Nachhaltigkeit: Forscher der Uni Halle entwickeln Milchkapsel, die sich selbst auflöst
Bei den neuen Milchkapseln handelt es sich im Grunde um Zuckerwürfel, die mit Milch oder Kondensmilch gefüllt sind. „Durch ihre Zuckerkruste haben die Kapseln eine Verpackung, die sich in heißen Flüssigkeiten einfach auflöst“, sagt Martha Wellner, die das Verfahren im Rahmen ihrer Promotionsarbeit am ehemaligen Zentrum für Ingenieurwissenschaften der MLU bei Prof. Dr.-Ing. Joachim Ulrich entwickelte.
Die Herstellung der Kapseln ist relativ einfach: Zunächst wird eine Lösung aus Milch und dem gewünschten Zucker hergestellt, die in eine Form gegeben wird. Danach kühlt die Lösung ab, wobei der überschüssige Zucker an den Rand der Flüssigkeit wandert und sich dort Kristalle bilden.
Im Inneren befindet sich dann eine Milch-Zucker-Lösung. In mehreren Versuchen untersuchte die Ernährungswissenschaftlerin Wellner, welche Stoffe und welche Abkühlungsprozesse die besten Ergebnisse liefern.
Bisher gibt es zwei Varianten des Milchcontainers: eine gesüßte und eine leicht gesüßte. An einer ungesüßten Kapsel arbeiten die Forscher derzeit noch. Die Kapseln können in verschiedenen Formen hergestellt und bei Raumtemperatur gelagert werden.
Einmal verkapselt, hält sich die Milch so für mindestens drei Wochen. „Unser Verfahren lässt sich auch für andere Flüssigkeiten einsetzen. Wir können zum Beispiel Fruchtsaftkonzentrat einkapseln“, so Wellner weiter.
Die Idee zu dem Verkapselungsverfahren ist Joachim Ulrich vor Jahren gekommen. Seine Arbeitsgruppe erforscht seit langem die Prozesse der Kristallbildung und wie sich diese industriell, zum Beispiel auch bei der Herstellung von Tabletten, nutzbar machen lassen.
„In anderen Promotionsarbeiten haben wir bereits andere Verfahren zu Verkapselung erforscht, jedoch mit anderen Zielsetzungen“, sagt Ulrich. Der potenzielle Nutzen der neuen umweltfreundlichen Entwicklung sei groß: „Die Kapseln sind zum Beispiel als mögliche Alternative für die kleinen, äußerst unpraktischen Verpackungen von Kaffeesahne gedacht, die es in großer Zahl etwa bei Konferenzen oder in Flugzeugen gibt.“
Für das Verfahren haben die Wissenschaftler bereits 2015 ein Patent angemeldet. Noch gibt es aber kein finales Produkt. Dafür muss noch überprüft werden, ob die Idee sämtliche Anforderungen für Lebensmittel erfüllt und ob sich die Milchkapseln auch kostengünstig in großer Stückzahl herstellen lassen.
Zur Publikation:
Wellner, M. and Ulrich, J. (2017), Design of Dissolvable Milk Containers for Convenient Handling. Chem. Eng. Technol., 40: 1247-1251. DOI:10.1002/ceat.201600714
Media Contact
Weitere Informationen:
http://www.uni-halle.deAlle Nachrichten aus der Kategorie: Materialwissenschaften
Die Materialwissenschaft bezeichnet eine Wissenschaft, die sich mit der Erforschung – d. h. der Entwicklung, der Herstellung und Verarbeitung – von Materialien und Werkstoffen beschäftigt. Biologische oder medizinische Facetten gewinnen in der modernen Ausrichtung zunehmend an Gewicht.
Der innovations report bietet Ihnen hierzu interessante Artikel über die Materialentwicklung und deren Anwendungen, sowie über die Struktur und Eigenschaften neuer Werkstoffe.
Neueste Beiträge
Lichtmikroskopie: Computermodell ermöglicht bessere Bilder
Neue Deep-Learning-Architektur sorgt für höhere Effizienz. Die Lichtmikroskopie ist ein unverzichtbares Werkzeug zur Untersuchung unterschiedlichster Proben. Details werden dabei erst mit Hilfe der computergestützten Bildverarbeitung sichtbar. Obwohl bereits enorme Fortschritte…
Neue Maßstäbe in der Filtertechnik
Aerosolabscheider „MiniMax“ überzeugt mit herausragender Leistung und Effizienz. Angesichts wachsender gesetzlicher und industrieller Anforderungen ist die Entwicklung effizienter Abgasreinigungstechnologien sehr wichtig. Besonders in technischen Prozessen steigt der Bedarf an innovativen…
SpecPlate: Besserer Standard für die Laboranalytik
Mehr Effizienz, Tempo und Präzision bei Laboranalysen sowie ein drastisch reduzierter Materialverbrauch: Mit der SpecPlate ersetzt das Spin-off PHABIOC aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) durch innovatives Design gleich…