllen werden und darüber hinaus auch eine beträchtliche Reserve haben. Unvorhergesehene Belastungen, z. B. hoher Wellengang, werden die Sicherheit vermutlich nicht gefährden“, schließt Hanenkamp.
Weitere Informationen
Dr.-Ing. Werner Hanenkamp, Fakultät für Bauingenieurwesen der Ruhr-Universität Bochum, Konstruktiver Ingenieurbau, Bereich Konstruktionsteilprüfung, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-27206/-21224/-25654, Fax: 0234/32-14148, E-Mail: werner.hanenkamp@ruhr-uni-bochum.de
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