"RegioPlast" – Regionales Netzwerk für das Kunststoff-Recycling
Kunststoffe aus der Demontage von Elektro- und Elektronikaltgeräten können werkstofflich wieder verwertet werden. Das bewies ein sechsmonatiger Pilotversuch, an dem fünf Unternehmen aus Baden-Württemberg, Bayern und Hessen teilnahmen.
Ein Pilotversuch mit mehreren Recyclingbetrieben und einem Produkthersteller belegt: Die stoffliche Verwertung von Kunststoffen aus demontierten Elektroaltgeräten zur Herstellung neuer technische Bauteile für Elektro- und Elektronikgeräte ist technisch machbar und wirtschaftlich möglich. Kunststofffraktionen, gewonnen aus der herstellereigenen Rücknahme technischer Elektrogeräte sowie aus der Entsorgung von Elektroaltgeräten aus Haushaltungen können als qualitätsgesichertes Granulat für die Herstellung neuer technischer Bauteile gezielt eingesetzt werden. Unter der wissenschaftlichen Begleitung des Fraunhofer IPA haben sich fünf Unternehmen – ein Gerätehersteller, ein Kunststoffaufbereiter, ein Kunststoffverwerter, ein Kunststoffverarbeiter sowie ein Demontagebetrieb – aus Baden-Württemberg, Bayern und Hessen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, die als Verbund „RegioPlast“ künftig Kunststoffe aus Elektroaltgeräten werkstofflich verwerten wollen.
Der sechsmonatige Pilotversuch „Werkstoffliche Verwertung sortenreiner Kunststofffraktionen aus der Demontage von Elektro(nik)-Altgeräten“ basiert auf einer Machbarkeitsstudie des Fraunhofer IPA im Auftrag des Ministerium für Umwelt- und Verkehr Baden-Württemberg. Ziel des Pilotversuchs war es, den Beweis zu erbringen, dass die werkstoffliche Verwertung von Kunststoffen aus der Demontage von Elektroaltgeräten wirtschaftlich möglich und entwicklungsfähig ist – selbst wenn die Kunststoffe mit problematischen Stoffen belastet sind und ein gezielter Umgang mit den Stoffströmen notwendig ist. Um den wirtschaftlich ungünstigsten Fall zu testen, führte die Projektgruppe den Pilotversuch mit der Kunststoffsorte PP – talkumverstärktes Propylen – durch. „Der Neupreis von PP ist geringer als für die anderen recyclingfähigen Kunststoffsorten, während die Aufwendungen für Demontage, Aufbereitung und Verarbeitung für alle Kunststoffe annähernd konstant. sind“, erklärt Projektleiter Markus Hornberger vom Fraunhofer IPA. „Außerdem wurde durch die Füllung des PP zu PP-T20 eine weitere kritische Randbedingung berücksichtigt“, ergänzt er.
Der Richtlinienentwurf der Europäischen Kommission für die Sammlung und Verwertung von Elektroaltgeräten (WEEE) sieht Quoten für die Wiederverwendung und werkstoffliche Verwertung der gesammelten Geräte und Materialien vor. Dies setzt jedoch die Realisierung einer stofflichen Verwertung der bei der Demontage anfallenden Fraktionen, z. B. den Kunststoffen, voraus. Für diese Kunststofffraktionen bestehen zur Zeit nur vereinzelt Verwertungsmöglichkeiten. „Die Ergebnisse des Pilotversuchs zeigen erfreulicher Weise, dass ein werkstoffliches Recycling nicht nur ökologisch vorteilhaft, sondern auch unter Wirtschaftlichkeitsaspekten vertretbar ist“, sagt Hornberger. Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass die vorgeschalteten Demontage- und Zerlegestrukturen eine einwandfreie Sortentrennung der verschiedenen Kunststoffe garantieren und zusätzlich eine Unterscheidung in flammschutzmittelhaltige und flammschutzmittelfreie Kunststoffe gewährleisten. „Im Rahmen dieser Aktivitäten kommt sehr deutlich zum Ausdruck, dass für eine erfolgreiche stoffliche Verwertung der Aufbau von Netzwerken mit folgenden Partnern notwendig ist: Gerätehersteller, Demontagefirmen, Aufbereitungsunternehmen, Kunststoffverarbeiter, wobei einer der Partner als Systemlieferant auftreten sollte“, stellt Hornberger fest.
Am Pilotversuch waren folgende Unternehmen beteiligt: Bauknecht Hausgeräte GmbH, Schorndorf, ZME Elektronik Recycling GmbH, Heuchelheim, Alfred Kärcher GmbH & Co., Königheim-Gissigheim, VonRoll MBB Recycling GmbH, Thierhaupten, und A-Z Ausrüstung und Zubehör GmbH & Co. AG, Hattingen. Das IPA hat die verfahrenstechnische Umsetzung begleitet und wird die Vorgehensweise dokumentieren. Gleichzeitig sollen die beispielhaft dargestellten Maßnahmen Eingang in ein Qualitätssicherungsverfahren finden, das Hinweise für eine Demontageanleitung, die Definition von Sorten, die Optimierung von Trennverfahren sowie die Festlegung von Qualitätskriterien mit entsprechenden Aussagen zur Kostenbetrachtung enthält. Auf diese Weise lassen sich die Ergebnisse jederzeit auf weitere Netzwerke für die Kunststoffsorten Polypropylen (PP), Arcylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer (ABS), Polycarbonat (PC), Polystyrol (PS) übertragen.
Die Ergebnisse des Pilotversuchs werden am 5. Juni 2002 im
Haus der Wirtschaft, Stuttgart, der Öffentlichkeit vorgestellt.
Ihr Ansprechpartner für weitere Informationen:
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA
Dipl.-Ing. Markus Hornberger
Telefon: 0711/970-1301, Telefax: 0711/970-1009, E-Mail: myh@ipa.fhg.de
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